Lebensdaten
1884 – 1979
Geburtsort
Groß-Bieberau (Odenwald)
Sterbeort
Rodau (Odenwald)
Beruf/Funktion
Pharmazeut ; Fabrikant
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 138170363 | OGND | VIAF: 88225830
Namensvarianten
  • Merz, Friedrich

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Zitierweise

Merz, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138170363.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig Martin (1856–1900), Landwirt in G., S d. Johann Friedrich (1812–1901), Landwirt u. Bgm. in G., u. d. Catharina Schönberger (1815–1902) aus Ober-Mossau;
    M Anna Elisabeth (1859–1901), T d. Müllermeisters Johann Philipp Schwörer u. d. Elisabeth Catharina Schmidt verw. Hartmann;
    B Georg (1893–1926), Mitgründer d. Fa. Merz & Krell;
    Darmstadt 1909 Anna (1887–1948), T d. Heinrich Heß, Inh. e. Maler- u. Lackierbetriebs in Norwich (Connecticut, USA), u. d. Dorothea Tron;
    2 T Anneliese (* 1911, Rudolf Hückmann, 1908–88, Rechtsanwalt u. Gesellschafter d. Fa. Merz & Co.), Elsbeth (* 1914, Karl Ludwig Adam, Dipl.- Kaufm.);
    E Jochen Hückmann (* 1942), Geschäftsführender Gesellschafter d. Fa. Merz & Co.

  • Biographie

    M. zeigte wenig Interesse für die Übernahme der ererbten Landwirtschaft. Nach dem Realschulabschluß, einer Apothekerlehre in Lauterbach in Oberhessen und der 1904 bestandenen Prüfung zum Apothekergehilfen arbeitete er je ein halbes Jahr in Fribourg (Schweiz) und in Metz. Mit den erworbenen Ersparnissen bezog er die TH Darmstadt und legte dort im Sommer 1907 das Examen als Apotheker und das Chemische Verbandsexamen ab. Bereits 1905 hatte er sein erstes Reichspatent für ein Haarwasser erlangt. Mit seinem Erbteil und einem Darlehen seines Metzer Arbeitgebers machte er sich 1908 in Frankfurt/Main als Fabrikant für Apothekenbedarf selbständig. Er begann mit der Einführung der eben erst in England entwickelten Tube für die bisher nur in Kruken und Dosen verkauften Salben. Eine von ihm umgebaute Wurstfüllmaschine in einer kleinen Werkstatt stellte die erste Apparatur in dem Einmannbetrieb dar. Trotz einiger Rückschläge entwickelte M. die Tubenproduktion weiter, erwarb ein Gebrauchsmuster für die Einführung von halbflüssigen Präparaten in Körperhöhlen und konstruierte eine Abfüllmaschine, die er ebenfalls vertrieb. 1909 vergrößerte er sein Unternehmen und richtete ein Labor ein. Alles, was bisher in Apotheken und von Drogisten in unhygienischen Kruken angeboten wurde, lieferte M. nun in den bequemer zu handhabenden Tuben und verstand es, deren Vorteil durch geschickte Werbung bekannt zu machen. Bald stellte er auch Tabletten aller Art her. 1910 entwickelte er das Empfängnisverhütungsmittel „Patentex“, das rasch großen Absatz fand. Kurz darauf gelang ihm seine wohl wichtigste Erfindung mit der Salbengrundlage „Serol“, die 1911 patentiert wurde. Ergriff dabei auf das Milchserum zurück, das schon in seinem ersten Patent eine Rolle gespielt hatte. Daraus gewann er eine fettfreie, wasserlösliche und völlig neutrale Substanz, in der sich viele Wirkstoffe lösen und zugleich in tiefere Schichten der Haut einbringen ließen. Noch im selben Jahr verlegte M. seinen Betrieb in eine ehemalige Zigarettenfabrik und errichtete Niederlassungen in der Schweiz und Österreich. Die von ihm übernommenen Fabrikationsräume regten ihn auch zur Entwicklung einer Menthol-Zigarette an.

    Im 1. Weltkrieg galt das Unternehmen als kriegswichtig und konnte seine Heilmittelproduktion ausbauen. 1919 beschäftigte M. bereits über 150 Mitarbeiter. Die Zigarettenproduktion wurde erheblich vermehrt und brachte bis zum 2. Weltkrieg gute Umsätze. Zugleich nahm M. die Herstellung von Kosmetika als dritten Betriebszweig auf. Auch dafür entwickelte er selbst eine ganze Serie von Präparaten, von denen „Placentubex“ am bekanntesten wurde. Typisch für seine Arbeitsweise wurde die Kombination ganzer, aufeinander abgestimmter Serien von Kosmetika, die alle Anwendungsbereiche abdeckten. Seit 1920 gab es auch Niederlassungen in Newark (USA) sowie in Großbritannien. Dank des weltweiten Erfolges der Produkte wurde das Unternehmen ständig erweitert und hatte schließlich rund 1000 Beschäftigte. Für seinen jüngsten Bruder hatte M. in Reinheim eine Fabrik für Bürobedarf gegründet, die er nach dessen frühem Tod seiner eigenen Firmengruppe angliederte. Dazu gehörten auch zwei Apotheken in seiner Heimat. Dorthin wurde im 2. Weltkrieg ein Teil der Pharma-Produktion aus dem Frankfurter Stamm werk verlagert, so daß nach dessen weitgehender Vernichtung durch Bombenangriffe der Wiederaufbau rasch vorangetrieben werden konnte. Dank der Diversifikation hat die Merz-Cruppe auch konjunkturelle Rückschläge gut überstanden und beschäftigte beim Tode ihres Gründers immer noch 850 Mitarbeiter. M. blieb bis in sein hohes Alter dem von ihm aufgebauten Unternehmen, das er in einen Familienbetrieb umwandelte, eng verbunden. In langen Jahren hat er daneben in Fachverbänden und Gremien der Markenartikelhersteller mitgearbeitet. Ebenso war er viele Jahre Mitglied des Beirates der AOK Frankfurt. Die letzten Jahre verbrachte er in seiner Odenwälder Heimat. Anläßlich des 100. Geburtstages von M. stiftete die Firma Merz eine Gastprofessur für Humanmedizin oder Pharmazie an der Univ. Frankfurt|

  • Auszeichnungen

    Ehrenbürger v. Groß-Bieberau.

  • Literatur

    F. Lerner (Hrsg.), Das tätige Frankfurt, 1955, S. 359 ff.;
    50 J. Merz & Co., in: Dt. Apotheker-Ztg. 98, 1958, S. 123 f. (P);
    Apotheker F. M. 80 J. alt, ebd. 104, 1964, S. 1507 f.;
    E. Kreißler, Vertraue Dir selbst, Portrait n. Unternehmers F. M., 1979 (P);
    Dt. Apotheker-Biogr., Erg.bd., 1986, S. 307 f. (H.-D. Schwarz).

  • Autor/in

    Franz Lerner
  • Zitierweise

    Lerner, Franz, "Merz, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 198-199 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138170363.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA