Dates of Life
1777 – 1854
Place of birth
Mülheim/Rhein
Place of death
Köln
Occupation
Kaufmann ; Geheimer Kommerzienrat ; Mitbegründer und Präsident des Preußisch-Rheinischen-Dampfschiffahrtsgesellschaft ; Handelskammerpräsident ; Wirtschaftspolitiker
Religious Denomination
reformiert
Authority Data
GND: 140057803 | OGND | VIAF: 13689986
Alternate Names
  • Merkens, Peter Heinrich
  • Merkens, Pether Heinrich

Relations

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Citation

Merkens, Peter Heinrich, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd140057803.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Matthias Daniel (1740–80), Bäckermeister in M., Diakon d. ev.-ref. Gemeinde, S d. Johann Peter in Jülich u. d. Katharina Gertrud Troßtorf;
    M Helena Petronella Croon (* 1740);
    Stief-V (seit 1781) Johann Simon Sohns, Spenglermeister in M.; - 1) Altena 1799 (kirchl.), Köln 1801 (zivil) Elisabeth (1783–1842, kath.), T d. Joseph v. Coels (1734–90), kurköln. GR in Bonn, u. d. Theresia Haes (1758–1835, Stief-T d. Johann Jacob v. Wittgenstein, 1754–1823, Bgm. v. K., 2) Köln 1843 Odilie (1808–74), T d. Johann Michael DuMont (1782–1865), Tabakfabr. in K., u. d. Josepha Send; Gvv d. 2. Ehefrau Franz Heinrich Joseph Du Mont (1751–87), Tabakfabr., Ratsherr in K. (s. NDB IV*);
    2 S, 1 T, Jakob (1808–1902), Gutsbes. auf Burg Mödrath, Franz (1823–1905), Rentier in Rhöndorf, Johanna (1801–74, Hubert Seydlitz, 1802–69, Kaufm. u. Bankier, seit 1840 Mitinh. d. Fa. Seydlitz & Merkens);
    E Erich (1864–1946), Gutsbes. auf Glowe u. Kossenblatt (Mark Brandenburg); Verwandter Heinrich v. Wittgenstein (1797–1869), Reg.präs. v. K. 1848.

  • Biographical Presentation

    M. stammte aus bescheidenen, jedoch gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen. Er besuchte nach der Volksschule das angesehene prot. Handelsinstitut von Ising, bevor er 1792 eine kaufmännische Lehre in Köln bei|Everhard Caspar Schüll, einem erfolgreichen Speditionskaufmann und Gewürzhändler, absolvierte. M.s Lehrjahre fielen in die Zeit des Umbruchs von der reichsstädtischen Freiheit in die Ära der franz. Besetzung Kölns. Zur Aufbesserung seiner geringen Einkünfte als junger Kommis des Handelshauses „in Spezerei u. Weinen“ von Johann Jacob Schüll unterrichtete M. Ende der 90er Jahre als Hilfslehrer am Kölner Töchterinstitut von M. A. Aubry. Hier lernte er eine erst 16jährige vermögende kath. Adelige kennen. Der unbemittelte prot. Zuwanderer entführte sie 1799 aus dem franz. besetzten Köln ins preuß. Altena, wo die beiden gegen den Willen der Brauteltern Coels/Wittgenstein katholisch getraut wurden. Diese versöhnten sich erst 1814, unmittelbar nach dem Abzug der Franzosen aus Köln, mit ihrem ref. Schwiegersohn, als dieser bereits ein bekannter, wohlhabender Kaufmann mit wichtigen Ehrenämtern in Wirtschaft und Verwaltung war.

    Nachdem Georg H. Koch, der Schwiegersohn von J. J. Schüll, in dessen Handlung Teilhaber geworden war, M. sich also keine Hoffnungen mehr auf einen Einstieg dort machen konnte, eröffnete er 1808 gemeinsam mit dem aus Maastricht stammenden Jacob Seydlitz, der zur Firma Schüll Geschäftsbeziehungen unterhielt, eine Kolonialwaren- und Gewürzhandlung, die bald im Salzvertrieb eine Monopolstellung besaß. Als Seydlitz 1810 starb, führte M. das Unternehmen gemeinsam mit der Witwe weiter und baute es sukzessiv unter späterer Hinzunahme bankgeschäftlicher Funktionen zu einem der größten Handelshäuser Kölns aus.

    Seit 1810 war M. Mitglied der Kölner Handelskammer, seit 1816 war er für die monatliche und jährliche Berichterstattung an die preuß. Behörden zuständig; rasch wurde er der führende Kopf der Kammer, 1829/30 war er ihr Vizepräsident, 1831 ihr erster frei gewählter Präsident. Bis 1837, als er „wegen überhäufter Geschäfte“ um seinen Abschied bat, gestaltete er an der Spitze der Kammer die Entwicklung Kölns zum Wirtschaftszentrum maßgeblich mit. Unter M. entfaltete sich die Kölner Kaufmannsvertretung zur führenden Freihandelskammer Preußens. Die entscheidende Denkschrift zur Aufhebung des Umschlagrechts hatte M. bereits 1816 verfaßt. Sie wies ihn als einen „Mann der neuen Zeit“ aus. M. versuchte in seiner Denkschrift, Köln auf die neue Situation für Handel und Schifffahrt vorzubereiten. „Erbschaften und Privilegien“, so argumentierte er 1831 nach Erlaß der Rheinschiffahrtsakte, als Zuwanderer selbst unbelastet von reichsstädtischen Traditionen, „haben niemals durch eine Reihe von Generationen hindurch dauernden Wohlstand gegeben, sie machen bequem“.

    Seit Beginn der preuß. Zeit gehörte M. dem Stadtrat an. 1826-45 vertrat er die Stadt im Rhein. Provinziallandtag; 1847 war er der erste Kölner Abgeordnete im Vereinigten Landtag. M. besaß von allen frühen Unternehmern im Rheinland die größte parlamentarische Erfahrung; er gestaltete die rhein.-liberale Politik des Vormärz maßgeblich mit; häufig war er für längere Zeit auch persönlich in Berlin. So informierte er seine Kölner Kollegen 1825 brieflich von der bevorstehenden Auflösung des Handelsministeriums. 1827/28 setzte er in Berlin eine staatliche Entschädigung für den Wegfall des Umschlagrechts durch; vergeblich forderte er seinerzeit allerdings eine Handelsmesse für Köln, das er wegen der exzellenten Verkehrslage Messestädten wie Frankfurt/Main oder Leipzig überlegen sah. 1843 brachte M. im Landtag den ersten Antrag auf „Gleichstellung der Juden mit den übrigen Staatsbürgern“ ein. 1817 initiierte er im Haus der Handelskammer als Ausgleich für den verlorenen Stapel eine Transportversicherung für auf dem Rhein verschiffte Güter. Die Rheinschiffahrts-Assekuranz-Gesell-schaft, seit 1822 offiziell konzessioniert, war die erste eigenständige Versicherungs-AG für Warentransporte auf dem Rhein mit zwei getrennt operierenden Gruppen in Köln und Mainz. 1845 entstand aus der Kölner Gruppe die „Agrippina See-, Fluß- und Landtransport-Versicherungs-Gesellschaft“. Die Organisation der Rheinschiffahrts-Assekuranz wurde zum Vorbild für alle frühen Aktiengesellschaften des Rheinlands, insbesondere auch für die Preuß.-Rhein. Dampfschiffahrts-Gesellschaft in Köln. Hierfür legte M. gemeinsam mit B. Boisserée 1825 den Gründungsprospekt in der Handelskammer auf. Die AG wurde im Juni 1826 konzessioniert. M. übernahm – wie bei der Rheinschiffahrts-Assekuranz – den Vorsitz im Verwaltungsrat der Gesellschaft, die seit 1853 in Betriebsgemeinschaft mit der „Niederrheinischen“ als „Köln-Düsseldorfer“ firmierte.

    Das Explosionsrisiko der Dampfschiffe war beträchtlich und konnte zunächst nur bei ausländischen Versicherern gedeckt werden. Als seit 1837 nur noch wenige hiervon in Köln zugelassen waren, schloß sich M. zu Beginn des Jahres 1838 sofort einer Initiative der Bankhäuser Rothschild und Oppenheim an, in Köln eine eigene Feuerversicherung zu gründen. M. wurde im April 1838 gemeinsam mit den vier großen Kölner Privatbanken Oppenheim. Schaaffhausen, Stein und Herstatt|Stifter der Kölnischen Feuerversicherung, die im März 1839 als Aktiengesellschaft konzessioniert wurde und zwei Jahre später den Namen „Colonia“ erhielt. Auch hier trat M. an die Spitze des Verwaltungsrats. In M.s Zeit als Präsident der Kölner Handelskammer fällt Ludolf Camphausens Initiative für den Bau eines „eisernen Rheins“. M. wurde im Mai 1833 Mitglied des Komitees für den Bau einer Eisenbahn nach Belgien. 1835 gehörte er zu den ersten Direktoren der Rheinischen Eisenbahngesellschaft, die nach langen Querelen mit David Hansemann erst 1837 konzessioniert wurde.

    Bis zu seinem Tod im Januar 1854 blieb M. Präsident sowohl des Verwaltungsrats der „Köln-Düsseldorfer“ wie der „Colonia“. Er identifizierte sich insbesondere mit diesen beiden Gesellschaften. Nach seinem Tod setzten die 22 Schiffe der „Köln-Düsseldorfer“ ihre Flaggen für sechs Wochen auf Halbmast. M., dem als Unternehmer großer Erfolg beschieden war und der die wirtschaftlichen und politischen Interessen seiner Region in den entscheidenden Gremien mit Vehemenz, aber auch Besonnenheit vertrat, wurden zahlreiche Ehrungen zuteil. Als Nestor der Kölner Unternehmer der ersten Hälfte des 19. Jh. war er Vorbild für viele seiner großen liberalen Kölner Weggefährten wie L. Camphausen, E. Schnitzler und W. L. Deichmann. Das von M. geführte Handels- und Bankhaus Seydlitz & Merkens, das um 1850 bei zahlreichen Neugründungen und Umwandlungen von Unternehmen des Rheinlands führend beteiligt war, wurde bereits 16 Jahre nach seinem Tod liquidiert.|

  • Awards

    GKR (1851);
    Ehrenlegion (1842);
    Roter Adlerorden 3. Kl. mit Schleife.

  • Literature

    M. Schwann, Gesch. d. Kölner Handelskammer I, 1906;
    E. Gothein, Verf.- u. Wirtsch.gesch. d. Stadt Köln v. Untergange d. Reichsfreiheit bis z. Errichtung d. Dt. Reiches, 1916;
    G. Croon, Der Rhein. Provinziallandtag bis z. J. 1874, 1918;
    H. F. Macco, Stammtafel d. Fam. v. Marcken zu Marcken, seit 1600 Merkens gen., 1823;
    A. Krüger, Das Kölner Bankiergewerbe, 1925;
    H. Grupe, P. H. M. (1778-1854), in: Rhein.-westfäl. Wirtsch.biogrr. V, 1953, S. 1-26 (P);
    H. Kellenbenz u. K. van Eyll, Die Gesch. d. unternehmer. Selbstverwaltung in Köln 1797-1914, 1972 (P);
    K. Schwank, P. H. M., 1973 (P);
    H. v. Wedel, Heinrich v. Wittgenstein 1797-1869, Unternehmer u. Politiker in Köln, 1981;
    ders., Eine Entführung im Köln d. J. 1799, in: Genealogie 7, 1982, S. 203-13;
    Kölner Unternehmer u. d. Frühindustrialisierung in Rheinland u. Westfalen (1835–1871), Ausst.kat. Köln 1984 (P);
    K. van Eyll, P. H. M., d. Symbolfigur, in: Markt u. Wirtsch., 1985, S. 28-31 (P);
    dies., … genannt Colonia, 150 J. Köln. Feuer-Versicherungs-Ges. AG 1839-1989, 1989 (P);
    J. Stephan, Der Rhein. Provinziallandtag 1826-1840, Eine Studie z. Repräsentation im frühen Vormärz, 1991;
    |

  • Primary Sources

    Qu.: Fam.archiv v. Wittgenstein(Hist. Archiv d. Stadt Köln); Archiv Bankhaus Sal. Oppenheim jr. & Cie., Köln; Rhein.-Westfäl. Wirtsch.-archiv zu Köln; Archiv d. Colonia AG, Köln.

  • Portraits

    Ölgem. v. S. Meister (Köln, Stadtmus.), Kopie in d. IHK zu Köln;
    Phot. (Köln, Rhein. Bildarchiv);
    Standbild (Köln, Hansagymnasium);
    Büste v. Ch. Mohr (Köln, Melaten-Friedhof);
    Bronzestatue v. W. Albermann (Privatbes.).

  • Author

    Klara van Eyll
  • Citation

    Eyll, Klara van, "Merkens, Peter Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 153-155 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd140057803.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA