Lebensdaten
erwähnt um 1490 oder 1515 , gestorben 16. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Maler ; Entwurfszeichner von Glasgemälden
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 13711110X | OGND | VIAF: 81347449
Namensvarianten
  • Meister, Clais
  • Meister von Sankt Severin
  • Meister von St. Severin
  • mehr

Quellen(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Meister von St. Severin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13711110X.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    M. ist benannt nach zwei Altarflügeln in der Kirche St. Severin in Köln. Seine Ausbildung erhielt er, wenigstens vorübergehend, beim Kölner Meister der Hl. Sippe d. J. Künstlerisch steht M. dem etwa zehn Jahre früher geborenen Kölner Meister der Ursula-Legende nahe, dessen Arbeiten von der Forschung des 19. Jh. noch nicht als eigenständig erkannt wurden. Erst C. Aldenhoven teilte 1902 den umfangreichen Werkkomplex auf zwei Künstlerpersönlichkeiten auf, wodurch sich das Œuvre M.s zwar als überschaubar, aber keineswegs als einheitlich herausstellte. Die Werke M.s stehen am Umbruch von der Spätgotik zur Renaissance; sie erweisen sich als ungleichwertig im Stil, im Kolorit sowie im Typus des erfaßten Menschenideals, der es besonders dem modernen Betrachter schwierig macht, Zugang zur Malweise M.s zu bekommen. Der ganze Kontrast äußert sich in den beiden einzigen genauer zu datierenden Werken, die im Schaffen M.s den Anfang und den Höhepunkt kennzeichnen, dem Kreuzigungsaltar in Boston (ca. 1492/93, Museum of Fine Arts) und dem Kölner Dreikönigsaltar des Christian de Conreshem (1512/13, Wallraf-Richartz-Museum). Das Frühwerk wird durch feste Modellierungen der Figuren sowie durch ein kühles Kolorit und mangelnde Raumschichtungen charakterisiert. Es läßt den Einfluß des Kölner Meisters der Hl. Sippe d. J. erkennen, während sich im Spätwerk eine starke Berührung mit der Kunst des Ursula-Meisters zeigt. Die Betonung des Linear-Formalen ist einer gewissen Auflockerung durch tonigere Farbwerte und weichere Übergänge in Licht- und Schattenzonen gewichen. Geblieben ist das Fehlen von Luftschichten und die Vorliebe für symmetrischen Bildaufbau, der beim Dreikönigsbild in Köln auch auf die späte Einwirkung Stefan Lochners zurückgeht. Älteren Traditionen der Kölner Malerei bleibt der Meister auch in den beiden namengebenden Heiligentafeln in St. Severin verpflichtet, auf denen die Figuren ebenso statisch wie zeitlos vor einem Brokatvorhang erscheinen. Ihre ansprechenden, wenn auch etwas ausdruckslosen Gesichter sind für das Werk des Meisters nicht allgemeingültig. Das vergröberte, realistisch beobachtete Menschenideal, das in den Physiognomien der Apostel der Passionsfolge (um 1505, Bonn, Rhein. Landesmus.; Köln, Wallraf-Richartz-Mus.; München, Alte Pinakothek) ebenso begegnet wie in den Gesichtern der anbetenden Könige, ist als Zeichen der Zeit aus der Berührung mit Vertretern des Antwerpener Manierismus wie dem Meister der Groote-Anbetung oder Pseudo-Blesius zu bewerten. Der Einfluß der Antwerpener Malerei ist jedoch im wesentlichen noch ebenso ungeklärt wie die Werkstattzusammenhänge mit dem Meister der Ursula-Legende. Gegenstand der Forschung ist weiterhin der Name M.s, der von Rode durch Untersuchung der Glasfenster im Kölner Dom versuchsweise mit dem seit 1508 nachweisbaren Kölner Stadtmaler Meister Clais identifiziert wurde.

  • Werke

    Weitere W Anbetung durch d. Könige, um 1505-10 (Köln, Wallraf-Richartz-Mus.);
    Weltgericht, um 1510 (ebenda);
    2 kleinformatige, auf Seide mit Tempera ausgeführte Darstellungen (Bursen?): acht weibl. Heilige u. Gregorsmesse (beide ebenda). – Zugeschrieben: Entwürfe f. drei Glasfenster im nördl. Seitenschiff d. Kölner Domes, 1508-09.

  • Literatur

    C. Aldenhoven u. L. Scheibler, Gesch. d. Kölner Malerschule, 2 Bde., 1902, S. 278 ff.;
    H. Brockmann, Der M. u. d. Meister d. Ursula-Legende. Die Spätzeit d. Kölner Malerschule, 1924;
    A. Stange, Dt. Malerei d. Gotik, Bd. 5. Köln 1450-1515, 1952, S. 103 ff.;
    ders., Krit. Verz. d. dt. Tafelwerke vor Dürer I, 1967, Nr. 308 ff.;
    H. Förster, Das Wallraf-Richartz-Mus. in Köln, 1961, S. 27 ff.;
    H. Rode, Die Namen d. Meister d. Hl. Sippe u. v. Sankt Severin, in: Wallraf-Richartz-Jb. 31, 1969, S. 249 ff.;
    KML;
    ThB.

  • Autor/in

    Barbara Jakoby
  • Zitierweise

    Jakoby, Barbara, "Meister von St. Severin" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 719 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13711110X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA