Lebensdaten
um 1450 – um 1500
Beruf/Funktion
Maler ; Graphiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118546961 | OGND | VIAF: 79397502
Namensvarianten
  • Nivergalt von Worms, Nikolaus
  • Meister des Amsterdamer Kabinetts
  • Reuwich, Erhard
  • mehr

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Zitierweise

Meister des Hausbuchs, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118546961.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Der Meister wurde früher gleichgesetzt mit Hans Holbein dem Älteren, dem jungen Matthias Grünewald, Dürers rätselhaftem „Strassburger Meister“ von 1493, Wilhelm|Pleydenwurff, Martin Caldenbach, Nikolaus Nivergalt von Worms, Wolfgang Beurer sowie Erhard Reuwich von Utrecht und Mainz, der Bernhard von Breydenbach's „Peregrinationes in Terram Sanctam“ (Mainz, Februar 1486) illustrierte. Sein Not- oder Behelfsname hängt mit dem sogenannten Wolfegger „Hausbuch“, einem Büchsenmeisteralbum, zusammen, in dem sich neben medizinischen Rezepten, technischen Auskünften über Münzen und Bergwerksarbeiten auch Zeichnungen der Planetenkinder von seiner Hand, sowie ritterlich-höfische Szenen anderer Meister finden. Er wird auch „Meister des Amsterdamer Kabinetts“ genannt, da sich von seinen 89 Kaltnadelradierungen 80, zumeist Unikate, im Rijksprentenkabinett in Amsterdam befinden. Diese Kaltnadelradierungen sowie seine Feder- und Silberstiftzeichnungen wirken außerordentlich lebendig und humorvoll. Neben wilden Leuten, einem sich kratzenden Hund, spielenden Kindern und ungleichen Liebespaaren zeichnete er auch eine Reihe parodistischer „Wappen“ für Bauern, Gaukler, Garnhasplerinnen und böse Weiber. Daß diese Kaltnadelradierungen, übrigens die frühesten überhaupt, seine Haupteinnahmequelle bildeten, ist kaum möglich. Schließlich wurden sie in Weichmetall geritzt und ergaben daher nur wenige Abdrucke. Die Prägnanz und Munterkeit seines Zeichenstils und seine unbeholfene Perspektive lassen vermuten, daß er in seiner Jugend als Miniaturmaler ausgebildet wurde. Ein Evangeliar aus dem Kartäuserkloster in Koblenz (um 1475–80) mit Bildnissen der vier Evangelisten von seiner Hand steht stilistisch unter dem Einfluß der Belial-Handschrift von 1461 (München, Staatsbibliothek) des Bruders Nikolaus Rohrbach. Ein Passionsaltar desselben Meisters um 1480 (heute verteilt auf die Museen in Freiburg, Frankfurt, West- und Ost-Berlin) soll für eine Kirche in Speyer gemalt worden sein. In Heidelberg zeichnete der Meister 1480 mit der Feder das Bildnis Philipps des Aufrichtigen, des Pfälzer Kurfürsten, den er mit seinem Hofsänger und Dichter Johann von Soest darstellte. Es ist zugleich das Dedikationsbild des Romanepos „Die Kinder von Limburg“ (Heidelberg, Universitätsbibliothek). Hier bildet er offenbar seinen Hofstil aus, für den als die elegantesten Beispiele seine Kaltnadelradierungen „Aristoteles und Phyllis“, „Salomons Götzendienst“ und „Der Jüngling und der Tod“ sowie die Silberstiftzeichnungen seiner „Liebespaare“ (Berlin-Dahlem, Leipzig) repräsentativ sind. Das „Liebespaar“, in Halbfigur auf Lindenholz gemalt (Gotha), stellt wahrscheinlich Graf Philipp von Hanau-Münzenberg und Margarete Weisskircher dar.

    Seine letzten, meist skizzenhaften Stiche, wie die „Heilige Familie beim Rosenstock“, sowie seine frühesten („Der gute Hirte“, „Die vier Propheten“) stellen meist religiöse Themen dar. Durch Infrarot-Reflectographie wurde nachgewiesen, daß nur vier der neun Tafeln des „Marienlebens“ in Mainz von ihm selbst stammen. Vielleicht ist der Hausbuchmeister vor Vollendung dieses Werks (1505) gestorben.

    Seine Kaltnadelstiche von Liebespaaren, spielenden Kindern und satirischen Wappen wurden nicht nur von Wenzel von Olmütz, Israhel van Meckenem und dem „Meister bxg“ in Kupferstichen, sondern auch von vielen anderen für Gemälde, Radierungen, Glasmalerei und Holzschnittillustrationen für Bücher kopiert. Des Meisters Darstellungen eleganter junger Höflinge um 1480 übten zugleich einen starken Einfluß auf die Kunst und die äußerliche Erscheinung des jungen Dürer aus.

  • Literatur

    M. Lehrs, Der Meister d. Amsterdamer Kabinetts, 1893/94, ders., Gesch. u. krit. Kat. d. dt., niederländ. u. franz. Kupferstichs im 15. Jh., 1908-34, Bd. 8;
    H. T. Bossert u. W. F. Storck, Das ma. Hausbuch nach d. Original im Bes. d. Fürsten v. Waldburg-Wolfegg-Waldsee, 1912;
    J. Gf. Waldburg-Wolfegg, Das ma. Hausbuch, 1957;
    J. Campbell Hutchison, The Master of the Housebook, 1972;
    J. P. Filedt Kok, Vom Leben im späten MA, Der Hausbuchmeister od. Meister d. Amsterdamer Kabinetts, Ausst.kat. 1985;
    ThB.

  • Autor/in

    Jane Campbell Hutchison
  • Zitierweise

    Hutchison, Jane Campbell, "Meister des Hausbuchs" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 714-715 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118546961.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA