Lebensdaten
1840 – 1915
Geburtsort
Neiße (Oberschlesien)
Sterbeort
Sielce-Sosnowitz (Polen)
Beruf/Funktion
Industrieller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 136667090 | OGND | VIAF: 80973063
Namensvarianten
  • Mauve, Ludwig

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Zitierweise

Mauve, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136667090.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig (1796–1867), Postdir. in N., S d. Carl Philipp (1754–1821), Landrat in Lingen u. Tecklenburg, u. d. Wilhelmine Möller;
    M Walburga (1807–62), T d. Juristen u. Geh. Rats Everhard Joseph v. Nerée (1772–1820) in Rees/Rhein u. d. Caroline v. Locquenghien;
    B Carl (1829–86), Bergwerksdir., Generalbevollmächtigter d. Tiele-Wincklerschen Gruben u. Hüttenwerke in Kattowitz, Bergrat, Gründer u. Vorsitzender d. Oberschles. Berg- u. Hüttenmänn. Ver. (s. L), Gerhard (1836–1912), Bergwerksbes. in Blosdorf (Mähren);
    Tarnowitz 1867 Selma (1849–1940). T d. Hüttendir. Gideon Lange u. d. Mathilde Gross;
    3 S, 4 T, u. a. Karl (1868–1941), Industrieller u. Gutsbes. in Kielce (Polen), Ludwig (1872–1932), Zementfabr. in Klucze (Polen), Waldemar (1875–1937), Leiter d. Petschekschen Grubenverwaltung in Kattowitz;
    N |Franz (1864–1931), Vizeadmiral, Chef d. älteren Linienschiffe in d. Skagerrak-Schlacht, Eberhard (1885–1964), fürstl. Liechtensteinscher Bergrat, Industrieller in Blosdorf, Rennreiter u. Pferdezüchter;
    Ur-E Karl Eberhard (* 1934), Vorstandsmitgl. d. Wasag-Chemie in Essen.

  • Biographie

    M. studierte in Breslau und Berlin das Bergfach und legte das Assessorexamen ab. Anschließend war er zunächst in Tarnowitz (Oberschlesien) als Bergverwalter tätig und ging dann, auf Vermittlung seines älteren Bruders Karl, als Gutachter und Bergbausachverständiger nach Rußland, wo er sich anfangs in Moskau und dann im Donez-Kohlenbecken aufhielt. 1875 übernahm er die Leitung der land- und forstwirtschaftlichen Besitzungen sowie der Steinkohlengruben der Erben des 1874 verstorbenen Großindustriellen Andreas Maria Graf Renard in Sielce bei Sosnowitz, wo er bis zu seinem Tode verblieb. 1884 gründeten die Renardschen Erben gemeinsam mit anderen deutschen Kapitalgebern die „Gewerkschaft Graf Renard“, die den Abbau von Steinkohle und Erzen intensivieren sollte. Weitgehend M.s persönliche Leistung war während der folgenden Jahrzehnte der Aufbau eines ausgedehnten und leistungsfähigen Industriegebiets in der Region Sosnowitz-Sielce als Generaldirektor dieser Gesellschaft. Unter seiner Leitung entstanden 1876-1910 zahlreiche neue Kohlengruben, und einige schon bestehende wurden modernisiert. Durch Einführung der neuesten Techniken und Verfahren (mechanische Förderanlagen, Elektrifizierung der Gruben) schuf er die modernsten Kohlezechen im Russischen Reich. Durch den Bau von Verbindungsbahnen verbesserte er die Verkehrslage seiner Betriebe. Die Kohlenförderung, die 1860 weniger als 40000 Tonnen (2,3 Mill. Pud) betragen hatte, steigerte M. bis 1881 auf über 160000, bis 1897 auf fast 500000 und in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg auf zwischen 700000 und 800000 Tonnen. 1904-06 errichtete er das Walzwerk „Renard“ zur Herstellung von nahtlosen Mannesmannröhren, das erste seiner Art im Russischen Reich, und 1912 ein Drahtwalzwerk. Immer neue Kohle-, Eisen- und Bleivorkommen wurden erschlossen. Steinbrüche, Kalköfen, Ziegeleien und eine Brauerei rundeten das Bild einer vielseitigen unternehmerischen Tätigkeit ab.

    M. schuf eine Vielzahl von Einrichtungen der betrieblichen Sozialbetreuung für die zuletzt mehr als 6000 Arbeiter der von ihm geleiteten Werke: Wohnungen, ein Krankenhaus, Schulen, eine Lebensmittelversorgung, eine betriebliche Altersversicherung sowie eine Spar- und Darlehenskasse. Die Ansiedlung zahlreicher weiterer Betriebe im Gebiet Sosnowitz-Sielce – Eisenhütten, Walzwerke, Textilfabriken, chemische Fabriken –, die eine hochentwickelte und vielseitige Industriestruktur entstehen ließ, geht auf seine Initiative zurück. Auf dem 1880 von den Renardschen Erben erworbenen Gut Klucze förderte M. Eisenerz und richtete eine Papier- und eine Zementfabrik ein. Der Ausbruch des 1. Weltkriegs, wenige Monate vor M.s Tod, erschwerte den Fortgang der unternehmerischen Aktivitäten, die später von seinen Söhnen fortgesetzt wurden.

  • Literatur

    H. Mauve, Der Schöpfer d. Industriereviers Sosnowitz-Sielce, L. M., in: H. Lück, Dt. Gestalter u. Ordner im Osten, 1940 (P);
    ders., Gesch. d. Fam. Mauve, 1981 (L, P, auch v. zahlr. weiteren Mitgliedern d. Fam.);
    A. Perlick, Oberschles. Berg- u. Hüttenleute, 1953. – Zu Antonij: R. Bouyer, A. M., Sa vie, son œuvre, 1898;
    ThB;
    Zu B Karl:
    K. Fuchs, Wirtschaftsgesch. Oberschlesiens 1871-1945, 1981;
    Zs. d. oberschles. Berg- u. Hüttenmänn.Ver. 25, 1886, S. 327-29.

  • Autor/in

    Hans Jaeger
  • Zitierweise

    Jaeger, Hans, "Mauve, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 454-455 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136667090.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA