Lebensdaten
1913 – 1952
Geburtsort
Hoyerswerda (Niederschlesien)
Sterbeort
bei Pforzheim
Beruf/Funktion
Historiker
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116842520 | OGND | VIAF: 54513491
Namensvarianten
  • Mau, Hermann
  • Mau, Hermann August Friedrich Wilhelm

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Mau, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116842520.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August ( 1928), leitender Arzt d. Kreiskrankenhauses in H., S e. Pfarrers in Holstein;
    M Franziska Sievers aus Bremen (aus Juristenfam.); ledig.

  • Biographie

    M. wurde zu Ostern 1923 in die Thomasschule in Leipzig aufgenommen, wo er als Alumne Mitglied des Thomanerchores wurde und seine musikalische und geistige Prägung durch den Thomaskantor Karl Straube erfuhr. 1932-37 studierte er in Leipzig Geschichte, Deutsch und Soziologie, wobei besonders Herbert Grundmann, Theodor Frings und, durch seine welthistorische Richtung, Hans Freyer auf ihn wirkten. Als „Beitrag zur Geschichte der deutschen Einungsbewegung“ erschien 1941 seine Dissertation über „Die Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild in Schwaben“, nämlich deren politische Geschichte bis zum Tode Kaiser Siegmunds (1437). Hermann Heimpel folgte er 1941 als Assistent am dortigen Historischen Seminar nach Straßburg, wo er sich mit einer Arbeit über Cluny habilitierte (Manuskript im Institut für Zeitgeschichte, München). Seine nach dem Kriege publizierte Antrittsvorlesung betraf die Geschichte der Jugendbewegung. Seit Frühjahr 1944 lehrte M. vertretungsweise in Jena und kehrte nach der Kapitulation nach Leipzig zurück. Seit Oktober 1946 hielt er Vorlesungen und Übungen mit ihn beglückendem großem Zulauf. Seine Hoffnung auf freiheitliches Studieren wurde bald enttäuscht. Der in die Ostzonen-CDU Eingetretene erlitt wochenlange Gefängnishaft; als er, da sich seine Verhaftung als Irrtum erwiesen hatte, entlassen wurde, durfte er sich im Kloster Niederaltaich erholen – tief beeindruckt von benediktinischer Gastfreundschaft und tröstendem monasüschem Lebensstil. Nachdem er kurze Zeit das „Jugendreferat“ in Jakob Kaisers Ost-CDU in Berlin geleitet hatte, folgte er, der sich in sozialistischer Grundstimmung eine „Option“ zwischen „Ost“ und „West“ hatte verbieten wollen, dem Exodus hochangesehener Gelehrter. Seit Mitte Januar 1947 bemühte er sich um Anerkennung seiner Lehrbefugnis an der Univ. München. Als sich die Zulassung zur Münchner Fakultät jahrelang hinzog, lebte M. von Arbeit für den Rundfunk und schuf mit Gleichgesinnten, bald mit staatlicher und akademischer Förderung, das Wohnheim für Studenten und Jungarbeiter am Maßmannplatz. Gleichzeitig studierte M. die damals zugänglichen Akten der nationalsozialistischen Zeit mit solchem Erfolg, daß seiner Bewerbung um den Posten des Generalsekretärs des „Instituts zur Erforschung der nationalsozialistischen Zeit“ als Nachfolger von Gerhard Kroll am 5.1.1951 stattgegeben wurde.

    Im Wintersemester 1951/52 las der endlich Zugelassene als erster unter den Münchner Dozenten „Deutsche Geschichte von 1933 bis 1945“, nachdem seine Antrittsvorlesung den „Akten der Nürnberger Prozesse als Geschichtsquelle“ gegolten hatte. Das seiner Bewerbung um das Sekretariat mitgegebene Gutachten bekannte sich zur Vereinbarkeit von präziser Methode und politischem Engagement. Indem er den Nationalsozialismus (auch) als eine „Manifestation der untergründigen Tendenzen unseres Zeitalters“ sah, gab er den Anstoß, den Namen des Instituts umzuändern in: „Institut für Zeitgeschichte“ (H. Buchheim). Seiner Forderung nach einer Zeitschrift entsprechend erscheinen seit 1953 die „Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte“. Auf einer Dienstreise verunglückte M. tödlich.

    Im Nachlaß fanden sich zwei Arbeiten, darunter ein Aufsatz über den sog. Röhmputsch. H. Rothfels hat ihn im 1. Band der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte veröffentlicht. Das Ergebnis: die Mordaktion des 30. Juni 1934 beendet Hitlers Revolution und etabliert seine alleinige Macht, die Wehrmacht wird sich die Partnerschaft der SS gefallen lassen. Das zweite Erbe war ein Fragment: eine erste Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Zeit. Helmut Krausnick hat sie vollendet, Peter Rassow ihr den Weg in die Öffentlichkeit gebahnt. Als Sonderausgabe ist dieses Vermächtnis eines Frühvollendeten zu einem großen Bucherfolg geworden und zu einer nicht veralteten Vorwegnahme zeitgeschichtlicher Forschung.

  • Werke

    Weitere W Heinrich d. Löwe, 1943;
    Ber. üb. e. Reise nach München im März 1946 (aus d. Nachlaß hrsg. v. H. Graml u. d. T.: Zur Frage d. Demokratiebereitschaft d. dt. Bürgertums nach d. Ende d. NS-Herrschaft, in: Miscellanea, Festschr. f. H. Krausnick. 1980, S. 154-66): Die dt. Jugendbewegung, Rückblick u. Ausblick, in: Pädagogik, Btrr. z. Erziehungswiss. 2, 1947, wieder in: Zs. f. Rel.-u. Geistesgesch. 1, 1948, erweitert u. d. T.: Dt. Jugendbewegung 1901–33, Eine krit. Wertung, in: Wort u. Wahrheit 3, 1948;
    Die „zweite Revolution“ – Der 30 Juni 1934 (Aus d. Nachlaß. mit Vorbemerkung v. H. Rothfels, in: Vj.-Hh. f. Zeitgesch. 1, 1953;
    Hitler u. d. Nationalsozialismus (aus d. Nachlaß, abgeschlossen v. H. Krausnick), in: P. Rassow, Dt. Gesch. im Überblick, 1953. selbständig u. d. T.: H. M. u. H. Krausnick, Dt. Gesch. d. jüngsten Vergangenheit 1933–45, Mit e. Nachwort v. P. Rassow, 1956 (franz., engl., japan. Überss.).

  • Literatur

    H. Heimpel, in: HZ 175, 1953, S. 435-37;
    P. Rassow, Vorwort zu: Dt. Gesch. im Überblick, 1953;
    H. Rothfels, in: Vj.-Hh. f. Zeitgesch. 1, 1953;
    H. Buchheim, ebd. 10, 1962;
    B. Schweitzer. Die Univ. Leipzig 1409-1959, 1960;
    H. Graml, in: Miscellanea, Festschr. f. H. Krausnick, 1980;
    H. A. Welsh, Die Entnazifizierung d. Univ. Leipzig, Ein Ber. d. Rektors B. Schweitzer v. Anfang 1946, in: Vj.-Hh. f. Zeitgesch. 33, 1985;
    Briefe 1946-51 im Bes. d. Vf.

  • Autor/in

    Hermann Heimpel
  • Zitierweise

    Heimpel, Hermann, "Mau, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 422-423 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116842520.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA