Lebensdaten
1887 – 1965
Geburtsort
Aachen-Burtscheid
Sterbeort
Meerbusch-Büderich bei Neuß
Beruf/Funktion
Bildhauer ; Maler ; Graphiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118578790 | OGND | VIAF: 69203272
Namensvarianten
  • Mataré, Ewald
  • matare, ewald
  • Mataré, Ewald
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Zitierweise

Mataré, Ewald, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118578790.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. kam im 16. Jh. aus d. katalan. Hafenstadt Mataró b. Barcelona in d. südl. Niederlande, Ende d. 17. Jh. nach Bardenberg b. Aachen;
    V Franz Wilhelm (1851–1922), Dir. d. Rhenania-Werke in A., S d. Landwirts Christian Josef in Bardenberg;
    M Elisabeth Wilhelmine (1853–1939), T d. Baumeisters Peter Josef Dohlen in Oberforstbach u. d. Anna Josefa Vlamm aus Burtscheid;
    B Josef (1880–1966), Bildhauer u. Maler (s. ThB), Franz (1885–1945), Diplomat;
    - Berlin 1922 Hanna (1891–1983), Sängerin, T d. Postsekr. Wilhelm Hasenbäumer u. d. Wilhelmine v. Strampff;
    1 T.

  • Biographie

    Bereits während der letzten Jahre seiner Schulzeit in Aachen erhielt M. Unterricht im „Modellieren und Bossieren“ bei K. Krauß und im Malen und Zeichnen bei E. Klinckenberg. 1907 ging er an die Akademie der Künste nach Berlin, 1914 wurde er Schüler bei Lovis Corinth, verließ dessen Atelier aber bereits nach sechs Monaten. Im selben Jahr erhielt er die Silberne Medaille der Akademie, seit Oktober 1915 war er Meisterschüler bei dem Historienmaler A. Kampf. 1918 wurde M. Mitglied der „Novembergruppe“, einer revolutionären Künstlergemeinschaft, die aus dem Kreis umHerwarth Waldens Kunstgalerie „Sturm“ entstanden war und einen radikalen Expressionismus vertrat. Diese Richtung prägte seine Ölmalerei, in der er hauptsächlich religiöse Themen behandelte,|ebenso wie sein frühes Holzschnittwerk. Mit der Zeit gelangte er zu einer expressiven Formfindung im Sinne der „Brücke“-Mitglieder, wobei die Formvereinfachung eine wichtige Rolle spielte. Sie transformierte schließlich den Expressionismus, von dem er sich um 1924 mit einer ausdrücklichen Formberuhigung abwandte.

    1922 gab M. die Ölmalerei auf und arbeitete von da an vorwiegend als Bildhauer. Während längerer Italienaufenthalte 1925 und 1926 entstand eine Reihe von Aquarellen, die M.s Rezeption der Kunst Giottos und Fra Angelicos widerspiegeln. Auch später schuf er neben Skulpturen gelegentlich Holzschnitte und Aquarelle, wie generell für ihn die Einheit von Plastik, Malerei, Graphik und Kunsthandwerk, das er seit 1928 als Keramiker ausübte, von wesentlicher Bedeutung war. Zu seinen frühen Themen zählen das Menschenbild und die Tierdarstellung. M. strebte Einfachheit und Klarheit der Formen an. Die Oberfläche begriff er als Resultat der „inneren Struktur“; er negierte deshalb die natürliche Porosität des Materials Holz, indem er die Oberfläche intensiv glättete. Dabei entstand wie selbstverständlich eine gewisse Abstraktion. Mit seiner Abwendung vom plastischen Impressionismus und dem Verzicht auf jegliche Art von malerischen Effekten steht M. in der Entwicklungslinie von Maillol zu Brancusi und Arp. Bei ihm findet jedoch die Reduktion eines Motivs auf seine „inneren Wesenselemente“ eine ganz persönliche Ausprägung; ohne repräsentativen Anspruch wirken die Skulpturen M.s zurückhaltend und dabei vertraut und intim. Das wesentliche Element seiner Skulptur ist die Ruhe. Das zeigt sich vor allem in seiner Tierplastik, die nicht das Charakteristische, sondern das Ursprüngliche, Wesenhafte des Tieres deutlich macht, wobei M. die Gedanken Franz Marcs und das Schaffen des franz. Tierplastikers François Pompon weiterverfolgt.

    1932 erhielt M. eine Professur für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf, die er jedoch bereits nach sieben Monaten durch die Nationalsozialisten verlor. Seine Werke wurden in den Museen konfisziert und auf der Wanderausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Fern aller politischer Aktivitäten gelang es ihm, da er nicht durch ein Arbeitsverbot behindert war, die schwierige soziale Lage mit Hilfe von Auftragsarbeiten für die kath. Kirche und das Großbürgertum zu überbrücken. Seit Juli 1945 lehrte M. wieder an der Düsseldorfer Kunstakademie. Zum Kreis seiner Schüler zählten Joseph Beuys, Günter Haese, Erwin Heerich, Elmar Hillebrand und Georg Meistermann. Während der Nachkriegszeit erhielt M. zahlreiche offizielle Aufträge. Bedeutend sind die vier bronzenen Flügeltüren für das Südportal des Kölner Doms (1947–54), mit denen M. in einer Synthese aus Bindung an die abendländische Tradition und kühner Komposition innerhalb eines ikonographischen Programms der sakralen Kunst neue Möglichkeiten eröffnete. Als technische Besonderheit wendete M. erstmals an einem Portal die Verschmelzung von Bronzeguß und Mosaikeinlagen an. Es folgten zahlreiche öffentliche Arbeiten, denen er seine letzten Jahre fast ausschließlich widmete, darunter weitere Portalentwürfe, Kirchenausstattungen, Ehrenmale für die Gefallenen der beiden Weltkriege und Brunnenentwürfe.|

  • Auszeichnungen

    Thorn-Prikker-Preis d. Stadt Krefeld 1952;
    Gr. Kunstpreis d. Landes Nordrhein-Westfalen, 1953;
    Goldene Medaille d. Triennale in Mailand, 1955;
    Stefan-Lochner-Medaille d. Stadt Köln, 1957;
    Gr. Verdienstkreuz d. Bundesrepublik Dtld., 1958.

  • Werke

    Die Frauen u. d. Tote, Ölgem., 1919/20 (vernichtet);
    Weibl. Halbakt, Pappelholz, 1922 (Köln, Mus. Ludwig);
    Weibl. Kopf, Porträt Hanna H., Birkenholz, 1922 (Düsseldorf, Kunstmus.);
    Junger Stier, Amarantholz, 1924 (Saarbrücken, Saarlandmus.);
    Weibl. Torso, Nußbaumholz, 1925 (Duisburg, Wilhelm-Lehmbruck-Mus.);
    Große kniende Kuh, Bronze, 1925 (Mannheim, Städt. Kunsthalle);
    Frau mit Rindern, Bronzerelief, 1930/31 (Luxemburg, Europ. Gerichtshof);
    Schmerzensmann, Nußbaumholz, 1940 (Köln-Hohenlind, St. Elisabeth);
    Kreuzigungsgruppe, Bronze, 1938 (Rom, Vatikan. Museen, u. Düsseldorf – Wittlaer, St. Remigius);
    Kreuzwegstationen, Hinterglasmalerei, 1942 (Düsseldorf, St. Rochus);
    Taubenbrunnen, 1953 (Köln, Domvorplatz);
    Westfenster d. Aachener Doms, 1954;
    Portale d. Weltfriedenskirche in Hiroshima, 1954;
    Das Weltbild d. Hl. Augustinus, Wandteppich, 1956 (Hameln, St. Augustinus-Kirche);
    Salzburger Domportal „Die Hoffnung“, 1958;
    Hauptportal v. St. Lambertus in Düsseldorf, 1960. – Kirchenausstattungen: St. Elisabeth (Köln-Hohenlind);
    St. Andreas (Düsseldorf);
    St. Rochus (Düsseldorf);
    Kath.-Soz. Inst. d. Erzdiözese Köln (Bad Honnef). – Schrr.: Manifest d. Novembristen (Entwurf), in: Kunst d. Zeit, 1928, 1-3, S. 16;
    Ein Wort üb. Plastik, ebd., S. 25 f.;
    Neben d. Arbeit (I), in: Das Kunstbl., 1929, S. 367-70;
    Neben d. Arbeit (II): Onkel Heyo, ebd., 1931, S. 1-5;
    Mein Bild, Vase aus d. Iran ca. 3200 v. Chr., in: Die Zeit v. 14.7.1961, S. 9;
    Meine liebe kleine Werkbank …, in: H. Scholz u. H. Ohff, Vöglein singe mir was Schönes vor, 1965, S. 49;
    Tagebücher (hrsg. v. H. Mataré u. F. Müller), 1973.

  • Literatur

    H. Th. Flemming, E. M., 1955;
    H. Peters, E. M., Das graph. Werk, 2 Bde., 1957/58 (W-Verz.);
    E. Trier, E. M., 1956, ²1958;
    A. Klapheck, E. M., Türen u. Tore, 1961;
    G. Reineking v. Bock, Keramiken v. E. M., in: Keramos 68, 1975, S. 41-64;
    M. u. s. Schüler: Beuys,|Haese, Heerich, Meistermann, Ausst.kat. Berlin, Hannover, Nijmegen, Krefeld, 1979;
    E. M., Ausst.-kat. Kaiserslautern, Heilbronn, 1981;
    A. Klapheck, E. M., Aquarelle 1920-56 (W-Verz. v. U. Köcke), 1983;
    E. M., Der „Tote Krieger“, Ausst.kat. Kleve, Düsseldorf, 1986;
    S. M. Schilling, E. M., Das plast. Werk, 1987 (W-Verz.);
    dies., E. M., Das freie bildhauer. Werk, Diss. 1988;
    E. M.-Mus. (Hrsg.), E. M., Das Holzschnittwerk, 1990;
    ThB;
    Vollmer.

  • Porträts

    Selbstporträt, Holzrelief, 1923;
    Selbstbildnis I, Holzschnitt, 1920;
    Selbstbildnis, Aquarell. 1921/25 (alle Nachlaß Mataré, Meerbusch-Büderich);
    Kleiner Kopf „Selbstporträt“, Ziegelstein, 1923 (E. M.-Mus., Kleve);
    Phot. v. H. Erfurth, 1935, L. Strelow, 1951, Chargesheimer (= Carl-Heinz Hargesheimer).

  • Autor/in

    Sabine Maja Schilling
  • Zitierweise

    Schilling, Sabine Maja, "Mataré, Ewald" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 365-367 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118578790.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA