Lebensdaten
1806 – 1877
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Arbeiterführer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11873122X | OGND | VIAF: 30331975
Namensvarianten
  • Martens, Joachim Friedrich
  • Martens, J. F.
  • Martens, Joachim F.
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Orte

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Zitierweise

Martens, Joachim Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11873122X.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joachim Hinrich, Krüger;
    M Anna Catharina Jagen;
    1848 Joh. Catherina Rebecca Wilhelmsen (* 1814) aus Altona;
    1 S, 2 T, u. a. Joachim Friedrich Ludwig, Holzhändler in H.

  • Biographie

    M. stammte aus ärmlichen Verhältnissen, war früh Waise und wuchs bei Stiefeltern auf. Mit 14 Jahren begann er eine Lehre als Tischler und ging dann als Geselle auf die Wanderschaft (1826–43). Diese führte ihn u. a. in die Schweiz, nach Frankreich, Belgien, England und schließlich zurück nach Hamburg, wo er bis zu seinem Tode blieb. Um 1850 gründete er eine Holzhandlung, durch die er zu Wohlstand gelangte. Auf seiner Wanderschaft kam M. in Kontakt mit radikalen Handwerkervereinigungen im Ausland. Während eines längeren Aufenthaltes in Paris (1834–38) machte er offenbar die Bekanntschaft L. Börnes, J. Venedeys und W. Weitlings. Besonders beeindruckten M. die Ideen Weitlings, er wurde Anhänger von dessen utopischem Sozialismus. M. war Mitglied des Bundes der Geächteten und des Bundes der Gerechten. Im Juni 1841 weilte er kurz in Hamburg, verließ aber wegen Verhaftungsgefahr die Stadt sofort wieder und kehrte erst Ende 1843 endgültig zurück.

    Seit 1844 nahm M. eine führende Position im Hamburger Bund der Gerechten - später Bund der Kommunisten - ein, was ihm 1851 einen Gefängnisaufenthalt eintrug. Nicht zuletzt durch die im Ausland gemachten Erfahrungen war M. besonders aktiv bei der Gründung des Bildungsvereins für Arbeiter (1844/45). Der überzeugte Weitlingianer und glänzende Redner M. trat für eine aktive politische Schulung der Mitglieder ein. Der Verein sollte weiterhin die Allgemeinbildung und die berufsbezogene Ausbildung von Gesellen, aber auch kleinen Meistern, verbessern. Mit einem breiten Spektrum von Aktivitäten blieb der von Handwerksgesellen dominierte Bildungsverein bis in die 1860er Jahre die wichtigste allgemeine Arbeiterorganisation in Hamburg. Aus den Jahren 1846 und 1847 liegen von M. Schriften zur Gewerbereform vor. Er kritisiert darin besonders die Situation von Lehrlingen und Gesellen, d. h. die Qualität der Ausbildung und den erschwerten Zugang zur selbständigen Arbeitsstellung im Handwerk. Die Regulierung des Zugangs solle nicht länger bei den Zünften liegen, sondern durch den Staat erfolgen.

    1848/49 war M. Mitglied der Hamburger Verfassunggebenden Versammlung und zeitweise Präsident des Bildungsvereins (1849). In den 1850er Jahren näherte er sich den Ideen des politischen Liberalismus H. Schulze-Delitzschs an. Ein Zusammengehen mit dem liberal gesinnten Bürgertum schien M. politisch sinnvoll. Er unterstützte liberale Bestrebungen zur Aufhebung der Zünfte, wollte allerdings Grundwerte der Zünfte, wie beispielsweise den Wert von selbständiger handwerklicher Arbeit, nicht aufgeben. M. kämpfte zeit seines Lebens für die politischen Rechte von Handwerkern und Arbeitern. Seit Mitte der 1850er Jahre leitete er die 1852 gegründete Gesellschaft zur Verteilung von Lebensmitteln, 1858 gehörte er zu den Gründern einer Alters- und Invalidenkasse für Arbeiter. 1862/63 war M. in der Kongreßbewegung aktiv, und 1864 schloß sich der Bildungsverein dem Verband Deutscher Arbeitervereine (VDAV) an. M. war 1865 Mitglied des Ständigen Ausschusses, der die jährlichen Vereinstage des Verbandes vorbereitete. Mit Hinwendung des VDAV zur Internationalen Arbeiter-Assoziation (1868) spaltete sich jedoch der Hamburger Bildungsverein, unter maßgeblicher Beteiligung M.s, vom VDAV ab. M. war Mitglied der Hamburger Bürgerschaft (1859–77), des Bürgerausschusses (1868–76) und des Deutschen Nationalvereins (seit 1859).

  • Werke

    Das Zunftwesen in Hamburg im Conflict mit d. Ges., 1846;
    Die Zünfte in Hamburg u. ihre nothwendige Umgestaltung, 1847 (Mitvf.). |

  • Nachlass

    Nachlaß: Staatsbibl. Hamburg.

  • Literatur

    K. G. L. Wermuth u. W. Stieber, Die Communisten-Verschwörungen d. 19. Jh., 2 Bde., 1853 f.;
    E. Wohlwill, J. F. M. z. Gedächtnis, Rede, geh. am 25.2.1877 im Bildungsver. f. Arbeiter, 1877;
    J. Breuilly, J. F. M. (1806-77) and the German Labor Movement, Diss. New York 1978 (dt. bearb. v. W. Sachse u. d. T.: J. F. M. u. d. dt. Arbeiterbewegung, 1984);
    T. Offermann, Arbeiterbewegung u. liberales Bürgertum in Dtld. 1850–63, 1979.

  • Porträts

    Bildnachweis Mus. f. Hamburg. Gesch.

  • Autor/in

    Michael Oberstadt
  • Zitierweise

    Oberstadt, Michael, "Martens, Joachim Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 271 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11873122X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA