Lebensdaten
erwähnt 1150, gestorben 1168
Sterbeort
Propstei Neuenberg bei Fulda
Beruf/Funktion
Abt von Fulda
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 102512558 | OGND | VIAF: 49616300
Namensvarianten
  • Markward
  • Marquardus, Fuldensis
  • Marcuardus, Fuldensis
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Zitierweise

Markward, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102512558.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Als Abt des durch Besitzverluste arg beeinträchtigten Reichsklosters Fulda gab M. um 1164 Konvent und Vasallen einen von ihm verfaßten autobiographischen Rechenschaftsbericht; dadurch tritt er unter den Amtskollegen seiner Zeit persönlich erkennbar hervor. Vermutlich aus Mainfranken stammend, war M. im hirsauisch geprägten Bamberger Bischofskloster Michelsberg unter der Ägide Bischof Ottos (1102–39) herangewachsen und 1142 zum Leiter des Gründungskonvents im bamberg. Eigenkloster (Mönchs-) Deggingen (bei Ingolstadt) bestimmt worden. Seine dortige Amtsführung hat man als vorbildlich empfunden, da Kg. Konrad III. – nach Empfehlung seiner geistlichen Ratgeber (vor allem Wibald von Stablo und Adam von Ebrach) – auf dem Fuldaer Hoftag Anfang April 1150 die langwierigen Auseinandersetzungen um den Fuldaer Abbatiat beendete und den Degginger Abt als seinen Kandidaten präsentierte. Die einstimmige Wahl und der Gehorsamseid der Konventsmitglieder gestatteten M. ein offensives Vorgehen gegen die Mißstände der Entfremdung von Klosterlehen und der drastischen Schmälerung der Konventseinkünfte. M. untersagte Laien die Bewirtschaftung der Klostergüter, errichtete Burgen und Befestigungen, erneuerte klösterliche Bauten und die Wasserleitung. Wegen des erbitterten Widerstandes der Ministerialen ging M. dazu über, durch Zeugenbefragung und Grenzbegehung ehemalige Klosterhufen zu revindizieren, die der Versorgung der Mönche mit regelmäßigen Mahlzeiten dienen sollten. Seelgerätstiftungen des Abtes kamen auch Nebenklöstern und Zellen zugute. Der geringe Erfolg der Rekuperationsbemühungen dürfte M. auch dazu bewogen haben, als Grundlage für rechtliche Schritte ein umfassendes Kopialhuch der klösterlichen Urkunden und Traditionsnotizen anlegen zu lassen, den „Codex Eberhardi“. Allerdings zeichnet sich dieses nach seinem Kompilator bezeichnete Kompendium durch erhebliche Verfälschung von Rechtstiteln aus; eine Anzahl älterer Papsturkunden und Immunitäten ist frei erfunden. Auf der Romreise 1150/51 erlangte M. die Privilegienbestätigung durch Papst Eugen III. 1156 beauftragte er Propst Rugger von Frauenberg mit der Abfassung einer sechsbändigen (heute verlorenen) Sammlung von Heiligenleben. Neun Aufenthalte am Königshof, die Teilnahme an Polen- und Italienzügen wie auch drei Besuche Friedrichs I. in Fulda belegen den sehr guten Kontakt des Abtes zu den staufischen Herrschern, der erst 1163 abbrach, als M. beim päpstlichen Schisma Alexander III. als rechtmäßig anerkannte. 1164 schon einmal vor Erschöpfung resigniert, kehrte M. nochmals in sein Amt zurück, ehe er bald nach dem Würzburger Reichstag im August 1165 überraschend vorgeladen und abgesetzt wurde. Wahrscheinlich hatte M. den von ihm abgeforderten „Würzburger Eid“ verweigert, mit dem der Kaiser alle Fürsten auf den kaiserlichen Papst Paschalis III. hatte einschwören wollen. Wegen seiner Verdienste als Abt von Fulda erhielt M. – wie andere resignierte Äbte vor ihm – eine Propstei, den Neuenberg, als Alterssitz zugesprochen.

  • Werke

    Gesta domini Marcvardi abbatis, hrsg. v. E. F. J. Dronke, in: Traditiones et Antiquitates Fuldenses, 1844, c. 76, S. 153-57, Nachdr. v. J. F. Boehmer, Fontes rerum Germanicarum III, 1853, S. 165-73;
    mit dt. Übers. v. Th. Niederquell, Die Gesta Marcuardi, ferner e. Brief d. Abtes Wibald v. Stablo u. Corvey sowie d. Immunitätsprivileg Kg. Konrads III., in: Fuldaer Gesch.bll. 38, 1962, S. 173-99, bes. S. 176-91.

  • Literatur

    Wibald v. Stablo, Briefe, hrsg. v. Ph. Jaffé, in: Bibl. rerum Germanicarum I, 1864, Nr. 250, S. 372 ff.;
    Chronica Fuldensis, Die Darmstädter Fragmente d. Fuldaer Chronik, bearb. v. W. Heinemeyer, 1976, bes. S. 53 ff., 64 f., 68 f., 79 ff.;
    O. K. Roller, Eberhard v. Fulda u. s. Urkk.kopien, 1901;
    E. E. Stengel, Unterss. z. Frühgesch. d. Fuldaer Klosterarchivs, in: Archiv f. Diplomatik 4, 1958, S. 120-82;
    G. Misch, Gesch. d. Autobiogr. III, 2, 1, 1959, S. 291 ff.;
    H.-P Wehlt, Reichsabtei u. König, dargest. am Beispiel d. Abtei Lorsch mit Ausblicken auf Hersfeld, Stablo u. Fulda, 1970, S. 306 ff.;
    M. Sandmann, Die Folge d. Äbte, in: Die Klostergemeinschaft v. Fulda im früheren MA, hrsg. v. K. Schmid, 1978, I, S. 203 f.;
    F.-J. Jakobi, Die Auseinandersetzungen um d. Fuldaer Abbatiat in d. J. 1147–50, ebd. II, 2, S. 963-87 (S. 965 f., 983 ff.);
    F. J. Worstbrock, Art. „Marquard v. Fulda“, in: Vf.-Lex. d. MA, ²VI, 1985, Sp. 79-81.

  • Porträts

    Zeichung, um 1164, zu Beginn d. Gesta Marcvardi (Codex Eberhardi, 2, Staatsarchiv Marburg K 265, fol. 191r).

  • Autor/in

    Eckhard Freise
  • Zitierweise

    Freise, Eckhard, "Markward" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 223-224 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102512558.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA