Lebensdaten
1028 – 1082
Geburtsort
Ulster(?)/Irland
Sterbeort
Mainz
Beruf/Funktion
Historiograph ; Chronist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 100952984 | OGND | VIAF: 44184295
Namensvarianten
  • Moelbrigte (eigentlich, = Knecht der Brigida)
  • Marianus Scottus
  • Moelbrigte (eigentlich, = Knecht der Brigida)
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Zitierweise

Marianus Scottus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100952984.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Familie im nordostirischen Ulster beheimatet.

  • Biographie

    Ausschließlich autobiographischen Einschüben in der Universalchronik, die der irische Mönch M. in seiner Klause am Mainzer Dom zwischen 1072 und 1076 verfaßte, ist die Kenntnis über einen der bedeutendsten Chronographen des Hochmittelalters zu verdanken. Im Alter von 24 Jahren trat M. in ein Kloster (vermutlich das nordirische Moville) ein, das er vier Jahre später zwangsweise verließ, um ein geringfügiges Vergehen mit dem Schicksal lebenslanger Pilgerschaft auf dem Kontinent zu büßen. Dort hielt er sich zunächst im Kölner Irenkloster Groß-St. Martin (1056) auf. 1058 begab er sich zusammen mit dem Fuldaer Abt Egbert über Paderborn, wo er das Grab des unmittelbar zuvor beim Stadtbrand umgekommenen irischen Inklusen Paternus besuchte, nach Fulda. 1059 zum Priester geweiht, ließ er sich für zehn Jahre in der Zelle seines Landsmannes Animchad ( 1043) einschließen. 1069 wechselte er auf den Ruf seines vormaligen Abtes Siegfried hin, der 1059 auf den Mainzer Metropolitenstuhl erhoben worden war, von Fulda nach Mainz in die Bartholomäus-Kapelle des Doms über, in deren Klause er 1082 starb.

    „Geschichte nach dem Zeugnis der Evangelien zu schreiben“ (von den Brincken), hatte sich M. vorgenommen, indem er eine kritische Bemerkung Bedas zur (gebräuchlichen, aber falschen) Osterfestberechnung des Dionysius Exiguus aufnahm und in synoptischer Chronologie (1. Weltjahr, Kreuzigungsjahr, Mond- und Sonnenzyklus) das gesamte historische Datierungsgefüge überprüfte – mit dem Ergebnis, daß die dionysianischen Ostertafeln und alle geschichtlichen Daten nach Christi Geburt um 22 Jahre früher einzusetzen hatten. Gegen die traditionelle komputistische Literatur wurden in neuer chronologischer Exegese Weltalter und Inkarnationsära neu berechnet, die benutzten historiographischen Quellen der nachchristlichen Zeit (vor allem Hieronymus, Cassiodor, Ado von Vienne, Liber pontificalis, karolingische Annalen, lokale klösterliche Traditionen) in annalistischer Umdatierung einbezogen. Bei der knappen und kommentarlosen Verarbeitung von zeitgeschichtlichen Fakten zog M. – neben irischen und englischen Nachrichten – besonders Berichte aus dem Umkreis des Mainzer Erzbischofs heran.

    Nachträge und Auszüge der Chronik wurden in Mainz und Fulda bis 1084 angefertigt. Das von M. angewandte chronologische System beeinflußte nachhaltig den großen Chronographen und Komputisten Sigebert von Gembloux ( 1112) sowie (über Bischof Robert von Hereford) die engl. Chronistik des 12. Jh. (Florenz von Worcester, Wilhelm von Malmesbury, Gervasius von Canterbury).

  • Werke

    Chronicon, ed. G. Waitz, in: MGH SS V, 1841, S. 481-564 (unvollst. ediert);
    Ergänzungen bei A.-D. v. d. Brincken, M. S., Unter bes. Berücksichtigung d. nicht veröff. Teile s. Chronik, in: DA 17, 1961, S. 191-238, bes. S. 208-31 (Praefatio, I. Buch. c. 1-8);
    B. MacCarthy, The Codex Palatino-Vaticanus No. 830, Tripartite Chronicle of Marianus Scottus (Texts, Translations and Indices), in: Royal Irish Academy, Todd Lecture Series 3, 1892 (Teilautograph);
    Epitome Mariani, ed. G. Waitz, in: MGH SS 13, 1881, S. 74-77;
    Mariani chronici Recensio altera, ebd., S. 78 f.

  • Literatur

    W. Wattenbach – R. Holtzmann – F.-J. Schmale, Deutschlands Geschichtsquellen, 2, 1967, S. 446 ff.;
    A.-D. v. d. Brincken, M. S. als Universalhistoriker iuxta veritatem Evangelii, in: Die Iren u. Europa im früheren MA, hrsg. v. H. Löwe, 1982, S. 970-1009;
    E. Freise, Kalendar. u. annalist. Grundformen d. Memoria, in: MEMORIA, Der geschichtl. Zeugniswert d. liturg. Gedenkens im MA, hrsg. v. K. Schmid u. J. Wollasch, 1984, S. 441-577, bes. 575 ff.;
    F.-J. Schmale, Funktion u. Formen ma.|Gesch.schreibung, 1985, S. 79;
    J. Wiesenbach (Hrsg.), Sigebert v. Gembloux, Liber decennalis, in: MGH Qu. z. Geistesgesch. d. MA XII, 1986, S. 94 ff.

  • Autor/in

    Eckhard Freise
  • Zitierweise

    Freise, Eckhard, "Marianus Scottus" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 211-212 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100952984.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Marianus Scottus, d. h. nach damaligem Sprachgebrauch der Irländer, geb. 1028, wurde in seiner Heimath mit 24 Jahren Mönch; sein eigentlicher Name war Moelbrigte, d. h. Knecht der Brigita. Als seinen Lehrer nennt er Tigernach, ohne Zweifel den Annalisten dieses Namens. Wie viele seiner Landsleute, begab er sich nach dem Continent, wo er 1056 im Schottenkloster Groß-Sanct Martin in Köln eintrat, aber schon 1058 wanderte er nach Fulda, aus Verehrung gegen Bonifacius, den er als Landsmann betrachtete; hier ließ er sich auf dem Grabe des kürzlich verstorbenen Schottenmönchs Animchad als Klausner einmauern. Da dergleichen heilige Personen sehr verehrt und wie ein Talisman betrachtet wurden, ließ ihn Erzbischof Siegfried, der ihn als Abt von Fulda eingemauert hatte, 1069 nach Mainz bringen, wo er nun als Klausner an der Domkirche bis 1086 lebte, wenn die Angabe der Dysibodenberger Annalen richtig ist; sein Todestag ist der 22. December. M. hat sich eifrig mit chronologischen Untersuchungen beschäftigt und behauptete, daß Dionysius Exiguus die Geburt Christi um 22 Jahre zu spät angesetzt habe. Nach dieser Zeitrechnung verfaßte er eine Weltchronik bis 1082, mit großem Fleiß aus älteren Quellen zusammengesetzt, für uns jedoch nur durch einige locale Nachrichten von Bedeutung. Bei den Zeitgenossen, und namentlich auch in England, wurde sie sehr geschätzt und erhielt Fortsetzungen, deren geschichtlicher Werth das Hauptmerk übertrifft. Der erste Text derselben, in seiner Originalhandschrift erhalten, ist erst durch die Ausgabe von Waitz, Mon. Germ. SS. t. V, bekannt geworden, doch ist nur das dritte Buch abgedruckt; das erste enthält die alte Geschichte, das|zweite das Leben Christi und seiner Jünger. Von den Jahren 1065—1072 hat Dümmler in d. Forsch. z. D. Gesch. XVI, S. 169—171, eine abweichende Recension mitgetheilt.

  • Autor/in

    Wattenbach.
  • Zitierweise

    Wattenbach, Wilhelm, "Marianus Scottus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), S. 378-379 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100952984.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA