Lebensdaten
1880 – 1955
Geburtsort
Wilki (Litauen)
Sterbeort
London
Beruf/Funktion
Heizungstechniker ; Pionier der Fernheizung
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 128267879 | OGND | VIAF: 28118106
Namensvarianten
  • Margolis, Abraham

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Zitierweise

Margolis, Abraham, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128267879.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    M. studierte an der TH Berlin Ingenieurwissenschaften und wurde danach Assistent bei Hermann Rietschel, der seit 1885 den ersten Lehrstuhl für Heizungs- und Lüftungstechnik an dieser Hochschule innehatte. Bereits 1902 hatte Rietschel die Idee formuliert, die bei der Erzeugung von Energie in Kraftwerken anfallende Wärme (Abwärme), die normalerweise über Kühltürme ungenützt abgeführt wurde, als Fernwärme zur Heizung von Gebäuden und ganzen Stadtteilen zu verwenden. Diese frühe Idee einer rationellen und umweltfreundlichen Energieausnutzung wurde auch für die weitere Arbeit von M. bestimmend. 1910 wechselte er von seiner Assistentenstelle zur Firma Rudolf Otto Meyer (Hamburg) über und beschäftigte sich dort intensiv mit dem Problem des Fernheizwesens. Unter seiner Leitung entstanden in den 20er Jahren Fernheizsysteme in Hamburg, Berlin, Leipzig, Breslau, Braunschweig, Brünn und Paris. 1921 gründete Rudolf Otto Meyer mit den Hamburger Elektrizitätswerken eine Fernwärme-GmbH, deren Leitung M. übernahm. Nach der Auflösung dieser Firma 1929 wurde M. Technischer Direktor der Fernwärmeabteilungen bei Rudolf Otto Meyer sowie bei den Hamburger Elektrizitätswerken.

    Unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde M. die Handlungsvollmacht bei den Hamburger Elektrizitätswerken entzogen; wenige Monate später emigrierte er nach Holland. 1934 wurde er durch seinen ehemaligen Arbeitgeber bewogen, nach Hamburg zurückzukehren, entschloß sich jedoch 1936 endgültig, nach Großbritannien auszuwandern. Nicht zuletzt wegen der großen Widerstände, die seiner Idee einer Kraft-Wärme-Kopplung dort entgegengebracht wurden, verfolgte er dieses Konzept nun mit besonderer Hartnäckigkeit. Als klassisches Land der Kaminheizungen hatte Großbritannien|ein Heizungswesen, das zu den rückständigsten unter den europäischen Industrienationen gehörte. Es gab zwar einige Fernheizsysteme, aber die Idee der Nutzung von Abwärme aus Kraftwerken war weitgehend unbekannt. Noch während des Krieges begann M. als Mitarbeiter einer britischen Heizungsfirma mit dem Entwurf eines großen Fernheizsystems für den Londoner Stadtteil Pimlico, welches durch die Abwärme des Kraftwerks von Battersea gespeist wurde. Technisch war es eine Sensation, doch blieb der wirtschaftliche Erfolg wegen fehlender Erfahrung in der Tarifgestaltung aus. In einer Vielzahl von Artikeln, Vorträgen und Leserbriefen nahm M. immer wieder nicht nur zu den technischen, sondern auch zu den sozialpolitischen, hygienischen, medizinischen und ökologischen Aspekten des Fernheizwesens Stellung. Er erhoffte sich davon vor allem eine drastische Minderung von Smog und Ruß in den Industriezentren.

    In Großbritannien blieb der Erfolg der Ideen M.s allerdings begrenzt. Nur in den stark zerstörten Städten konnte man sich nach 1945 entschließen, Fernheizsysteme zu errichten, in den weniger zerstörten scheiterten solche Pläne an den Kosten. Eine gewisse Verbreitung fand die Kraft-Wärme-Kopplung dagegen in den nach dem 2. Weltkrieg entstehenden Reißbrettstädten, den „New Towns“. Insgesamt blieb diese Entwicklung jedoch weit hinter der kontinentaleuropäischen zurück, und der von M. bekämpften Rußplage wurde man nicht durch Fernheizungen Herr, sondern durch ein Ende der 50er Jahre erlassenes Verbot, in Hauskaminen gewöhnliche Kohle oder Briketts zu verfeuern.

  • Werke

    Über d. Beheizung v. Kleinhaus-Siedlungen, in: Die Bauwelt, H. 19, 1919;
    Die Aussichten d. öffentl. Fernheizbetriebes, in: Mitt. d. Vereinigung d. Elektrizitätswerke, Febr. 1923, Nr. 330;
    Die Grundlagen d. Städteheizung, in: Ber. üb. d. 12. Kongreß f. Heizung u. Lüftung, 8.-11.9.1927 in Wiesbaden;
    Experience with District Heating in Europe and USA and its Further Development, in: Journal of the Institution of Heating and Ventilating Engineers, Okt. 1935;
    District Heating, in: Journal of the Industrial Heating Engineer, Juli-Okt. 1940;
    Smokeless Air, in: The Smoke Abatement Journal, Abatement Society, Aug. 1938;
    Air-Conditioning from the Standpoint of District Heating, in: The Industrial Heating Engineer, Juli-Okt. 1940;
    Smokeless Air, in: The Smoke Abatement Journal, Wartime Issue Nr. 7, 1941;
    District Heating, ebd., 1954;
    District Heating in Russia, ebd. Nr. 10, 1942;
    An Outline of a District-Heating Scheme for London, in: Engineering v. 26.5.1944;
    District Heating, ebd. v. 9.10.1953;
    District Heating and its Influence on Town Planning, in: The Public Health and Municipal Engineering Congress, Nov. 1948;
    District Heating and its Application to the New Towns, in: Journal of the Institute of Fuel 23, Nr. 133, Sept. 1950;
    District Heating in Pimlico, in: The Engineer v. 27.7.1951 (mit B. Donkin u. C. G. Carrother);
    The Pimlico District-Heating Undertaking, in: Journal of the Institution of Civil Engineers, Mai 1954.

  • Literatur

    The Engineer v. 22.4.1955, S. 564;
    W. Mock, Das Fernheizwesen in Dtld. u. Großbritannien in d. Zwischenkriegszeit: Der Btr. v. A. M., in: Energie in d. Gesch., Zur Aktualität d. Technikgesch., 1984, S. 441-52.

  • Autor/in

    Wolfgang Mock
  • Zitierweise

    Mock, Wolfgang, "Margolis, Abraham" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 169-170 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128267879.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA