Lebensdaten
1784 – 1860
Geburtsort
Ajaccio (Korsika)
Sterbeort
Villegenis bei Paris
Beruf/Funktion
König von Westfalen
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 118557432 | OGND | VIAF: 39403245
Namensvarianten
  • Bonaparte, Jérôme
  • Jérôme
  • Bonaparte, Jerome
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Zitierweise

Jérôme Bonaparte, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118557432.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carlo Maria Bonaparte (1746–85), Jurist. kämpfte 1768/69 unter Paoli gegen Frankreich, unterwarf sich dann, erhielt 1771 d. franz. Adelsanerkennung u. wurde 1773 z. Kgl. Rat ernannt;
    M Maria Lätitia (Letizia) Ramolino (1750–1836);
    B Napoleon I. ( 1821), Kaiser d. Franzosen; Schwager Joachim Murat ( 1815), Ghzg. v. Berg (s. NDB X);
    - 1) Baltimore 1803 (⚮) Elisabeth (1785–1879), T d. Kaufm. William Patterson, 2) Paris 1807 Katharina (1783–1835), T d. Kg. Friedrich I. v. Württemberg ( 1816, s. NDB V), 3) (morganat.) Paris 1853 Giustina Marchesa Baldelli;
    1 S aus 1), 2 S, 1 T aus 2);
    N Napoleon III. (1808–73), Kaiser d. Franzosen.

  • Biographie

    J., der jüngste Bruder Napoleons I., wurde im Collège zu Juilly erzogen. Nach dem 18. Brumaire zog ihn der Erste Konsul zu sich heran, doch mußte J. wegen seiner leichtfertigen und verschwendungssüchtigen Lebensart bald wieder die Umgebung Napoleons verlassen. Er trat im Nov. 1800 in die franz. Marine ein und kämpfte als Marineoffizier in Westindien. Napoleon entsandte J. auf eine Expedition nach Algier und beförderte ihn nach ihrem erfolgreichen Ausgang zum Konter-Admiral. Im schles. Feldzug Ende 1806 – Anfang 1807 erhielt J., nun Divisions-General, das Kommando eines bayer.-württ. Armeekorps. Als Napoleon im Frieden von Tilsit am 7.7.1807 das Königreich Westfalen begründete, setzte er J. zum König ein, in einen Staat, der aus den rechtsrhein. Gebieten Preußens, aus Kurhessen, Braunschweig-Wolfenbüttel und Teilen Hannovers gebildet wurde. Er verheiratete ihn mit der Tochter des Königs von Württemberg. Der formal souveräne König von Westfalen blieb als franz. Prinz politisch und persönlich abhängig vom Kaiser. Im Interesse der napoleonischen Machtpolitik sollte das neugeschaffene Königreich zum Modellstaat entwickelt werden. Es mangelte J. weder an liberaler Gesinnung noch an Fähigkeiten, im Sinne der kaiserl. Regierungsanweisung ein vorbildlich organisiertes sowie mustergültig verwaltetes Staatswesen einzurichten. Die Einführung des Code Napoléon, der Aufbau eines fortschrittlichen Gerichtswesens mit Geschworenengerichten, die Abschaffung der Patrimonialgerichtsbarkeit, die Durchsetzung der Gewerbefreiheit, die Aufhebung der Leibeigenschaft sowie die Ablösbarkeit der grundherrlichen Rechte sind die wichtigsten der von J. tatkräftig geförderten napoleonischen Neuerungen. Die Reformpolitik des westfäl. Königs und seiner Regierung mußte jedoch scheitern, weil die maßlosen finanziellen, militärischen und wirtschaftlichen Anforderungen des franz. Kaisers dem neuen Staate die Existenzgrundlage entzogen. Der Ruin der Staatsfinanzen sowie die bedrückende Lage der Bevölkerung wurden weniger durch die so oft dargestellte Verschwendungssucht am Kasseler Hofe, als vielmehr durch die Eroberungs- und Ausbeutungspolitik Napoleons bewirkt.

    Nach dem Zusammenbruch von dessen Großreich fand J. Zuflucht zunächst in der Schweiz und dann in Triest. Dem Zwischenspiel der Hundert Tage, an dem er in der Schlacht bei Waterloo mitwirkte, folgte endgültig das Exil. Als Fürst von Montfort (1816) verbrachte J. über 30 Jahre in Württemberg, Österreich, dem Vatikanstaat und Florenz. Erst die Revolution von 1848 ermöglichte ihm die Rückkehr nach Frankreich. Er wurde Ende 1848 Gouverneur der Invaliden in Paris, 1850 Marschall von Frankreich und, nach dem Staatsstreich seines Neffen Louis Napoléon (Napoleons III.), im 2. Kaiserreich Präsident des Senats sowie kaiserl. Prinz mit dem Recht der Thronnachfolge.

  • Werke

    Mémoires et correspondance du roi J. et de la reine Catherine, 6 Bde., 1861-65.

  • Literatur

    F. Masson, Napoléon et sa famille, 13 Bde., 1897-1917;
    A. Kleinschmidt, Gesch. d. Kgr. Westfalen, 1893;
    F. Thimme, Die inneren Zustände d. Kurfürstentums Hannover unter d. franz.-westfäl. Herrschaft, 1806–13, 2 Bde., 1893-95;
    F. M. Kircheisen, Kg. Lustig, Napoleons jüngster Bruder, 1928 (P);
    F. Berthet-Leleux, Le vrai Prince Napoléon (J.), 1932;
    M.-A. Fahre, J. B., 1952;
    J. Bertaut, Le roi J. B., 1954, dt.: Kg. Harlekin, Das Leben d. J. B., 1959;
    H. Heitzer, Insurrectionen zw. Weser u. Elbe, Volksbewegungen gegen d. franz. Fremdherrschaft im Kgr. Westfalen (1806–13), 1959;
    H. Berding, Napoleon. Herrschafts- u. Ges.pol., Die franz. Dotations-Domänen im Kgr. Westfalen 1807–13, 1973;
    Dict. de Biogr. française VI, 1954, Sp. 916-18 (f. Ehefrau: ebd., Sp. 912, f. Kinder: ebd., Sp. 927-30). J. Valynseele, Le sang des Bonaparte, 1955.

  • Porträts

    Gem. v. Gros (Versailles), Abb. in: Propyläen-Weltgesch. VII, 1929.

  • Autor/in

    Helmut Berding
  • Zitierweise

    Berding, Helmut, "Jérôme Bonaparte" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 414-415 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118557432.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA