Lebensdaten
1684 – 1738
Geburtsort
Ötz (Tirol)
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Bildhauer ; Baumeister
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118857169 | OGND | VIAF: 45703861
Namensvarianten
  • Braun, Mathias Bernhard
  • Braun, Matthias von
  • Braun, Mathias
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Quellen(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Braun, Mathias, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118857169.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jakob;
    M Magdalena;
    Marie Miselius, T eines wohlhabenden Bürgers in Jaroměř.

  • Biographie

    B. hat seine künstlerische Ausbildung vermutlich in der Werkstatt des Pragers Michael B. Mandl in Salzburg erhalten und ist wahrscheinlich längere Zeit in Rom gewesen, ehe er 1711 um die Zuerkennung des Bürgerrechtes in der Prager Neustadt nachgesucht hat. B. hat die römisch-hochbarocken Formen Berninis der böhmischen Barockplastik vermittelt. Der Anlaß zu seiner Übersiedlung nach Prag ist nicht sicher bekannt. Pelzel glaubt, sein späterer Auftraggeber Graf Sporck habe ihn gerufen. Die ersten nachweislichen Arbeiten hat er aber in anderem Auftrage ausgeführt. 1710 entstand die Gruppe der heiligen Luitgart auf der Prager Karlsbrücke im Auftrag des Abtes von Plass und 1711 die des heiligen Ivo. Bedeutsam, aber nicht voll eigenhändig sind das Grabmonument des Grafen Schlick im Veitsdom zu Prag (1722–25, zusammen mit dem Architekten F. M. Kanka) und das Marmorstandbild Kaiser Karls VI. (heute in Laxenburg, 1723 oder 1732). B. muß einen sehr umfangreichen Werkstattbetrieb unterhalten haben. Schon 1725 war dieser das größte künstlerische Unternehmen in Prag. B. meldete 1725 900 Gulden Einkommen an, während sein Konkurrent Ferdinand Maximilian Brokoff nur 400 Gulden verdiente.

    B. besaß in Prag vier Häuser. Die Hauptstätte seines Schaffens wurde die Herrschaft des Grafen Franz Anton Sporck (Lissa und Kukus). Seine Tätigkeit für diesen ist von 1713 an nachzuweisen. Als seine Mitarbeiter sind namentlich die Brüder Theny und der in Schurz (?) geborene Georg Patzak hervorgetreten. Nach 1730 zwang B. eine Lungenerkrankung, die Arbeit seinen Mitarbeitern zu überlassen.

  • Werke

    Weitere W Altar u. Kanzel (St. Maria zur Lache in Prag, erhalten nur noch St. Judas Thaddäus im Erzbischöfl. Seminar);
    Nischen- u. untere Altarfiguren, 1716-21 (St. Clemens in Prag);
    Ausschmückung d. Fassade d. Palais Clam-Gallas in Prag, 1715;
    6 Figuren d. Seligkeiten f. d. Terrasse d. Stiftskirche in Kukus;
    Figuren d. Kirche d. Herrschaft Lissa;
    die Allegorien d. 24 Tugenden u. Laster vor d. Hospital in Kukus, 1718–20;
    die Figuren um d. Einsiedeleien im Naturpark b. Kukus.

  • Literatur

    ADB III;
    F. M. Pelzel, Abb. böhm. u. mähr. Gelehrter, Prag 1782;
    V. V. ၠtech, Sochaři Pražského Barokü, ebenda 1938;
    ders., Maliřstvi a sochařstvi nové doby v čechach a na moravě, ebenda 1939, S. 199 ff.;
    E. Poche, M. B. B., Praměni, ebenda 1939;
    Pamatky Archéologické a misto pisné 17, 55;
    28, 217;
    34, 524;
    35, 387;
    39, 71;
    40, 126;
    E. Bachmann, Böhmen u. Mähren in d. dt. Kunst, in: Die Deutschen in Böhmen u. Mähren, 1950, S. 216 f.;
    H. Stief, in: E. Gierach, Sudetendt. Lb. I, 1925, S. 161-64 (L, P);
    O. Pollak, in: ThB (L);
    Enc. Catt. III (L).

  • Autor/in

    Heinrich Gerhard Franz
  • Zitierweise

    Franz, Heinrich Gerhard, "Braun, Mathias" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 556-557 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118857169.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Braun: Matthias v. B., Bildhauer und Baumeister, aus einer adlichen aber wenig bemittelten Familie, geb. zu Innsbruck 1684, zu Prag 15. Febr. 1738. Schon in frühester Jugend verlegte er sich auf die Bildhauerei, durchreiste kaum 16 Jahre alt Italien, und nahm sich, wie es die Zeit mit sich brachte, vorzugsweise die Werke des Bernini zum Muster. Nach Innsbruck zurückgekehrt, ward er 1705 vom Grafen Franz Anton Spork nach Böhmen berufen und auf des Grafen am Fuße des Riesengebirges liegender Herrschaft Gradlitz mehrere Jahre hindurch beschäftigt. Dieser Frühzeit entstammen die besten Arbeiten Braun's, darunter mehrere Reliefs und Colossalstatuen, die er aus dem in der Gegend vorgehenden Naturfelsen ausgehauen hat. Einige dieser Werke, z. B. Christus und die Samariterin am Brunnen, St. Hubert, St. Onuphrius, ferner drei Statuen an der Klosterkirche zu Kukus, unweit Gradlitz, können in Bezug auf lebensvolle Darstellung und Wirkung den bessern Sculpturen Bernini's zur Seite gestellt werden, während andere im höchsten Grade flüchtig behandelt sind und zugleich jenes hohle Pathos offenbaren, welches der Meister nur allzugerne vorwalten ließ. Um 1720 übersiedelte B. nach Prag und fertigte hier verschiedene Denksäulen, Kanzeln und Altäre, auch ein für die Moldaubrücke bestimmtes Standbild, den heil. Ivo darstellend. Von Kaiser Karl VI. als Hofbildhauer nach Wien berufen, führte er mehrere für die Karlskirche bestimmte Arbeiten aus und modellirte das Porträt des Kaisers. Wegen Kränklichkeit nach Prag zurückgekehrt, vollendete er hier eine Statue des Kaisers Karl VI. in carrarischem Marmor, seine vorzüglichste Leistung. B. war einer|der fruchtbarsten Künstler seines Jahrhunderts, dessen riesenhafte Thätigkeit schon durch die zu Gradlitz und Kukus aufgeführten Werke zur Genüge dargethan wird. Neben den erwähnten Felsenbildern hat er für die Kirche zu Kukus 14, und für einen dortigen Park 58 Statuen aus Sandstein im Laufe von etwa vier Jahren ausgeführt und zwar ohne einen Gehülfen zu haben. Die herrschaftlichen Paläste in Prag enthalten zahlreiche mythologische Gruppen und Figuren von seiner Hand, auch hat er mehreres in Dresden gearbeitet. In seinen Schöpfungen den Brüdern Asam sich vielfach nähernd, hat B. vieles beigetragen, das durch Bernini in die Sculptur eingeführte affectirte Gepräge, die flatternden Gewänder und übertriebenen Stellungen dem Gipfelpunkte zuzuführen, wenn ihm auch eine sehr gefällige Auffassungsweise und ein lebendiger Formensinn nicht abgesprochen werden kann. Als Baumeister hat B. zwar keine großen Paläste und Gärten aber mehrere mit feinstem Geschmack durchgebildete Wohnhäuser ausgeführt, indem er sich an den Stil, welchen Palladio in seinen Landhäusern festgehalten, mit Geschick anschloß. Ein in der obern Breitengasse zu Prag gelegenes Eckhaus darf den Meisterwerken der späteren Renaissance beigezählt werden. Zu dem prachtvollen Treppenhaus im gräfl. Czernin’schen Palaste in Prag hat B. die Entwürfe gefertigt. — Nach B. haben mehrere Kupferstecher, besonders Renz, gearbeitet, auch sind seine architektonischen Entwürfe in neuere Sammelwerke aufgenommen worden.

    • Literatur

      Jaroslaw Schaller, Topographie von Böhmen, XV. 83 ff. — Pelzel, Abbildungen und Biographien böhmischer Gelehrten und Künstler. IV. 126 ff.

  • Autor/in

    Grueber.
  • Zitierweise

    Grueber, Bernhard, "Braun, Mathias" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 271-272 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118857169.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA