Lebensdaten
1809 – 1856
Geburtsort
Gotha
Sterbeort
Rom
Beruf/Funktion
Archäologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116415738 | OGND | VIAF: 57366272
Namensvarianten
  • Braun, Emil August
  • Braun, August Emil
  • Braun, Emil
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Zitierweise

Braun, Emil, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116415738.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich August (1779–1854), Forstmeister;
    M Barb. Cath. (1780–1846), T des Friedrich Egydius Henneberg (1756–1834).

  • Biographie

    B. studierte zunächst Medizin, dann 1830 in Göttingen bei Karl Otfried Müller und in München bei L. Schorn Archäologie. In Göttingen trat er in Beziehungen zu den Gebrüdern Grimm und geriet in München unter den Einfluß Schellings. Nach seiner Promotion vervollständigte er bei K. A. Boettiger in Dresden seine Ausbildung. Von E. Gerhard wurde B. 1833 als Amanuensis ans Berliner Museum berufen und im Herbst 1833 nach Rom mitgenommen. 1834 wurde er Unterarchivar und Bibliothekar am Istituto di Correspondenza Archeologica, 1835 Prosekretär und Redakteur des Bulletino, 1836 redigierender Sekretär. 1840-56 wurde das Institut im wesentlichen von B. geleitet. Es ist ein großes Verdienst B.s, daß in den für das Institut sehr schweren Jahren, die der Revolution von 1848 folgten, in den Monumenti Inediti besonders wertvolle Denkmäler veröffentlicht werden konnten. In der Folgezeit machten sich bei B., dem eine fundierte philologische Ausbildung fehlte, eine wachsende Feindschaft gegen gelehrte Forschung und ein Hang zum Mystizismus bemerkbar. Gelehrsamkeit nannte er geradezu „verhüllte Ignoranz“. Dies wirkte sich um so schlimmer aus, als er in steigendem Maße den Text zu den Annali allein verfaßte. Einen großen Teil seiner Kraft und Zeit widmete er industriellen Unternehmungen, so der Galvanoplastik, der Herstellung künstlichen Marmors und der Photographie. Die finanzielle Seite interessierte ihn hierbei nicht. Außerdem war B. als Heilpraktiker tätig. Bei seinem Tod hinterließ er das Institut in einer schweren Krise. B. war trotz mancher Fehler ein Mensch von großer Vielseitigkeit und selbstlosem Arbeitseifer und hat bleibende Verdienste um das Institut in Rom.

  • Werke

    Verz. d. in den Annali erschienenen Aufsätze, in: Archivo Storico Italiano, N.S.V, 1857, S. 102 ff.

  • Literatur

    ADB III (Haupt-W, L);
    A. Michaelis, Gesch. d. Dt. Archäol. Inst. in Rom, 1829–1879, 1879;
    E. Braun, Briefwechsel mit d. Brüdern Grimm u. J. Laßberg, hrsg. v., R. Ehwald, 1891.

  • Porträts

    Büste im Dt. Archäol. Inst. in Rom; Handzeichnung v. K. Vogel v. Vogelstein in Dresden.

  • Autor/in

    Konrad Schauenburg
  • Zitierweise

    Schauenburg, Konrad, "Braun, Emil" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 548-549 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116415738.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Braun: August Emil B., geb. 19. April 1809, 11. Sept. 1856 zu Rom, bildete sich zuerst 1830 in Göttingen unter K. O. Müller's, dann 1831 in München unter Schorn's, endlich im Winter 1832 in Dresden unter Böttiger's Leitung zum Archäologen aus. Im Frühling 1833 wandte er sich auf Gerhard's Einladung nach Berlin und faßte dort den Entschluß, sich der Kunstwissenschaft ganz zu widmen. Den Herbst desselben Jahres begleitete er Gerhard nach Rom und verließ bis zu seinem Tode die neue Heimath nur zu kürzern und längern Reisen dies- und jenseit der Alpen. Seine Anstellung am archäologischen Institute, dem er seit dem J. 1835 als ständiger Secretär angehörte, macht in der Geschichte dieser segensreichen Anstalt Epoche. Philologisch und durch Schelling's Einfluß auch philosophisch hoch gebildet, erwarb er sich eine so umfassende und gründliche Kenntniß der alten Denkmäler, wie außer Gerhard keiner seiner Landsleute. Mit italienischen Sitten und Verhältnissen innig vertraut, auch mit den übrigen Culturvölkern in reger Verbindung, verstand er es dem Institute seinen internationalen Charakter zu erhalten, die verstecktesten Denkmäler aus Privatsammlungen und dem Kunsthandel ans Licht zu ziehen und durch Abgüsse, Zeichnungen, galvanoplastische Nachbildungen bekannt zu machen. Seine Behandlung der Kunstwerke, wie er sie vorzüglich in den Schriften des archäologischen Instituts niederlegte, ist auf dem eigentlich monumentalen Gebiete ausgezeichnet, sie hat, wie u. a. Otto Jahn dankbar bekannte, auf die spätere Generation durch zweckmäßige Vergleichung, scharfe Betonung der stilistischen Merkmale großen Einfluß geübt. Seine systematische Behandlung, welche sich auf eine theils philosophische, theils monumentale Darstellung der Mythologie erstreckt, wird durch eine große Neigung zu kühnen Combinationen und eine mehr und mehr hervortretende Ueberschwänglichkeit der Schätzung und des Ausdrucks beeinträchtigt, und es fehlt nicht an zuversichtlichen Behauptungen, welche eine nüchterne philologische Kritik bezweifeln lehrt. Aber überall ist sie geistreich, anregend und lehrreich. Jüngern Gelehrten und Künstlern widmete er persönlich gern seine Zeit, und Alle, welche unter seiner Leitung sich mit den römischen Denkmälern und Sammlungen bekannt machten, haben sich der reichen Belehrung stets dankbar erinnert. — Unter seinen zahlreichen Schriften nehmen außer den Abhandlungen in den Institutswerken und mehreren gediegenen Monographien über Tages (1839), den geflügelten Dionysos (1839),|einen Spiegel mit Orestes (1840), das Labyrinth des Porfena (1840) u. a., die „Zwei Dekaden antiker Marmorwerke“ Leipzig fol. 1843, „Die 12 Reliefs der Villa Spada" (1845) einen hervorragenden Platz ein. Sehr schätzbar sind auch die „Vorschule zur Kunstmythologie“ (1854), an eigenthümlichen Gesichtspunkten reich, die „Grundzüge der Denkmälerkunde“ (Gerhard, Studien Thl. II. 1846 u. 51), seine „Mythologie“ (1853). Das Buch über die Ruinen und Museen Roms (1854) zeigt Braun's Vorzüge und Fehler am deutlichsten; man wird nicht selten bemerken, daß er seinen eigenen Ideenreichthum auf die Monumente überträgt, aber stets zu eigenem Nachdenken angeregt werden und die Gabe der Beobachtung bewundern. Auch um die römische Topographie (Allgem. Zeitung 1855 u. 56) und mit vielem Verständniß um die neuere Kunst hat B. sich verdient gemacht. Umfassendere Pläne zu einem System der Denkmälerkunde u. a. hat sein frühzeitiger Tod abgeschnitten.

    • Literatur

      Allg. Zeitung 1856 Nr. 287. N. Preuß. Zeitung 1856 Nr. 258. Archäol. Anzeiger 1857 Nr. 99. Gerhard's Programm z. Winkelmannsfest 1856.

  • Autor/in

    Urlichs.
  • Zitierweise

    Urlichs, "Braun, Emil" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 264-265 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116415738.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA