Lummitzsch, Otto
- Lebensdaten
- 1886 – 1962
- Geburtsort
- Leipzig-Plagwitz
- Sterbeort
- Bonn
- Beruf/Funktion
- Gründer der Technischen Nothilfe
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 137891377 | OGND | VIAF: 86061008
- Namensvarianten
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- Lummitzsch, Otto
Biografische Lexika/Biogramme
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Genealogie
V Hermann (* 1850), Gutsbes. in Kuttlau (Schlesien), dann Landmaschinenhändler in Glogau, S d. Joh. Gottlieb u. d. Joh. Christiane Hering;
M Ida Klara (* 1862), T d. Joh. David Günther u. d. Amalie Wilhelmine Richter;
⚭ Berlin 1920 Katharina (Käthe, 1893–1980), T d. Heinrich Heilbronn (* 1863) u. d. Elise Schramm;
2 T. -
Biographie
L. war nach Abschluß seiner Ausbildung als Bauingenieur und Architekt in Berlin tätig. Während des 1. Weltkrieges leistete er 1914-18 Militärdienst als Ingenieuroffizier in der Festung Königsberg, Adjutant im Pionier-Rgt. 35 (Gas-Rgt. Peterson) und zuletzt als Adjutant beim Kommandeur der Gastruppen im Großen Hauptquartier. Als Leutnant d. Res. stellte er sich nach Kriegsende der Garde-Kavallerie-Schützen-Division in Berlin zur Verfügung. Während der politischen Unruhen und gewalttätigen Auseinandersetzungen reifte in ihm die Idee, eine Organisation auf freiwilliger Grundlage zu schaffen, die Staat und Bevölkerung in Notlagen technische Hilfe leisten sollte. Sein Gedanke wurde vom Militär akzeptiert. Im Januar 1919 konnte er im Garde-Kavallerie-Schützen-Korps die erste Technische Abteilung aufstellen; weitere folgten und wurden ihm ebenfalls unterstellt. Nachdem diese Technische Truppe zunächst zur vorläufigen Reichswehr gehörte, Einsatzerfolge und wachsende Aufgaben jedoch eine erhebliche Vergrößerung notwendig machten, schlug L. der Reichsregierung die Bildung einer „Technischen Nothilfe“ im ganzen Reichsgebiet vor. Im Zuge der Verringerung der Reichswehr wurden die Technischen Truppen aufgelöst und die Technische Nothilfe Ende 1919 dem Reichsminister des Innern unterstellt und L. als ihr Leiter eingesetzt. Der Aufbau der Technischen Nothilfe (TN) unter L. und seinem Vertreter und Freund →Erich Hampe (1889–1978), der später als Generalmajor die Dienststellung eines Generals der Technischen Truppen bekleidete und 1954-56 Präsident der Bundesanstalt für zivilen Luftschutz in Bonn war, ging zügig voran, zumal es weder an Freiwilligen noch an Aufgaben fehlte. In ungezählten Einsätzen nach Unglücken in Industriebetrieben, Verkehrsunglücken oder Naturkatastrophen hat sich die TN in der Folgezeit bei der Schadensbekämpfung bewährt und die Bevölkerung auch vor den schlimmsten Auswirkungen vor allem wilder Streiks geschützt. L. und seine TN haben einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung der noch jungen Republik geleistet. Zum 1.4.1934 wurde L., da|seine Frau Halbjüdin war, seines Postens enthoben. Er trat dann als Direktor in die Zentralverwaltung der AEG in Berlin ein. Im 2. Weltkrieg war er als Hauptmann d. Res. beim Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt im Oberkommando der Wehrmacht eingesetzt. 1948 ließ L. sich von der AEG beurlauben und eröffnete in Berlin ein Ingenieur-Büro.
Die politische und wirtschaftliche Situation in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone bewog ihn, erneut die Schaffung einer Schutzorganisation ähnlich der von den Alliierten aufgelösten TN vorzuschlagen. Der Bundesinnenminister beauftragte L. am 22.8.1950 mit dem Aufbau eines „Zivilen Ordnungsdienstes“, aus dem sich das „Technische Hilfswerk“ (THW) entwickelte. Diese auf Freiwilligkeit basierende Katastrophenschutz-Organisation des Bundes erhielt am 25.8.1953 den Status einer Bundesanstalt, zu deren Direktor L. bestellt wurde. Unter seiner Leitung wuchs das THW rasch und konnte 1953 anläßlich der Sturmflut in den Niederlanden seinen ersten bedeutenden Auslandseinsatz durchführen, dem zahllose weitere Einsätze im In- und Ausland folgten. Als L. 1955 in den Ruhestand trat, konnte er auf ein außergewöhnliches doppeltes Lebenswerk zurückblicken. Er hatte aus dem Nichts heraus unter schwierigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen nach dem 1. und nach dem 2. Weltkrieg Organisationen mit ähnlicher Aufgabenstellung geschaffen, die unzähligen Menschen im In- und Ausland Hilfe in Not brachten. In den folgenden Jahren widmete er sich noch der Interessenvertretung verschiedener Industrieunternehmen, für die er in Bonn tätig war.|
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Auszeichnungen
Gr. Bundesverdienstkreuz.
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Werke
u. a. Das Geheimnis d. Techn. Nothilfe, in: Die Räder, Zs. d. Techn. Nothilfe 1, H. O, 1920, S. 6 f.;
Die Wahrheit üb. d. Techn. Nothilfe, ebd., Nr. 1, S. 6 f.;
Was lehrt d. dreij. Tätigkeit d. Techn. Nothilfe?, ebd. 3, 1922, Nr. 19/20, S. 317 ff.;
Die Techn. Abt. beim Garde-Kav.-Schützen-Korps u. d. Techn. Nothilfe, Btr. z. Gesch. d. Freikorps, ca. 1951 (ungedr.);
Die Aufgaben d. Techn. Hilfswerks, in: Das Techn. Hilfswerk 1, 1954, S. 2 f.;
Die Aufgaben d. Techn. Hilfswerks im zivilen Luftschutz, in: Ziviler Luftschutz 19, 1955, Nr. 5, S. 105-08;
Die Techn. Nothilfe (TN), Ein Btr. z. Zeitgesch., 1919-45, ca. 1961 (ungedr.). -
Literatur
Die Wirren in d. Reichshauptstadt u. im nördl. Dtld. 1918–20, hrsg. v. d. Kriegsgeschichtl. Forschungsanstalt d. Heeres, 6. Bd., 1940, S. 227 f.;
L. Röthenmeier, O. L., Sein Leben u. Wirken, in: Das Techn. Hilfswerk 2, 1955, Nr. 4, S. 2 u. 4;
M. H. Kater, Die „Techn. Nothilfe“ im Spannungsfeld v. Arbeiterunruhen, Unternehmerinteressen u. Parteipol., in: Vj.-Hh. f. Zeitgesch. 27, 1979, S. 30-78;
Bundesanstalt Techn. Hilfswerk, 20 J. Helfen, Ein Rückblick, 1971, S. 14;
E. Hampe, … als alles in Scherben fiel, Erinnerungen d. Generalmajors a. D., ehem. General d. Techn. Truppen u. Präs. d. Bundesanstalt f. zivilen Luftschutz, 1979, S. 70-83. -
Autor/in
Jochen von Arnim -
Zitierweise
Arnim, Jochen von, "Lummitzsch, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 518-519 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137891377.html#ndbcontent