Lebensdaten
1109 – 1185
Sterbeort
Gau-Odernheim
Beruf/Funktion
Graf von Arnstein
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 128716770 | OGND | VIAF: 55206522
Namensvarianten
  • Ludwig III. von Arnstein
  • Ludwig III.
  • Ludwig III. von Arnstein
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Zitierweise

Ludwig III., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128716770.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Das Geschl. nannte sich nach d. 1052 erstmals bezeugten Höhenburg auf d. südl. Lahnufer (unweit v. Nassau). Der zumindest über 3 od. 4 Generationen vererbte Grafentitel beruht auf d. Gfsch. Marienfels im Einrichgau, e. Landschaft zw. Rhein, Lahn u. Wisper. Die Gfsch. wurde 1031 v. Kg. Konrad II. an d. Erzstift Trier geschenkt. Die Arnsteiner trugen sie offenbar v. Trier zu Lehen. Zu ihrer Herrschaft gehörten außer d. Gfsch. u. ihren Eigengütern d. Vogteien üb. mehrere Orte am Rhein, insbes. üb. Koblenz, Nieder- u. Oberlahnstein, Boppard, St. Goar u. Oberwesel.
    - Guda Gfn. v. Altenbaumburg; kinderlos.

  • Biographie

    L. war noch im Kindesalter, als sein Vater starb. Die standesgemäße Heirat und die damit verbundene Ausstattung von sieben Tanten L.s muß das Eigengut der Familie stark vermindert haben. 1139 entschloß sich L., seine Burg Arnstein in ein Prämonstratenserstift umzuwandeln und dort selbst als Konverse zu leben. Rat und Hilfe bei seinem Vorhaben erhielt er von dem mit ihm verwandten Gf. Otto von Reveningen, der 1131 das Prämonstratenserstift Gottesgnaden an der Saale gegründet hatte. Von dort kamen für Arnstein auch der erste Abt sowie zwölf Mönche und zwölf Konversen. Das Stift Arnstein wurde mit den Eigengütern L.s sowie kirchlichen Rechten und|Einkünften ausgestattet, die Grafschaft und die Vogteien kamen in andere Hände. Die Burg selbst wurde durch Um- und Neubauten den Erfordernissen des Stiftslebens angepaßt. L.s Gemahlin Guda, die seinem Vorhaben anfangs Widerstand entgegengesetzt hatte, beschloß ihr Leben als Rekluse in einer kleinen Behausung unterhalb des Stifts. Zusammen mit L. traten mehrere seiner Ministerialen in das Stift ein.

    Die Motive für L.s radikale Abkehr von seinem bisherigen Leben und seine Hinwendung zur Nachfolge Christi in persönlicher Armut und Demut lagen sicherlich nicht hauptsächlich in der Kinderlosigkeit seiner Ehe. Ähnlich wie vielen seiner Standesgenossen mag ihm unter dem Einfluß der religiösen Strömungen der Zeit und der Ideen des Reformmönchtums seine von weltlichen Händeln bestimmte Lebensweise fragwürdig und die Sorge um sein Seelenheil vordringlich geworden sein. Diese Einstellung spiegelt sich in der von einem Angehörigen des Arnsteiner Konvents zu Anfang des 13. Jh. verfaßten Lebensbeschreibung L.s wieder. Von besonderer Bedeutung in der Reihe von Konversionen adeliger Herren war die des Gf. Gottfried von Cappenberg, weil dieser durch seine Stiftungen Cappenberg, Varlar und Ilbenstadt den von Norbert von Xanten gegründeten Kanonikerorden der Prämonstratenser entscheidend förderte. – Zumindest in der ersten Zeit behielt L. als Konverse in Arnstein eine seinem früheren weltlichen Stand gemäße herausragende Bedeutung und Stellung. So wird er 1140 als Zeuge einer Urkunde Kg. Konrads III. noch „Graf von Arnstein“ genannt, und 1144 spielte er eine wichtige Rolle bei der Reformierung des Klosters Münsterdreisen am Donnersberg. Wie die „Gesta Lodewici“ berichten, befand er sich in der Begleitung Hzg. Friedrichs von Schwaben, als dieser nach Münsterdreisen kam und die Zustände in dem heruntergekommenen Kloster bessern wollte. Dieses wurde darauf – auch nach dem Zeugnis einer Bestätigungsurkunde Konrads III. – an L. und den Arnsteiner Konvent übergeben. Bald darauf zogen Arnsteiner Kanoniker in Münsterdreisen ein. L. aber, als comes und conversus bezeichnet, war noch an weiteren ähnlichen Aktionen beteiligt, auf diese Weise stets den Nutzen des von ihm gegründeten Stifts mehrend.

  • Literatur

    Becker, Das Nekrologium d. vormaligen Prämonstratenser-Abtei Arnstein a. d. Lahn, in: Nassau. Ann. 16, 1881, S. 1-348;
    Die Lebensbeschreibung d. Gf. L. III. v. A., hrsg. v. S. Widmann, ebd. 18, 1883/84, S. 244-66;
    E. Schaus, Gf. L. v. A. u. d. Neubegründung d. Klosters Münsterdreisen, ebd. 30, 1899, S. 202-05;
    J. Müller, Gesch. d. wirtsch. Entwicklung d. Prämonstratenser-Abtei Arnstein a. d. Lahn seit d. Gründung (1139) b. z. Aufhebung (1803), Diss. Münster 1918;
    L. Jörß, Das Arnsteiner Mariengebet, Diss. Marburg 1920;
    N. Backmund, Monasticon Praemonstratense I, 1949;
    J. Ehlers, Adlige Stiftung u. persönl. Konversion, Zur Sozialgesch. früher Prämonstratenserkonvente, in: Gesch. u. Vfg.gefüge, Frankfurter Festgabe f. W. Schlesinger, 1973, S. 32-55 (L).

  • Autor/in

    Fred Schwind
  • Zitierweise

    Schwind, Fred, "Ludwig III." in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 349-350 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128716770.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Arnstein: Ludwig III., Graf v. A., 1185. Das Geschlecht der Grafen von Arnstein läßt sich nämlich mit Bestimmtheit nur bis in den Anfang des 11. Jahrhunderts zurückverfolgen. Die Burg der Grafen lag auf einem felsigen Vorsprung, nicht weit vom Einflusse des Dörsbaches in die Lahn, eine Wegstunde von der heutigen Stadt Nassau entfernt. Erbauer war Graf Arnold, der 1048 als Zeuge erscheint. Das Arnsteiner Haus, dem die Gaugrafenwürde im Einrich zustand, war ein reich begütertes und angesehenes. In männlicher Linie erlosch es im 12. Jahrhundert; von den sieben Erbtöchtern desselben ist in mehreren Fürstengeschlechtern eine blühende Nachkommenschaft entsproßen. Sie waren sämmtlich Töchter des Grafen Ludwig I., Sohn des Arnold, und Schwestern Ludwigs II., der 1103 zum letzten Male erscheint. Des letzteren einziger Sohn und Erbe war Ludwig III., der den Stamm schloß. Seinen Vater verlor er frühe. Die Mutter, unter deren Augen er aufwuchs, zog sich nach erlangter Großjährigkeit des Sohnes auf die ihr als Morgengabe gehörende Besitzung Odenkirchen bei Köln zurück. Der junge Graf Ludwig, von schwacher und leicht bestimmbarer Anlage, ergab sich Ausschweifungen und ließ sich zu vielfachen Gewaltthätigkeiten verleiten; seine Burg wurde bald der Ausgangspunkt gefürchteter Räubereien. Endlich erfüllte dieses Leben den Grafen mit Ueberdruß; er|beschloß, seine Güter geistlichen Zwecken zu widmen und bestimmte sich selbst für den klösterlichen Stand. Die Kinderlosigkeit seiner Ehe mit Guda, Tochter des Grafen von Bomeneburg, mag ihn in dem Entschlusse bestärkt haben. Im J. 1139 wurde einer Colonie von 12 Praemonstratensern aus dem Kloster Gottesgnaden bei Kalbe an der Saale das Schloß Arnstein übergeben. Ludwig selbst im Alter von 30 Jahren, legte als Laienbruder das Weiße Kleid der Norbertiner an, wie s. Z. Gottfried von Kappenberg in Westfalen ( 1126), der von selbst sich sammt seinem ganzen Vermögen dem Norbert und seinem Orden hingegeben hatte. Da Arnstein reich begabt war, ließ Ludwig es sich angelegen sein, noch neue Klöster zu stiften. 46 Jahre lebte er im Mönchsgewand. Er starb auf einer Besichtigungsreise seiner überrheinischen Klöster zu Gummersheim. Sein Leichnam wurde nach Arnstein übergeführt. Ein Mönch dieses Klosters verfaßte zu Anfang des 13. Jahrhunderts eine Biographie Ludwigs, von der verschiedene lateinische und deutsche Handschriften vorhanden sind.

    • Literatur

      Vita Ludowici comitis de Arnstein (bei Böhmer, Fontes III. 326—327); Vogel, Beschreibung von Nassau, 198 f.; Schliephake, Geschichte von Nassau I. 75, 156 f, 208 f.

  • Autor/in

    Zais.
  • Zitierweise

    Zais, "Ludwig III." in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 597-598 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128716770.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA