Lebensdaten
erwähnt 1230, gestorben 1250
Sterbeort
Wismar
Beruf/Funktion
Bischof von Ratzeburg ; Heiliger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137956150 | OGND | VIAF: 86117056
Namensvarianten
  • Ludolf I. von Ratzeburg
  • Ludolf von Ratzeburg
  • Ludolf I.
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Zitierweise

Ludolf I., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137956150.html [16.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Zum Zeitpunkt seiner Wahl zum Bischof (1236) war L. Kämmerer des Domkapitels, nachdem er bereits 1230 und 1231 als Diakon in den Zeugenreihen der Urkunden genannt worden war. Im Dezember 1237 bestätigte er das anderthalb Jahre zuvor entstandene Kloster in Rehna als Benediktinerinnenkloster, regelte dessen rechtliche Verhältnisse und übertrug ihm als Ausstattung Teile des bischöfl. Tafelguts. L.s Pontifikat ist durch scharfe Auseinandersetzungen mit Hzg. Albrecht I. von Sachsen gekennzeichnet. Den Ratzeburger Bischöfen war es nach dem Sturz Heinrichs des Löwen gelungen, die Lehnshoheit des sächs. Herzogs abzuschütteln und – abgesehen von der Periode der dän Herrschaft 1202-27 – reichsunmittelbar zu werden. So hatte L.s Vorgänger, Petrus ( 29.8.1236), im März 1236 von Kaiser Friedrich II. die Investitur und die Bestätigung der Besitzungen seiner Kirche erhalten. Der Staufer hatte Bischof und Kapitel unter seinen Schutz genommen und Eingriffe in deren Rechte mit Strafe bedroht. Dennoch wollte Albrecht die herzogl. Oberhoheit wieder herstellen. Er forderte von L. die Vogtei über das Land Boitin, Dienstleistungen und Abgaben der kirchlichen Hintersassen und die Abtretung der bischöfl. Burg Farchau. Anscheinend versuchte er auch, durch großzügige Schenkungen an das Domkapitel einen Keil zwischen Domherren und Bischof zu treiben. Infolge des sich zuspitzenden Streits mit Albrecht ging der Bischof etwa 1247/48 zu Fürst Johann I. von Mecklenburg ins Exil. Hier starb er im Franziskanerkloster von Wismar.

    Die kath. Kirche zählt L. zu den Märtyrern, die ihr Leben für die Rechte und die Freiheit der Kirche hingaben. Bemühungen um eine Heiligsprechung wurden 1340 deutlich, als Hzg. Albrecht IV. von Sachsen(-Lauenburg) Geld zu einer Gedächtnisfeier für den Bischof stiftete, bei der L.s Leichnam in feierl. Prozession mitgeführt werden sollte. Vor 1384 erfolgte die Kanonisation. Die aus diesem Anlaß abgefaßte (heute verschollene und nur als Inhaltsangabe überlieferte) Leidensgeschichte schildert den Bischof als hervorragenden und tugendreichen Mann, der die Ratzeburger Domkirche in so großer Frömmigkeit und strenger Ordnung gehalten habe, daß das Stift von den Ordensgeistlichen und dem Volk als Gefängnis bezeichnet worden sei. Im Auftrag des Herzogs habe ihn ein Lübecker Ritter namens Erikin de Nemore gefangen genommen und gefoltert, bevor L. zu Johann von Mecklenburg habe fliehen können. Nach seinem Tode habe er viele Wunder gewirkt. Das Fest des Heiligen wird am 29. März begangen.

  • Literatur

    ADB 19;
    Acta Sanctorum Martii, 1736, S. 793 f.;
    G. M. C. Masch, Gesch. d. Bisthums Ratzeburg, 1835, S. 140-51;
    L. Viereck, Gesch. d. Bischöfe Petrus, L. u. Friedrich v. Ratzeburg, 1880, S. 17-49;
    H. Stoppel, Die Entwicklung d. Landesherrlichkeit d. Bischöfe v. Ratzeburg bis zum Ausgang d. 14. Jh., in: Mecklenburg-Strelitzer Gesch.bll. 3, 1927, S. 109-75;
    LThK².

  • Autor/in

    Henning Unverhau
  • Zitierweise

    Unverhau, Henning, "Ludolf I." in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 299 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137956150.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ludolf I, zum Bischof von Ratzeburg erwählt 1236, starb angeblich am 29. März 1250 und wird mit diesem Erinnerungstage als einer der drei Heiligen dieses Namens von der katholischen Kirche gefeiert. 1230 wird er als Diaconus genannt, d. h. als einer der jüngeren Domherren, welche in der strengen Cluniacenserregel am Ratzeburger Dome lebten. Bei seiner Wahl zum Bischof war er Camerarius des Stiftes, seine Herkunft ist unbekannt; 1237 stiftete er das Benedictinerkloster zu Rehna in seinem Sprengel. Seine weitere Geschichte gehört einer gegen die Herzöge von Sachsen-Lauenburg höchst feindseligen Legende an. Der Herzog Albrecht von Sachsen ( 1261) verlangte die Oberlehnsherrlichkeit über den Bischof und machte dem Stifte das Land Butin oder Boitin streitig und der Bischof wollte dem Herzog die Burg Verchow nicht abtreten, um nicht das Haus des Herrn in eine „Räuberhöhle zu verwandeln“. Diese Festigkeit führte zum Martyrium, einer „passio“. Im Auftrage des Herzogs, wird nun erzählt, fängt ein „lübischer“ Ritter Erikin „de Nemor“ (doch wol de nemore. von Holte) den Bischof, peinigt ihn in Gefängnissen und Wäldern, wobei die Stiche der Mücken (Ameisen?) eine große Rolle spielen, verpfändet ihn an die Juden in „Hischer“ und bringt ihn dann wieder in die Einöden. Endlich frei geworden flüchtet L. zu dem mecklenburgischen Fürsten Johann I. theologus, nach Wismar, verflucht dort den Herzog Albrecht und sein Geschlecht bis ins 4. Glied, segnet aber das Haus Johanns. In Wismar bleibt er bei den Minoriten und stirbt dort nach vielem Fasten und Kasteien nach einer Heiligenvision am Grünen Donnerstage während der Messe „venite benedicti“. Sofort that er Wunder, noch vor dem Begräbnisse. So noch Ernst von Kirchberg und Krantz' Metropolis, aus welch letzterer die Vita in den Acta sanctorum der Bollandisten zum 29. März schöpfte. Jene beiden ersteren berufen sich auf eine passio S. Ludolfi, die Masch nicht finden konnte. Unfraglich ist dies die Reimchronik, welche in Kopenhagen sich befand, aber jetzt verloren ist. Die Data stimmen übrigens nicht zum 29. März 1250; denn die Messe venite gehört zum Mittwoch nach Ostern, nicht zum Grünen Donnerstag, und im J. 1250 fiel auf den 29. März der Dienstag nach Ostern. Johann von Mecklenburg residirte auch erst seit 1253 in Wismar. Thatsächlich dauerte der Streit um Boitin (Schönberg) bis 1271, die Reichsunmittelbarkeit des Bisthums entschied sich 1273, der „Fluch“ gegen das Haus Albrechts schien in Erfüllung zu gehen in den Erbfolgefehden der Lauenburger von 1321 an: so wird die Abfassung der Passio wol in diese Zeit fallen. Um 1340 ist von der Canonisation Ludolf's die Rede, nachzuweisen ist sie aber nicht. Jenes „Hischer“ sucht Masch in Hitzacker, es soll aber wol nur „Juden-Hischen“ heißen, letzteres ein|in Mecklenburg üblicher Ausdruck für kleine Familienwohnungen; die Bezeichnung Juden-Hischen kommt gerade in Wismar vor.

    • Literatur

      Masch, Geschichte des Bisthums Ratzeburg.

  • Autor/in

    Krause.
  • Zitierweise

    Krause, "Ludolf I." in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 387-388 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137956150.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA