Lebensdaten
erwähnt 859 oder 881 , gestorben 2. Hälfte 9. Jahrhundert
Beruf/Funktion
ostfränkischer Hofkaplan ; Kanzlist Ludwigs des Deutschen
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136851029 | OGND | VIAF: 81127919
Namensvarianten
  • Hebarhard

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Zitierweise

Hebarhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136851029.html [04.10.2024].

CC0

  • Biographie

    H., über dessen Herkunft nichts bekannt ist, erscheint vom 1.5.859 bis zum 9.5.881 als Kanzlist Ludwigs des Deutschen, Ludwigs des Jüngern und Karls III.; an Schrift und Stil läßt sich seine Spur noch bis zum 12.11.882 verfolgen. Er gehörte einer jüngeren Generation an, welche die kunstvolle diplomatische Kursive der hochkarolingischen Kanzlei nicht mehr beherrschte, und führte nach anfänglichem Schwanken eine vereinfachte, sich in Duktus und Zierelementen gleichbleibende Schriftform ein, die als diplomatische Minuskel bezeichnet wird. Diese „hebarhardische Schriftreform“ hat die weitere Entwicklung der ostfränkisch-deutschen Diplomschrift entscheidend beeinfluflt. Zu den von H. eingeführten normierenden Vereinfachungen gehört auch, daß er sich von 868 an regelmäßig cancellarius (statt notarius) nannte. Zwar wechselte der Sprachgebrauch auch in der Folgezeit noch oft, doch hat H.s Vorbild mindestens sehr dazu beigetragen, daß sich allmählich der Kanzlertitel für den führenden Kanzleinotar durchsetzte. Wenn es also nicht angängig ist, mit der älteren Forschung von einer Begründung des deutschen Kanzleramtes durch H. 808 zu sprechen, und H. überhaupt weder als Kalligraph noch als Stilist eigentlich bedeutend war, so ist er doch durch seine schulbildende Wirkung zur wichtigsten Figur der ostfränkischen Kanzleigeschichte geworden.

  • Literatur

    P. Kehr, Die Kanzlei Ludwigs d. Dt., in: Abhh. d. Preuß. Ak. d. Wiss., Jg. 1932, Phil.-Hist. KL, Nr. 1, 1932, S. 21-23;
    ders., Die Kanzleien Karlmanns u. Ludwigs d. J., ebd. 1933, Nr. 1, S. 31;
    ders., Die Kanzlei Karls III., ebd. 1936, Nr. 8, S. 19 f.;
    ders., Die Schreiber u. Diktatoren d. Diplome Ludwigs d. Deutschen, in: NA 50, 1935, S. 73-93;
    J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige 1, 1959, S. 181-84, 186, 193.

  • Autor/in

    Theodor Schieffer
  • Zitierweise

    Schieffer, Theodor, "Hebarhard" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 159 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136851029.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA