Lebensdaten
1883 – 1974
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Industrieller
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 129037028 | OGND | VIAF: 316740778
Namensvarianten
  • Walz, Hans Hermann Rudolf
  • Walz, Hans
  • Walz, Hans Hermann Rudolf
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Walz, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129037028.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes (1839–83), Lehrer;
    M Christiane Henne (1845–1912);
    Stuttgart 1926 Hildegard (1900–93), T d. Gustav Albert Kaelber (1863–1941), Min.rat, u. d. Elisabeth Lydia Ehni (1865–1944);
    2 S Reinhard (1927–2004), Pianist, Friedemann (* 1933, Gudrun Hippert), Dipl.-Volkswirt, 4 T Dorothea (* 1929, Hanns-F. König, Dr. med.), Mechthild (* 1934, Martin Dettinger-Klemm, Dr. jur., Min.dirigent), Gymn.lehrerin, Dietlind ( 2009, Otto Neher), Adelheid ( 2007, Gottfried Stumpp).

  • Biographie

    W. wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf, besuchte in Stuttgart das humanistische Karlsgymnasium bis zur Mittleren Reife, wechselte dann auf die Höhere Handelsschule und absolvierte eine Banklehre. Nach verschiedenen Positionen im Bankgewerbe, im Großhandel und in der Industrie wurde er 1912 Privatsekretär und Vermögensverwalter des Unternehmers Robert Bosch (1861–1942), beriet diesen bei dessen mäzenatischer Tätigkeit und betreute mehrere seiner Stiftungen. Rasch gewann er das uneingeschränkte Vertrauen Boschs und wurde dessen engster Mitarbeiter.

    1919 in den Aufsichtsrat der „Robert Bosch AG“ berufen, wechselte W. 1924 in den Vorstand. Es gelang ihm, das Unternehmen 1926 aus einer Liquiditätskrise zu führen, in die es durch einen Einbruch der Automobilproduktion und starken Preisdruck geraten war. Seit 1925 war W. auch Generalbevollmächtigter für das Vermögen Boschs. In einem fließenden Übergang wurde er schließlich dessen Nachfolger in der Leitung des Unternehmens.

    Mit Bosch engagierte er sich seit 1918 in dem von Theodor Bäuerle (1882–1956) geleiteten Verein zur Förderung der Volksbildung und für den Bau eines homöopathischen Krankenhauses in Stuttgart, das 1940 eröffnet wurde (heute Robert-Bosch-Krankenhaus). W. gehörte der DDP an und trat 1931 in den Verein zur Abwehr des Antisemitismus ein.

    Im „Dritten Reich“ begab sich W. in einen Spagat zwischen Anpassung und Gegnerschaft. Um das Unternehmen politisch abzuschirmen, trat er 1933 in die NSDAP ein, wurde später Ehrenoffizier der SS und gehörte dem „Freundeskreis Reichsführer SS“ an. Zugleich setzte er sich als überzeugter Christ für verfolgte Juden ein: 1938–40 ermöglichten W. und Bosch über geheime Fonds in Stuttgart und Amsterdam vielen Juden die Emigration, später rettete W. eine jüd. Chemikerin vorübergehend vor der Deportation. Er trat 1936 in den Beirat des württ. Oberkirchenrats der Bekennenden Kirche ein und unterstützte als einer der wenigen Unternehmer den Widerstand gegen Hitler. W. konspirierte mit Carl Friedrich Goerdeler (1884–1945), der seit 1937 als Berater für Bosch arbeitete, und entging nach dem 20. Juli 1944 nur knapp der Verhaftung. In seiner „Feuerbacher Rede“ vor Journalisten übte er 1943 scharfe Kritik an der Kriegswirtschaft. Jedoch wurde er im selben Jahr zum Wehrwirtschaftsführer ernannt und war als Betriebsführer der „Robert Bosch GmbH“ für die bedeutende Rüstungsproduktion und den Einsatz von Zwangsarbeitern in diesem Unternehmen verantwortlich.

    Nachdem Robert Bosch 1942 gestorben war und einen minderjährigen Sohn als potentiellen Firmenerben hinterlassen hatte, wurde W. Vorsitzender des von Bosch eingesetzten Testamentsvollstreckergremiums. Er sah nun seine wichtigste Aufgabe darin, die Bosch-Tradition zu erhalten und den letzten Willen des Unternehmensgründers zu deuten; entscheidend wirkte er daran mit, daß die Erben Boschs ihre Anteile am Unternehmen 1964 mehrheitlich an die Vermögensverwaltung Bosch, die spätere Robert Bosch Stiftung, verkauften.

    Im Okt. 1945 wurde W. von der US-amerik. Militärregierung entlassen. Von Okt. 1945 bis Sept. 1947 war er wegen seiner Mitgliedschaft im Aufsichtsrat der „Dresdner Bank“ inhaftiert. Die Spruchkammer Bad Cannstatt stufte ihn im Entnazifizierungsverfahren 1948 als „entlastet“ ein. Im Dez. 1948 übernahm er den Vorsitz des Aufsichtsrats der „Robert Bosch GmbH“, von Febr. 1953 bis|März 1963 war er Vorsitzender der Geschäftsführung.

    W. betätigte sich daneben u. a. 1945–65 als Aufsichtsratsvorsitzender der Trägergesellschaft des Robert-Bosch-Krankenhauses und wurde 1959 erster Schatzmeister der Friedrich-Naumann-Stiftung. Anläßlich seines 75. Geburtstags entstand 1958 die Hans-Walz-Stiftung zur Erforschung naturgemäßer Heilverfahren, die Ende 1979 als unselbständige Stiftung in die Robert Bosch Stiftung eingegliedert wurde. Wegen seines Einsatzes für verfolgte Juden wurde W. 1969 von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt.

  • Auszeichnungen

    |Gr. BVK mit Stern (1953);
    Ehrenbürger d. TH Stuttgart (1952);
    Ehrenvors. d. Hauses Bosch auf Lebenszeit (1963);
    Vors. d. AR d. Dt. Verlags-Anstalt.

  • Literatur

    |M. Kißener, in: R. Lächele u. J. Thierfelder (Hg.), Wir konnten uns nicht entziehen, 30 Porträts zu Kirche u. NS in Württ., 1998, S. 207–25 (P);
    J. Scholtyseck, Robert Bosch u. d. lib. Widerstand gegen Hitler 1933–1945, 1999 (P);
    J. Bähr u. P. Erker, Bosch, Gesch. e. Weltunternehmens, 2013;
    Qu Bestand H. W. im Archiv d. Robert Bosch GmbH, Hist. Kommunikation, „Feuerbacher Rede“, Akte 1013024.

  • Autor/in

    Johannes Bähr
  • Zitierweise

    Bähr, Johannes, "Walz, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 385-386 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129037028.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA