Lebensdaten
1911 – 2002
Geburtsort
Braunschweig
Sterbeort
Bad Tölz
Beruf/Funktion
Komponist ; Pianist ; Textdichter ; Kabarettist ; Dirigent
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 119362597 | OGND | VIAF: 51859893
Namensvarianten
  • Schultze, Norbert Arnold Wilhelm Richard
  • Norbert, Frank (Pseudonym)
  • Kornfeld, Peter (Pseudonym)
  • mehr

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Zitierweise

Schultze, Norbert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119362597.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Walter (1880–1964, ev.), ao. Prof. f. Gewebekrankheiten, Bakteriol. u. Öff. Gesundheitspflege an d. TH Braunschweig, 1921-29 Stadtverordneter in B., Vors. d. Ärztever. ebd., BVK 1954 (s. Fischer; Wi. 1962; Braunschweiger Stadtlex., Erg.bd.), S d. Wilhelm (1840–1924), Med.rat in Tokio, zuletzt in Freiburg (Br.) (s. NDB 16*), u. d. Emma Wegscheider;
    M Etelka (gen. Etelka Sommer), Lehrerin, T d. Arnold Schröer (1857–1935), aus Preßburg (Bratislava), Prof. f. Anglistik in Köln (s. ÖBL; Anglistenlex.), u. d. Adelheid Sommer; seit 1921 Stief-M Alma Liujis;
    Urur-Gvm Julius August Ludwig Wegscheider (1772–1849), o. Prof. d. Theol. in Halle (s. ADB 41), Tobias Gottfried Schröer (Ps. Christian Oeser) (1791–1850), Päd., Prof. d. Lit. u. Ästhetik am ev. Gymn. in Preßburg (Bratislava) (s. ADB 32);
    Ur-Gvm Karl Julius Schröer (1825–1900), Lit.hist., Goetheforscher, seit 1867 Prof. d. Germanistik an d. TH Wien, Dr. h. c. (s. L);
    Schw Toska;
    1) 1932|Vera Spohr, Schausp., 2) 1943 Iwa Wanja (eigtl. Iwanka Jana Kiewa) (1905–91), aus Karnobat (Bulgarien), Sängerin, Filmschausp. b. d. Ufa, Schriftst., 3) 1992 Brigitta Salvatori, Vf. v. „Wandern auf Mallorca“, 1981, ³1988;
    1 S, 3 T aus 1), 2 S aus 2).

  • Biographie

    S. wuchs in seiner Geburtsstadt und zeitweise – nach der Trennung der Eltern – bei seinen Großeltern in Freiburg (Br.) auf. Er erhielt Klavier- und Geigenunterricht und schrieb seine ersten Kompositionen als 13jähriger. Nach dem Abitur am Braunschweiger Gymnasium studierte er seit 1929 an der Staatl. Musikhochschule Köln Komposition bei Hermann Abendroth (1883–1956) sowie Harmonielehre und Instrumentation bei Philipp Jarnach (1892–1982). Gleichzeitig arbeitete er als Regie-Volontär am Kölner Opernhaus und belegte mehrere Semester Theaterwissenschaft. 1931 ging er nach München, wo er unter dem Pseudonym Frank Norbert als Pianist bei dem Kabarett „Die Nachrichter“ einstieg, zu dem sich die Theaterstudenten Helmut Käutner (1908–80), Bobby Todd (1904–80) und Kurd E. Heyne (1906–61) zusammengefunden hatten. Die Musik zu den Kabarettsongs der Truppe, die rasch große Popularität gewann und mit ihren Programmen „Hier irrt Goethe“ (1932) und „Die Nervensäge“ (1934) in allen dt. Großstädten gastierte, schrieb das Ensemble zumeist im Kollektiv. Zwischenzeitlich fand S. eine erste Festanstellung als Chordirektor und Korrepetitor in Heidelberg, später als Kapellmeister und Korrepetitor am Landestheater Darmstadt. Seit 1935 arbeitete S. in Berlin als Aufnahmeleiter für die Schallplattengesellschaft Telefunken; daneben schrieb er Werbemusiken sowie Kabarett-Chansons für die „Acht Entfesselten“.

    1936 wurde S.s Märchenoper „Schwarzer Peter“ (Libretto: Walter Lieck) mit großem Erfolg an der Hamburger Staatsoper uraufgeführt. Diese „heitere Oper für kleine und große Leute“ brachte es, von zahlreichen Theatern des In- und Auslands (Wien, Rom, Antwerpen) inszeniert, in sechs Spielzeiten auf mehr als 700 Aufführungen. S. erhielt daraufhin auch den Eintrag in die „Führerliste“, die die vom Kriegsdienst freigestellten „schöpferischen Künstler“ vermerkte (1940 Eintritt in d. NSDAP). 1938 vertonte S. „Lili Marleen“, ein Gedicht, das Hans Leip (1893–1983) bereits 1915 geschrieben und 1937 in seinem Gedichtband „Die kleine Hafenorgel“ veröffentlicht hatte. Von der Schlagersängerin und Kabarettistin Lale Andersen (eigtl. Lieselotte Wilke, 1905–72) als „Lied eines jungen Wachtpostens“ auf Schallplatte aufgenommen, wurde das Lied 1941 als Erkennungsmelodie des dt. Soldatensenders Belgrad rasch weltbekannt und in viele Sprachen übersetzt. Zu seinen Interpreten gehörten neben Lucie Mannheim (1899–1976), die 1943 ihre Anti-Hitler-Version („Hängt ihn an die Laterne!“) über BBC London verbreitete, auch Marlene Dietrich (1901–92), Frank Sinatra (1915–98), Bing Crosby (1903–77) und Ernst Busch (1900–80).

    Mit einem kleinen, Mozart nachempfundenen Bratschenkonzert gelang S. der kompositorische Einstieg in die Filmmusik, die seit 1938 zu einer seiner wichtigsten Aufgaben wurde. Daneben schrieb S. die 1943 uraufgeführte Märchenoper „Das kalte Herz“ (nach W. Hauff), avancierte gleichzeitig aber auch zum ersten Musiklieferanten für Militärmärsche, Soldaten- und Kriegslieder, darunter das berüchtigte „Bomben auf Engeland“ (Text: Wilhelm Stöppler) und das in Goebbels' Auftrag geschriebene Rußland-Lied „Führer befiehl, wir folgen dir!“.

    Nach dem 2. Weltkrieg erhielt S. zunächst Auftrittsverbot, konnte aber bald seine erfolgreiche Komponistenkarriere fortsetzen, nachdem er 1948 in einem Spruchkammerverfahren als „Mitläufer“ eingestuft worden war. Mit seinem 1950 uraufgeführten Musical „Käpt'n Bay-Bay“ (verfilmt mit Hans Albers, 1953, Regie: H. Käutner) gelang es ihm, an seine früheren Bühnenerfolge anzuknüpfen, daneben war er auch als Film- und Fernsehkomponist gefragt. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er auf Mallorca.

    S. zählt zu den vielseitigsten und erfolgreichsten Komponisten des 20. Jh. Im Laufe seiner Karriere bewegte er sich zwischen den verschiedensten musikalischen Sujets und Metiers der E- und U-Musik, zwischen spätromantischer, an Brahms angelehnter symphonischer Orchestermusik einerseits und eingängigen volksliedhaften Schlagermelodien, landsknechtsliedhafter Marschmusik und anspruchsvollen Chansons andererseits. Nach 1945 galt „Bomben-Schultze“ wegen seiner Auftragsarbeiten im „Dritten Reich“ als umstritten, speziell wegen seiner Vertonungen von Soldatenliedern und Propaganda-Songs sowie seiner Filmmusiken für propagandistische „Durchhalte“-Werke und Kriegsdokumentationen wie „Feuertaufe“ (1939/40, Regie u. Drehbuch: H. Bertram), „Kampfgeschwader Lützow“ (1941), „Ich klage an“ (1941, Regie: W. Liebeneiner) und „Kolberg“ (1945, Regie: V. Harlan).

  • Auszeichnungen

    tätig in vielen Gremien d. GEMA;
    – Paul Lincke-Ring (1973);
    Fernsehpreis „Goldene Europa“ (1980);
    Goldene Nadel d. Dramatiker-Union (1981);
    Ehrenring d. GEMA (1996).

  • Werke

    ein krit. Gesamtverz. d. Werke existiert bislang nicht;
    weitere W
    u. a. Bühnenmusik: Aspasia (Operetten-Parodie), o. J.;
    Urlaub vom Alltag (musikal. Lustspiel), 1934;
    Schwarzer Peter (heitere Oper nach e. plattdt. Märchen v. Wilhelm Wisser. Text: Walter Lieck), 1936;
    Struwwelpeter (Ballett-Pantomime mit Gesang), 1937;
    Max u. Moritz (Ballett-Pantomime mit Gesang), 1938;
    Der Teufel ist los (Singspiel f. Kinder), 1939;
    Maria im Walde (Krippenbild mit Ballett u. Gesang), 1940;
    Wir können uns das leisten (Revue, Text: Janheinz Jahn), 1949;
    Käpt'n Bay-Bay (Musical, Text: Fritz Graßhoff), 1950;
    Regen in Paris (Operette). 1954;
    Peter d. Dritte (Musical), 1974;
    – über 50 Filmmusiken, u. a. zu Renate im Quartett, 1938;
    Frau nach Maß, 1938;
    Romancero Maroqui, 1938;
    Sommer, Sonne, Erika, 1939;
    Bismarck, 1940;
    Ferien vom Ich, 1942;
    Die Affäre Roedern, 1942;
    Symphonie eines Lebens, 1943;
    Das Leben geht weiter, 1945;
    So war unser Rommel, 1953;
    Rittmeister Wronski, 1954;
    Unternehmen Edelweiß, 1954;
    Oberarzt Dr. Solm, 1955;
    Der fröhliche Wanderer, 1955;
    Die Mädels vom Immenhof, 1955;
    Wie einst, Lili Marleen, 1956;
    Das Mädchen Rosemarie (Regie: Rolf Thiele), 1958;
    Musik zu Märchenfilmen:
    Prinzessin auf der Erbse, 1955;
    Schneekönigin, 1961;
    Schneewittchen, 1978;
    Das tapfere Schneiderlein, 1980;
    u. zu zahlr. Fernsehproduktionen;
    – Lieder, Chansons, Songs. Schlager, Märsche: Auf meines Kindes Tod (Text: Joseph v. Eichendorff);
    Im Abendrot (Text: J. v. Eichendorff);
    Die Nachtblume (Text: J. v. Eichendorff);
    Bin worden alt (Text: Klabund);
    Wenn ich in Nächten wandre (Text: Klabund);
    Das alte Lied (Text: Fred Endrikat);
    Winterliches Schlummerlied (Text: F. Endrikat);
    Unser Rommel (Wir sind das dt. Afrika-Korps), 1941 (Text: Wilhelm Brand);
    Lied d. Panzergrenadiere (Heiß war der Tag), 1941 (Text: Pit Seeger);
    Lied vom dt. U-Boot-Mann, 1941 (Text: Norbert Schultze);
    Dt. Panzer in Afrika, 1942 (Text: E. Schneider-Kamin);
    Panzer rollen in Afrika vor (Heiß über Afrikas …), 1942 (Text: Ewald Hohmann);
    Voran, voran, Panzer voran (Lied d. Panzergruppe Kleist), 1942 (Text: Jürgen Hahn-Butry);
    U-Bootlied (Heimat so weit von hier) (Text: Kurt E. Walter);
    Du bist mein kleiner Kamerad, 1942 (Text: Peter Holm);
    Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise, 1950 (Text: Fritz Graßhoff);
    O Signorina, 1950 (Text: F. Graßhoff);
    Mütterchen Rußland, 1968 (Text: F. Graßhoff);
    Bonjour Berlin, da bin ich wieder, 1978 (Text: Robert T. Odeman);
    Wenn du schläfst (Text: Bob Iller);
    – ausführl. W-Verz. im Archiv d. NDB-Redaktion;
    Autobiogr.:
    Mit dir, Lili Marleen, Lebenserinnerungen, 1995 (P).

  • Literatur

    L. Andersen, Leben mit e. Lied, 1972;
    L. M. Andersen, Lale Andersen, die Lili Marleen, 1981;
    Ch. Peters, Lili Marleen, Ein Schlager macht Gesch., Ausst.kat. Haus d. Gesch. d. Bundesrep. Dtld., Bonn, 2001;
    D. Bartetzko, Stiller Raum, in: FAZ v. 26.1.2001;
    G. Lehrke, Wie einst Lili Marleen, Das Leben d. Lale Andersen, 2002;
    K. H. Wahren, in: GEMA Nachrr. 166, Nov. 2002;
    M. Ernst, in: Grünwalder Porträts 32, 2003. S. 13-16 (P);
    A. Dümling, Musik hat ihren Wert, 100 J. musikal. Verwertungsges. in Dtld., 2003 (P);
    H. Bergmeier. V. Kühn u. R. E. Lotz, Lili Marleen an allen Fronten, Das Lied, seine Zeit, seine Interpreten, seine Botschaften, 2005;
    Munzinger, – Dokumentarfilm v. A. Bondy u. M. Knapp, Den Teufel am Hintern geküßt, Der erstaunl. Werdegang d. „Lili Marleen“-Komp. N. S., 1993;
    zu Karl Julius Schröer:
    BJ V, S. 364-67;
    ÖBL;
    Internat. Germanistenlex.

  • Autor/in

    Volker Kühn
  • Zitierweise

    Kühn, Volker, "Schultze, Norbert" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 707-709 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119362597.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA