Lebensdaten
1840 – 1910
Geburtsort
Zürich
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Bauunternehmer ; Ingenieur
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 13027299X | OGND | VIAF: 1114849
Namensvarianten
  • Locher, Eduard
  • Locher-Freuler, Eduard
  • Locher, Eduard

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Locher-Freuler, Eduard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13027299X.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Jakob (1806–61), Baumeister in Z., gründete 1830 e. Baugeschäft, Erbauer d. Eidgenöss. Polytechnikums u. d. Münsterbrücke in Z. sowie mehrerer Bahnstrecken im Schweizer Mittelland, Bauherr d. Stadt Z. (s. HBLS), S d. Pfarrers Joh. Jakob in Ottenbach (aus Walser Fam., d. 1531 nach Z. übergesiedelt war);
    M Marie Oeri (1809–67) aus Z.;
    B Hans (1834–1903), Architekt u. Lehrer in Mainz, Fritz (1842–1906), Architekt u. Bauunternehmer in Z.;
    - Andelfingen 1868 Marie Emilie (1847–91), T d. Kurarztes Heinrich Freuler in Mammern;
    3 S, 3 T, u. a. Eduard (1872–1931), Bauing. u. Bauunternehmer in Z., Robert (* 1891), Ing. in Barcelona, Maria ( Eduard Hofmeister, 1859–1944, Vizedir. d. Schweizer Kreditanstalt), Emma ( Joh. Hüssy, * 1871, Baumwollindustr. in Luino/Oberitalien);
    N Fritz (1874–1942), Bauing. u. Bauunternehmer in Z.;
    Groß-N Hans (1905–69), Bauing. u. Bauunternehmer in Z., Peter (1909–73), Kaufm. u. Bauunternehmer in Z.

  • Biographie

    L. besuchte in Zürich die Industrieschule, lernte in Yverdon Französisch und absolvierte bei J. J. Rieter & Cie in Winterthur-Töss eine Mechanikerlehre. Weitere Vorbereitungen im Webereifach verhalfen ihm zur Stelle eines Direktors der Buntweberei in Azmoos. Er erfand neue Maschinenteile und betätigte sich als Lehr- und Webermeister. Auf Ersuchen seines Bruders Fritz beschloß er, ins Baufach überzutreten, um ihm bei der Weiterführung des von ihrem Vater gegründeten Baugeschäftes in Zürich zu helfen. Um 1870 übernahmen die Brüder die Leitung der Firma. In ihre Wirkungszeit fiel die Ausdehnung der Geschäftstätigkeit von Locher & Cie auf Wasser- und Erdbauten, wobei L. sich mit der Zeit mehr mit dem Tiefbau abgab und Fritz sich vorwiegend den Hochbauten widmete, von denen erwähnt seien: die Kreditanstalt am Paradeplatz in Zürich, das Stadttheater in Zürich, das Landesmuseum in Zürich sowie große Industriebauten in der ganzen Schweiz und in Oberitalien. Als eine der ersten Firmen in der Schweiz wandte Locher & Cie den Eisenbeton an. Zur Lösung der vielfältigen, technisch schwierigen Aufgaben wurde bereits in den 1870er Jahren ein Ingenieurbüro angegliedert.

    Bereits Familienvater, studierte L. bei W. Ritter Statik und Festigkeitslehre und besuchte bei K. Culmann Kollegien über Brücken- und Eisenbahnbau. Durch unternehmerischen Wagemut und zähe Energie, gepaart mit der Fähigkeit, seine Erkenntnisse in der Praxis erfinderisch anzuwenden, machte er sich bald einen Namen. Nach seinen Projekten entstanden die Sihltalbahn (1890–92), die Engelbergbahn (1896–98), die Straßenbahn von Bremgarten nach Dietikon (1904/05) und das Teilstück Biberbrücke-Goldau der Südostbahn. In vielen Flüssen der nördlichen Schweiz projektierte und erstellte er Schleusen und Wasserkraftwerke, und beim Bau der Gotthardbabn übernahm er das Los Gurtnellen-Wassen mit dem Kehrtunnel beim Pfaffensprung (1878–82). Er wandte dabei zum ersten Mal in der Schweiz eine von Alfred Brandt erfundene Bohrmaschine mit komprimiertem Wasser an.

    1885 reichten Locher & Cie und L.s Schwager Eduard Guyer-Freuler ein Konzessionsgesuch für den Bau und den Betrieb einer schmalspurigen Zahnradbahn auf den Pilatus ein. L. hatte dafür ein neues System der Verzahnung auf beiden Seiten der Mittelschiene und eine neue Konstruktion des Bahnkörpers erfunden. Beides bewährte sich|glänzend, und 1889 wurde die Pilatusbahn eröffnet, die bis heute in Betrieb ist. Mittlerweile war L. zum Obersten der Genietruppen ernannt worden und beschäftigte sich, zusammen mit den Firmen Brandt, Brandau & Co in Hamburg und Gebr. Sulzer in Winterthur, mit der Projektierung eines 20 km langen Eisenbahntunnels durch das Monte-Leone-Massiv von Brig nach Iselle. Grundlage des Angebots war die Übertragung des Ventilationssystems des Bergbaus auf den Tunnelbau durch die Anlage eines zweiten, parallelen Stollens mit Verbindungsgalerien. Der Auftrag wurde erteilt, wobei L. vorerst die Projektierung und der Bau der Installationen mit Elektrizitätswerken und Maschinenanlagen übertragen wurden. 1899 übernahm er dann die Leitung der Bauarbeiten des Nord-Teilstückes des Simplon-Tunnels, bei denen enorme technische Schwierigkeiten zu meistern waren. Der Durchschlag erfolgte nach gut 6jähriger Bauzeit am 24.2.1905, die Eröffnung am 1.6.1906. Die Fertigstellung dieses längsten Tunnels der Welt, eines Baistunnels von nur 705 m Scheitelhöhe, ermöglichte eine neue Schnellverbindung von England und Frankreich nach Italien und Südosteuropa. 1922 wurde ein zweiter Stollen dem Bahnverkehr übergeben.

    L. und sein Bruder übergaben Ende 1904 das Geschäft ihren Söhnen Eduard und Fritz sowie dem langjährigen Chef des Ingenieurbüros, Jakob Martin Lüchinger. Große Wasserkraftanlagen im In- und Ausland – es bestanden Filialen in Turin und Barcelona – wurden erstellt, und besonders befaßte man sich mit den Problemen des Industriebaus, des Eisenbetonbaus, des Wasserbaus und der Holzbauweise. Während des 2. Weltkrieges übernahmen zwei Großneffen L.s die Leitung der Kollektivgesellschaft, die 1958 in eine AG umgewandelt wurde. In ihre Zeit fiel die Errichtung großer Staumauern in den Schweizer Alpen und der Bau vieler Kraftwerke, Tunnels, Brücken, Industrie- und anderer Hochbauten. Nach Projekten und unter der Leitung von Locher & Cie wurde der Flughafen Zürich-Kloten gebaut. Gegenwärtig werden Bauwerke aller Sparten, vom Einfamilienhaus bis zum Straßentunnel, und insbesondere Umweltschutzanlagen erstellt.|

  • Auszeichnungen

    Dr.-Ing. E. h. (Berlin 1905);
    Dr. phil. h. c. (Zürich u. Genf).

  • Literatur

    A. Garnaus, Die Fam. Locher v. Zürich, 1924 (P);
    100 J. Technik, 1830–1930. Die Baufirma Locher & Cie in Zürich, 1930 (P);
    C. Matschoss, Männer d. Technik, 1925;
    VDI - Zs. 54, 1910, S. 1035 f.;
    Schweizer Industrieblatt Jg. 29, Nr. 9 v. 12.5.1956 (P);
    HBLS (P).

  • Porträts

    Phot. v. C. Ruf (im Bes. d. Fa. Locher & Cie AG, Zürich).

  • Autor/in

    Ernst Paulz
  • Zitierweise

    Paulz, Ernst, "Locher-Freuler, Eduard" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 745-746 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13027299X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA