Lebensdaten
1758 – 1817
Geburtsort
Kloten
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Kupferstecher
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118947648 | OGND | VIAF: 54347880
Namensvarianten
  • Lips, Johann Heinrich
  • Lips
  • Lips, H.
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Zitierweise

Lips, Johann Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118947648.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans Ulrich (* 1719), Wundarzt in K., S d. Bäckers Hans Heinrich Litz;
    M Elisabeth Kaufmann aus Winterthur; 1795 Elisabeth Graf aus Winterthur: 1 S, 1 T.

  • Biographie

    L.s Vater hatte seinen Sohn zu seinem Nachfolger bestimmt, obwohl dieser sich schon früh zu einem künstlerischen Beruf hingezogen fühlte. Leonhard Brennwald, Pfarrvikar in Kloten, vermittelte den persönlichen Kontakt zwischen dem jungen L. und J. C. Lavater. Dieser beschäftigte ihn schon bald als Zeichner bei seinen physiognomischen Studien. Er veröffentlichte auch eine eingehende Charakteristik L.s im Zusammenhang mit dessen Bildnis nach einer Zeichnung von G. F. Schmoll, das 1776 in den „Physiognomischen Fragmenten“ erschien. J. C. Füssli wurde auf ihn aufmerksam und widmete ihm ebenfalls eine lobende Besprechung in seiner „Geschichte der besten Künstler der Schweiz“ (1779). - 1780 ging L. nach Mannheim und im folgenden Jahr nach Düsseldorf. Als Professor der dortigen Akademie führte er mehrere Stiche nach Gemälden der Düsseldorfer Sammlung aus. 1782 unternahm er seine erste Italienreise und widmete sich in Rom vorwiegend dem Studium der Antike und der Weiterbildung in der Malerei. Ergebnis seiner Bemühungen waren zwei Bildnisse von Lavater und dessen Sohn, die bald nach L.s Rückkehr in die Schweiz entstanden. Ein zweiter Romaufenthalt schloß sich 1786-89 an. Nachdem er sich dort fast ausschließlich mit der Aquarellmalerei beschäftigt hatte, wandte er sich bald wieder ganz den graphischen Künsten zu. In Rom zählte L. zum engeren Goethe-Kreis. Für Goethe übernahm er die Kupferstichillustrationen zur ersten Gesamtausgabe von dessen Schriften, die 1787-90 bei Göschen erschien. Ihm verdankte er auch die 1789 erfolgte Berufung an die Weimarer Hzgl. Freie Zeichenschule. 1794 kehrte er wegen seines angegriffenen Gesundheitszustandes in seine Heimat nach Zürich zurück.

    Noch mehr als zwei Jahrzehnte war L. als Kupferstecher tätig. Er zählte zu den geschätztesten Buchillustratoren seiner Zeit und hinterließ rund 1 400 Stiche. Außer größeren Einzelblättern nach bekannten Künstlern wie Raffael, Poussin, Caracci und niederländ. Meistern war er an zahlreichen Almanachen, an der Ausgabe von Lavaters „Messiade“ und an der sog. Fürstenausgabe von Wielands Werken als Illustrator beteiligt. Peter Cornelius lieferte ihm die Vorlage zu zwei Szenen aus der Nibelungensage. Umfangreich ist die Reihe der von L. gestochenen Bildnisse, darunter die bekannten Porträts Goethes und Wielands (1791).

  • Literatur

    ADB 18;
    R. Klapheck, Gesch. d. Kunstak. zu Düsseldorf I, 1919;
    M. Lanckoronska u. R. Oehler, Die Buchillustration d. 18. Jh. in Dtld., Österreich u. d. Schweiz III, 1934;
    E. Schaeffer (Hrsg.), Goethes äußere Erscheinung, Literar. u. künstler. Dokumente seiner Zeitgenossen, 1914 (Neuausg. v. J. Göres 1979);
    J. Göres. Düsseldorfer Künstler im Goethe-Kreis, Ausst.kat. d. Goethe-Mus. Düsseldorf, 1979;
    ThB;
    HBLS (P);
    14. Neujahrsstück, hrsg. v. d. Künstler-Ges. in Zürich, 1818 (P).

  • Autor/in

    Christina Florack-Kröll
  • Zitierweise

    Florack-Kröll, Christina, "Lips, Johann Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 672 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118947648.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lips: Johann Heinrich L., Kupferstecher in Zürich, geb. am 29. April 1758; am 5. Mai 1817. — L. war der zweite Sohn eines Dorfwundarztes in Kloten unweit Zürich und zum väterlichen Berufe bestimmt, als die Vermittelung des ihm im Alter nahe stehenden und befreundeten Pfarrvicars in Kloten, Leonhard Brennwald, und Lavater's ihm die ersehnte künstlerische Laufbahn eröffnete. Brennwald ertheilte dem Freunde Unterricht im Latein, in Geschichte und Mythologie und gewann für ihn 1773 die Aufmerksamkeit und Gunst Lavater's. Dieser aber, der in L. das außergewöhnliche Talent sofort erkannte, suchte ihn erst in Lehre zu einem Meister zu bringen und beschäftigte ihn, als dies nicht gelang, für seine Physiognomik unter Aussetzung eines Jahrgehaltes, der Lips' Vater vermochte, in die Berufswahl des Sohnes einzuwilligen. Rasch machte nun L., noch im väterlichen Hause weilend, von Lavater und andern Gönnern hier besucht, so entschiedene Fortschritte in Arbeiten mit dem Grabstichel und der Radirnadel, daß Lavater schon 1776 in den „Physiognomischen Fragmenten“ ein nach Zeichnung von Schmoll durch L. radirtes Porträt des jungen Künstlers selbst mit einer Lobrede auf denselben herausgab, die L. die größte Zukunft verhieß. Wirksamer noch, als dies Lob, war, daß J. Caspar Füßli (Bd. VIII, S. 258 oben) sich Lips' annahm und ihn durch den befolgten Rath wesentlich förderte, durch fleißiges Zeichnen nach den ihm übergebenen Blättern von La Fage und Testa sich gründlich zu üben. In der „Geschichte der besten Künstler in der Schweiz“ sprach 1779 auch Füßli aufs Rühmlichste von L. und fügte ein zweites Porträt desselben diesem Werke bei. Zur weiteren Ausbildung ging hierauf L. 1780 nach Mannheim, wo er bereits bei einer Preisausschreibung der Akademie den zweiten Preis gewann, und 1781 nach Düsseldorf. Hier wurde ihm für eine Zeichnung: „Antiochus und Stratonice“, der erste Preis der dasigen Akademie und das Diplom eines Mitgliedes derselben zu Theil und in ihrem Auftrage führte er den Stich eines Gemäldes der Düsseldorfer Gallerte: „Der h. Sebastian“ von van Dyck, aus. Das Honorar dafür gewährte ihm die Mittel zu einem Aufenthalte in Rom. Er traf im Herbste 1782 in der ewigen Stadt ein und widmete nun daselbst dem Studium nach den Antiken und nach Raphael dritthalb glückliche Jahre, wobei er aber auch, veranlaßt durch J. Ph. Hackert, nach einem Gemälde in dessen Sammlung ein großes Blatt in Kupferstich: „Das Bachanal“ von Poussin, ausführte. Nach einem Besuche von Neapel, Pompeji, Herkulanum und einer Besteigung des Vesuv langte L. Mitte 1785 wieder in der Heimath an, nahm hier auch Versuche im Malen in Oel wieder auf und fertigte ein Bildniß Lavater's und dessen Sohnes mit solchem Erfolge an, daß ihm Manche riethen, sich der Malerei zu widmen, und als Anton Graff (Bd. IX, S. 565), dessen Urtheil entscheiden sollte, dieser Meinung beitrat, zog L. im Herbste 1786 wieder nach Rom, um sich zum Maler auszubilden. Fleißig malte er nun in Oel, versuchte sich auch in der von Reiffenstein eben aufgebrachten Enkaustik, theils nach Gemälden, theils in eigenen Erfindungen. Allein er fand nach einiger Zeit die Räthe heimathlicher Freunde, die anderer Ansicht als Grafs gewesen waren, richtig, legte die Palette wieder bei Seite und griff mit neuer Liebe zum Grabstichel. Mit immer größerer Meisterschaft führte er denselben, so daß 1789 Goethe, dessen Umgang er in Rom zu großer Förderung genossen hatte, seine Berufung als Professor an die Zeichenakademie in Weimar bewirkte, wohin L. nach kurzem Besuche in der Heimath übersiedelte. Bis 1794 blieb er in Weimar in den angenehmsten Verhältnissen, als Kränklichkeit ihn befiel und veranlaßte, Ruhe und Erholung in dem ihm zusagenderen Klima in der Schweiz zu suchen. Hier erwachte in ihm der Entschluß, sich bleibend in Zürich niederzulassen; er gründete nun eigenen Hausstand und brachte seine übrigen Jahre in der Heimath in einer ungemein fruchtbaren und schönen künstlerischen Thätigkeit zu. Denn neben größeren Arbeiten nach berühmten Originalen oder in selbst componirten Blättern ging nun eine ganz ungemeine Zahl von Stichen mannigfaltigster Art, Porträts, Illustrationen zu litterarischen Werken u. a. m. aus seinen Händen hervor, zumal Verleger im In- und Auslande, besonders nach Chodowiecki's Tode (1801), sich unausgesetzt an ihn wendeten. Schon 1808 zählte das von ihm sorgfältig geführte chronologische Verzeichniß seiner Kupferstiche 1257, kurz vor seinem Ende 1447 Nummern. Zu den größeren Blättern gehören neben den schon genannten nach van Dyck und Poussin ein in Rom entstandenes: „Marius“ nach Drouais, eine auf Grundlage dortiger Studien 1802 vollendete „Madonna“ nach Raphael, ganz vorzüglich aber zwei Stiche für das Musée français: „Die Köchin“ nach Gerhard Douw und eine „Anbetung der Hirten“ nach Carracci. Unter anderen Arbeiten verschiedenartigsten Inhaltes sind die Illustrationen zu Lavater's Messiade und Goethe's und Wieland's Werken, Stiche nach Cornelius' Scenen zu den Nibelungen, der „Abschied des Niklaus von Flüe von seiner Familie" nach Volmar und Blätter eigener Composition in Aquatinta: „Jesus und die Kinder“ und die „Vier Jahreszeiten“, sowie ein vielverbreitetes Gedenkblatt auf Lavater zu nennen. Unter den Porträts: das in Mannheim 1780 für Lavater's Physiognomik gestochene Bildniß des Thomas Morus nach Holbein, die Bildnisse von Goethe und Wieland, dasjenige Lavater's nach Tischbein, die Porträts von Kant, Reinhold, der zürcherischen Bürgermeister Kilchsperger und David Wyß d. Aelt., des Canonicus Rahn u. a. m. Auch eine von dem Zürcher Ingenieur Feer 1796 aufgenommene Karte des samtgallischen Reinthals wurde von L. gestochen. Richtigkeit der Zeichnung, Classicität der Formen, Kraft und Reinheit des ausdrucksvollen Vortrags zeichnen alle Arbeiten des auch als Mensch hochachtbaren Künstlers aus (viele derselben sind nur mit: H. (statt J. H.) Lips bezeichnet). — Ein jüngerer Kunstgenosse des genannten war der ebenfalls rühmlich bekannte zürcherische Kupferstecher Johann Jakob Lips, geb. 1791, 1833. Derselbe stammte aus einem in Birmenstorf bei Zürich angesessenen Geschlechte dieses Namens.

    • Literatur

      J. C. Lavater, Physiogn. Fragmente, 2. Theil, S. 222 (1776). — J. C. Füßli, Geschichte der besten Künstler in der Schweiz. Anhang S. 204 (1779). —
      Meusel. Bibliothek der redenden und bildenden Künste, 1. Th. S. 304 (1806); Derselbe, Archiv f. Künstler und Kunstl., 2. Th. (1808). —
      J. Rud. Füßli, Allgem. Künstlerlexikon, 2. Th. S. 711 (1809). — Neujahrsbl, der Künstlergesellschaft auf das Jahr 1818 (mit des greisen L. Bildniß, gestochen von dem jüngeren Lips).

  • Autor/in

    G. v. Wyß.
  • Zitierweise

    Wyß, Georg von, "Lips, Johann Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 18 (1883), S. 738-739 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118947648.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA