Lebensdaten
1892 – 1961
Geburtsort
Dux (Böhmen)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
General
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 124386539 | OGND | VIAF: 261724672
Namensvarianten
  • Liebitzky, Emil

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Zitierweise

Liebitzky, Emil, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124386539.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Anton (1850–1913), k. k. Oberlandesgerichtsrat, zuletzt in Reichenberg, S d. Heinrich, Ökonom in Brandeis/Elbe, u. d. Theresina Bischitzky;
    M Rosina (1858–1936), T d. Josef Křiž (1840/41-1927), Kaufm. in D. u. zeitweiliger Bgm., u. d. Rosina Schreiner;
    Wien 1919 Anna Maria, T d. Gutsbes. Johann Lindner in Bozen u. d. Theresia Gruber.

  • Biographie

    L. absolvierte die Technische Militärakademie in Mödling, aus der er 1913 als Leutnant zum k. u. k. Artillerieregiment Nr. 1 ausgemustert wurde. Im Weltkrieg stand er auf dem russ. Kriegsschauplatz und seit 1915 am Isonzo – vornehmlich als Batteriekommandant. In den letzten vier Kriegsmonaten war er Generalstabsoffizier in der Ukraine und in Serbien. Er gehörte zu den wenigen jungen Offizieren, die in das Berufsheer der Republik Österreich übernommen wurden. L. wirkte als Konzeptsoffizier im Staatsamt bzw. Bundesministerium für Heerwesen, schloß aber auch 1923 ein Studium an der Univ. Wien mit der Erlangung des Doktorgrades der Staatswissenschaften ab. 1926 wurde L. zum Major befördert und rückte zum zweiten, dann zum ersten Adjutanten des Heeresministers Carl Vaugoin auf, in eine Schlüsselposition der österr. Militärpolitik, die damals durch die „Umpolitisierung“ des kleinen Heeres zu einem verläßlichen Machtinstrument der Christlichsozialgroßdeutschen Regierung geprägt war. 1933 wurde er zum österr. Militärattaché in Rom bestellt. Die im Herbst 1933 anlaufende und nach dem Mord an Bundeskanzler Dollfuß verstärkt fortgeführte Aufrüstung des Bundesheeres mit ital. Waffen und Geräten sowie die verschiedenen Generalstabsbesprechungen liefen über L. Er repräsentierte den „ital. Kurs“ Österreichs und errang auch weitgehend das Vertrauen Benito Mussolinis. Noch im März 1938, als seine Einberufung ins Ministerium als Chef der Nachrichtenabteilung bereits beschlossene Sache war, wurde er als persönlicher Emissär des Bundeskanzlers Schuschnigg zu Mussolini gesandt, um dessen Rückendeckung für die geplante Volksabstimmung zu erlangen.

    Mit dem 30. August 1939 wurde L. aus dem Heeresdienst als Oberst entlassen, blieb aber von einer politischen Verfolgung verschont. Während des 2. Weltkriegs seit 1943 beim Schoeller-Bleckmann-Stahlwerk beschäftigt, stand L. schon seit 1942 in Kontakt zu österr. Widerstandsgruppen. Er arbeitete eng mit dem im Nov. 1944 gebildeten Siebenerausschuß der gesamtösterr. Bewegung 0-5 in Hinblick auf die Wiedererrichtung eines österr. Heerwesens zusammen. Von dem im April 1945 gebildeten Unterstaatssekretariat für Heerwesen wurde er erst im Herbst jenes Jahres zur Mitarbeit herangezogen. Nach der Auflösung dieser zentralen Dienststelle trat L. Anfang 1946 in die Abteilung L des Bundeskanzleramtes ein, die sich mit den Liquidierungsangelegenheiten befaßte (April 1946 Rang eines Generalmajors). Im Juli des folgenden Jahres wurde er Leiter der Pensionsabteilung A.

    Angesichts der Fortschritte, die die Alliierten in ihren Beratungen über den geplanten Staatsvertrag mit Österreich bis zum Frühjahr 1947 erzielten, bildete man in den beiden großen Koalitionsparteien Heereskomitees. L. war auf der Seite der Österr. Volkspartei in derartigen Ausschüssen vertreten. Mit Hilfe der USA wurde ein Österr. Gendarmeriekontingent gebildet, das gegen die von den Kommunisten inszenierten Oktoberunruhen 1950 eingesetzt wurde. Seit Herbst 1951 standen in den westlichen Bundesländern sogenannte Alarmeinheiten der Gendarmerie zur Verfügung (seit 1952 B-Gendarmerie genannt). Sie wurden durch ein Komitee von vier von den Koalitionsparteien delegierten ehemaligen Offizieren geleitet, in dem L. den Vorsitz mit Dirimierungsrecht bei Stimmengleichheit führte. L. knüpfte die Kontakte zur amerikan. Besatzungsmacht bezüglich Ausrüstung und Ausbildung dieser Einheiten, verstand es aber auch, eine gewisse Vertrauensbasis zur sowjet. Besatzungsmacht aufrechtzuerhalten. Er wirkte aktiv mit, als 1955 die Deklarierung einer militärischen Neutralität nach Schweizer Vorbild als Angebot an diese Besatzungsmacht zur Debatte stand. Nach der Unterzeichnung des österr. Staatsvertrags (15.5.1955) wurde L. als Chef der Sektion VI des Bundeskanzleramtes, des neu gebildeten „Amtes für Landesverteidigung“, am 22.6.1955 eingesetzt. Als am 11.7.1956 das Bundesministerium für Landesverteidigung errichtet wurde, erhielt er unter gleichzeitiger Beförderung zum General der Artillerie das Amt eines Chefs der Präsidialsektion. An der Aushandlung des Kompromisses einer neunmonatigen Wehrdienstzeit war L. ebenso beteiligt wie an den ersten Entwürfen zur Heeresgliederung sowie an den improvisierten Grenzsicherungsmaßnahmen entlang der Staatsgrenze zu Ungarn (Okt.-Dez. 1956). Nach seiner Pensionierung zum Jahresende 1958 widmete sich L. dem Aufbau der Offiziersgesellschaft Wien und der Gründung der ersten militärtheoretischen Zeitschrift des neuen Heeres, „Landesverteidigung“.

  • Literatur

    L. Jedlicka, Ein österr. Mil.diplomat in Rom 1933–38, Oberst d. Gen.stabes Dr. E. L., in: ders., Vom alten z. neuen Österreich, 1975, S. 337-72 (P);
    Heeresgeschichtl. Mus., 1918-68, Die Streitkräfte d. Republik Österreich, Ausst.kat. Wien, 1968;
    J. Ch. Allmayer-Beck, Landesverteidigung u. Bundesheer, in: E. Weinzierl u. K. Skalnik, Österreich, Die zweite Republik, 1972, S. 347-414, 578-92;
    H. M. Roithner, Österr. Wehrpol. zw.|1945 u. 1955, 1974 (Maschinenschr. Hausarbeit z. Erlangung d. Lehramtes f. Höhere Schulen, Wien);
    M. Rauchensteiner, Der Sonderfall, Die Besatzungszeit in Österreich 1945-55, 1979;
    ders., Staatsvertrag u. bewaffnete Macht, Pol. um Österreichs Heer 1945–55, in: Österr. Mil. Zs. 18, 1980, S. 185-97;
    ders., Das Amt f. Landesverteidigung, Die Anfänge d. Bundesheeres 1955/56, in: Truppendienst, Jg. 1980, S. 443-46.

  • Autor/in

    Peter Broucek
  • Zitierweise

    Broucek, Peter, "Liebitzky, Emil" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 501-503 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124386539.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA