Lebensdaten
um 1448 – nach 1492
Geburtsort
(wahrscheinlich Lichtenberg, Oberfranken)
Beruf/Funktion
Frühhumanist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118720996 | OGND | VIAF: 10640692
Namensvarianten
  • Caroth, Samuel von
  • Caroch, Samuel von
  • Hanoch, Samuel von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Karoch, Samuel von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118720996.html [25.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Zusammen mit Peter Luder, Jacob Publicius und Conrad Celtis zählte K. zu den ehrgeizigen Wanderpoeten des deutschen Frühhumanismus, die die in Italien blühenden „studia humanitatis“ an deutschen Universitäten einzuführen suchten. Die erste sichere Nachricht über ihn bietet die Leipziger Matrikel, in welcher er im Wintersemester 1462, als „armer Student“, eingetragen wurde. Schon 1466 trug er anläßlich einer Leipziger Promotionsfeier eine „Arenga petitoria“ vor, worin er durch blumige rhetorische Wendungen Mitleid für seine große Armut erwecken wollte, die ihn sein ganzes Leben lang plagen sollte. In einer ähnlichen Rede lobte K. 1469 die Erhabenheit der Redekunst, wobei er besonders den Namen Ciceros hervorhob, und den Lerneifer der Italiener. Für die Art und Weise seiner dichterischen Leistungen ist die „Arenga de commendatione studii humanitatis“ (1470) charakteristisch. Es handelt sich dabei nicht um ein echt humanistisches Gedicht nach antikem Versmaß, sondern wie auch sonst bei K. um gereimte Verse im Stil der Vagantenlieder. Um 1469 wanderte er nach Venedig. Dieser erste Aufenthalt in Italien war wohl sehr kurz, denn schon um 1470 hielt er sich in Erfurt auf, wo er zu Vorlesungen über die rhetorischen Schriften des Italieners Agostino Dati (Isagogicus maior) und sogar über seine eigene dichterische Arbeit einlud. Ein Schülergesprächbuch (lateinisch-deutsch) deutet an, daß K. seinen Lebensunterhalt hauptsächlich durch elementaren Lateinunterricht zu bestreiten suchte. Dabei kehrt allerdings wiederholt der Hinweis auf die italienischen Vorbilder, wie zum Beispiel Dati und Guarino, wieder. Solchem|Lateinunterricht dienten auch die von ihm selbst verfertigten Musterbriefe und weitere Dialoge. 1472 erschien er an der neugegründeten Universität Ingolstadt als poeta. Hier nennt ihn die Matrikel außerdem noch „magister“, obwohl die Erlangung dieses akademischen Grades sonst nicht bezeugt wird. Daß er sich nirgendwo sehr lange aufhielt, beweisen noch andere Universitätsmatrikeln: 1473 war er in Basel, 1480 in Tübingen und 1485 in Köln. K.s Briefe erzählen auch von Aufenthalten in Heidelberg (zwischen 1476 u. 85), in Italien (angeblich 4 Jahre) und zuletzt, Anfang der 90er Jahre, in Wien. Die zahlreichen Handschriften mit K.s Reden und Gedichten beweisen, daß sein Wirken nicht ohne Einfluß blieb. Andererseits wurde er wegen seiner mangelhaften humanistischen Bildung von Heinrich Bebel scharf angegriffen: „Es treibt sich in Deutschland ein gewisser Samuel umher, ein Possenreißer, der viele Barbarismen ausstreut und nichts anderes lehrt, als ungehobelte Rhythmen anfertigen und sonstige unglückliche lateinische Machwerke, die ich wie Natterngift zu meiden bitte.“

  • Werke

    Arenga petitoria (1466), in: W. Wattenbach, S. K. Anz. f. Kunde d. dt. Vorzeit 27, 1880, S. 184-88;
    Oratio seu arenga (1469), ebd. 28, 1881, S. 93-96;
    Arenga de commendatione studii humanitatis (ca. 1470), in: ders., Arenga de commendatione … in: Germania 19, 1874, S. 72-74;
    A. Bömer, Ein unbekanntes Schülergesprächbuch S. K.s v. L., in: Neue Jb. f. Päd. 6, 1900, S. 465-76.

  • Literatur

    ADB 15;
    W. Wattenbach, S. K. v. L., ein Heidelberger Humanist, in: ZGORh 28, 1876, S. 38-50;
    H. Entner, Frühhumanismus und Schultradition in Leben u. Werk d. Wanderpoeten S. K. v. L. 1968 (mit Abdr. mehrerer W).

  • Autor/in

    Frank Baron
  • Zitierweise

    Baron, Frank, "Karoch, Samuel von" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 281-282 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118720996.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Karoch: Samuel K., gebürtig aus Lichtenberg in Oberfranken, ist merkwürdig als einer der frühesten Verkündiger des Humanismus in Deutschland, wenn auch noch in sehr mangelhafter Weise. Er hat rhythmische Dichtungen und Erzählungen in Prosa, in gesuchtem aber fehlervollen Latein verfaßt, auch eine sog. Barbarolexis, die aus Deutsch und Latein gemischt ist, zum Theil sehr unsauber, und interpretirte diese seine Werke nebst der Rhetorik des Agostino Dato in Vorlesungen, wovon sich noch Ankündigungen aus Erfurt erhalten haben. Durch irgend einen Fehltritt, wie es scheint, war er in Noth gerathen und in Armuth hat er in Italien den Humanismus kennen gelernt. Im J. 1466 nach neun Nothjahren, dann wieder 1469 und 1470 hat er in Leipzig bei dem Festmahl der Magisterpromotion (Prandium Aristotelis) Reden gehalten und um Unterstützung gebeten. Bei der Gründung der Universität Ingolstadt 1472 wird er als Mitglied der Artistenfacultät genannt, aber schon 1476 erscheint er wieder hülfsbedürftig in Heidelberg. Ich habe über ihn in der Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins, Bd. 28, gehandelt, und im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, Bd. 26—28, verschiedene seiner Produkte mitgetheilt.

    • Literatur

      Vgl. G. Voigt, Wiederbelebung des klass. Alterthums. II, 304.

  • Autor/in

    W. Wattenbach.
  • Zitierweise

    Wattenbach, Wilhelm, "Karoch, Samuel von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 15 (1882), S. 410 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118720996.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA