Lebensdaten
1821 – 1908
Geburtsort
Rothenburg/Tauber
Sterbeort
Rothenburg/Tauber
Beruf/Funktion
Vergleichender Anatom ; Histologe ; Zoologe ; Arzt
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11903459X | OGND | VIAF: 72195416
Namensvarianten
  • Leydig, Franz (bis 1869)
  • Leydig, Franz von
  • Leydig, Franz (bis 1869)
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Zitierweise

Leydig, Franz von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11903459X.html [07.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Melchior Leidig (kath.), Salzamtsdiener in R.;
    M Barbara Wittmann (ev.);
    Würzburg 1855 Katharina (1831–1911), T d. Michael Jäger (1795–1838), Prof. d. Med. u. Chirurgie in Erlangen (s. L), u. d. Anna Regina Josepha Herz; kinderlos.

  • Biographie

    L. beobachtete frühzeitig Tiere und Pflanzen im elterlichen Garten, experimentierte bereits im Alter von zwölf Jahren mit einem Mikroskop und erwarb sich am Bienenstand des Vaters Kenntnisse in der Imkerei. Zunächst besuchte er die Lateinschule in Rothenburg ob der Tauber, wechselte dann an das Bamberger Gymnasium über und legte dort die Reifeprüfung ab. 1840-42 studierte er Philosophie und Medizin in München, setzte das Studium in Würzburg fort, war Schüler des Anatomen Martin Münz und des Botanikers Joseph August v. Schenk und wurde 1846 durch Vermittlung Franz v. Rineckers Assistent am Physiologischen Institut. 1847 wurde er mit einer entwicklungsgeschichtlichen Dissertation „De disseptione vitelli“ zum Dr. med. promoviert. Noch im selben Jahr kam er als Mitarbeiter zu Albert v. Kölliker. Nach der Habilitation 1849 bereiste er im Winter 1850/51 Sardinien, Istrien und Venetien. Die Beschäftigung mit den wirbellosen Tieren des Mittelmeeres und der Adria hat seinen späteren wissenschaftlichen Werdegang weitgehend bestimmt. L. wurde 1855 zum ao. Professor ernannt, 1857 als Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie nach Tübingen und 1875 nach Bonn berufen. Er las vergleichende Anatomie und Entwicklungsgeschichte, vertretungsweise auch Zoologie. 1887 ließ er sich in den Ruhestand versetzen. Danach lebte L. abwechselnd in Würzburg und in Rothenburg ob der Tauber.

    Das „Lehrbuch der Histologie des Menschen und der Thiere“ (1857), L.s Hauptwerk, gilt als Grundlage der vergleichenden Gewebelehre und ist als Quellenwerk für die Frühgeschichte der Zellenlehre wichtig. In ihm werden die „Leydigschen Zwischenzellen“ beschrieben, interstitielles Zellmaterial, welches teilweise zwischen den Hodenkanälchen liegt und das männliche Geschlechtshormon Testosteron produziert. In dem groß angelegten, aber unvollendet gebliebenen Handbuch der vergleichenden Anatomie, „Vom Bau des thierischen Körpers“ (I, 1864) greift L. auch die Darwinsche Deszendenztheorie (1859) auf und erläutert ihre historischen Voraussetzungen. Die meisten übrigen Publikationen beziehen sich auf den Feinbau des peripheren Nervensystems und der Sinnesorgane. In den als Synopsis seines Gesamtwerkes entstandenen „Horae Zoologicae“ (1906) faßt er rückblickend noch einmal die thematische Breite von mehr als 140 Veröffentlichungen zusammen.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Bologna);
    Mitgl. d. Royal Society in London, d. Ak. d. Wiss. in St. Petersburg u. d. New York Ac of Science.

  • Werke

    Weitere W Die Dotterfurchung nach ihrem Vorkommen in d. Thierwelt u. nach ihrer Bedeutung, in: Isis, 1848, Sp. 161-93;
    Zur Anatomie d. männl. Geschlechtsorgane u. Analdrüsen d. Säugethiere, in: Zs. f. wiss. Zool. 2, 1850, S. 1-57;
    Btrr. z. mikroskop. Antomie u. Entwicklungsgesch. d. Rochen u. Haie, 1852;
    Zum feinen Aufbau d. Arthropoden, in: Archiv f. Anatomie, Physiol. u. wiss. Med., 1855, S. 376-480;
    Naturgesch. d. Daphniden, 1860;
    Die augenähnl. Organe d. Fische, 1881;
    Zellen u. Gewebe, Neue Btrr. z. Histol. d. Thierkörpers, 1885;
    Der reizleitende Theil d. Nervengewebes, in: Archiv f. Anatomie u. Physiol., Anatom. Abt., 1897, S. 431-64.

  • Literatur

    R. v. Hanstein, in: Naturwiss. Rdsch. 23, 1908, S. 347-51;
    M. Nußbaum, in: Anatom. Anz. 32, 1908, S. 503-06;
    O. Taschenberg, in: Leopoldina 45, 1909, S. 82-88 (vollst. W-Verz.);
    O. Boettger, in: Zoolog. Beobachter 50, 1909, S. 31;
    R. Hertwig, F. v. L., 1922 (P);
    BJ 13 (Tl. 1908);
    P. Glees, in: Dict. of Scientific Biogr. VIII, 1975, S. 301-03 (W). - Zu M. Jäger: ADB 13;
    B. Kaulbars-Sauer, Personalbibliogrr. d. Professoren d. Med. Fak. d. Univ. Erlangen 1792-1850. Diss. Erlangen 1967. P Gem. v. W. Fassbender (Bonn, Anatom. Inst.).

  • Autor/in

    Armin Geus
  • Zitierweise

    Geus, Armin, "Leydig, Franz von" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 429-430 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11903459X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA