Lebensdaten
um 1600 – 1666
Geburtsort
Bonn
Sterbeort
Minden
Beruf/Funktion
brandenburgischer Hoffaktor
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 136667112 | OGND | VIAF: 80973085
Namensvarianten
  • Bonn, Berend
  • Warendorf, Bär
  • Levi, Behrend
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Zitierweise

Levi, Behrend, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136667112.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M N. N.;
    B Nini, Kaufm. in Warendorf, 1651-67 Vorsteher d. Juden im Hochstift Münster, Salomon, Vorsteher d. Juden im Hochstift Paderborn;
    - N. N., T d. Isaak Jakobs, Kaufm. in Emmerich;
    K, u. a. Abraham, Jakob, Kaufleute in M.

  • Biographie

    L. gehörte – neben Mitgliedern der Familie Gomperz, neben Israel Aaron und dem Ehepaar Liebmann – zu den bedeutendsten Hoffaktoren des Großen Kurfürsten. Die Grundlage seines Vermögens erwarb er sich als Kriegslieferant während des 30jährigen Krieges und vermehrte es durch umfangreiche Geldgeschäfte und den Handel mit Juwelen. Er knüpfte Beziehungen zu einflußreichen Persönlichkeiten und machte sich einen Namen als Berater in finanziellen Fragen. So trat er unter Kf. Georg Wilhelm hervor, als er eine Anleihe zur Liquidierung einer auf dem Lande lastenden holländ. Schuld vermittelte. Der Klevische Ständetag zog den versierten Bankier 1641 zu Rate, als es galt, Kontributionen abzuwälzen. Auch mit den Bischöfen von Münster und Paderborn und mit den Landständen von Hessen-Kassel stand er in geschäftlichen Beziehungen. Vor allem aber beriet L. den Großen Kurfürsten in wirtschaftlichen und finanziellen Fragen; u. a. unterbreitete er ihm einen Plan zur Steigerung der Ausfuhr der Produkte des märk. Alaun- und Vitriolwerks. Zusammen mit seinem Sohn Abraham finanzierte er die brandenburg. Gesandtschaft zu den Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück. In Anerkennung dafür erhielt L. vom Großen Kurfürsten am 3.12.1647 einen Geleitbrief für Herford mit der Befugnis, von den fremden, dort übernachtenden Juden täglich zwei Groschen einzuziehen und gegenüber der kurfürstl. Hofkammer abzurechnen. Er war damit gleichsam als Judenkommissar eingesetzt, dessen Besoldung durch ein Reskript drei Monate später geregelt wurde. Am 7.2.1650 wurde L. „Befehlshaber und Vorgänger“ aller „vergleiteten“ Juden in den brandenburgischen Landen westlich der Elbe. Die kurfürstl. Beamten wurden verpflichtet, ihm bei der Ausübung seines Amtes Hilfe zu leisten. L. wurde durch dieses Patent bevollmächtigt, Juden in den kurfürstl. Schutz aufzunehmen, den Ort ihrer Niederlassung sowie die Höhe ihrer Abgaben zu bestimmen. Er hatte den jährlichen Judentribut einzutreiben und an die Hofkammer weiterzuleiten. Auf Grund dieser Befugnisse, durch die ihm mehr Rechte eingeräumt wurden als|je einem „Vorgänger“ in Brandenburg zuvor, führte L. die gemeinsame Besteuerung der Juden im Westen der Mark ein. Als sein Bruder Nini 1651 für das Hochstift Münster ein fast gleichlautendes Patent erhielt und L. im selben Jahr durch Vermittlung seines Bruders Salomon auch zum Vorsteher der Paderborner Juden berufen wurde, schien das Ziel, der Familie Levi eine hervorragende Machtstellung unter den Juden Nordwestdeutschlands zu sichern, erreicht zu sein. Die Juden des Hochstifts Paderborn sagten sich jedoch drei Jahre später von L. los. In Kleve-Mark machte ihm die Familie Gomperz seine führende Rolle streitig, wobei sie sich auf die Unterstützung durch die Stände und den Statthalter Johann Moritz von Nassau verlassen konnte. Da L. neben dem Vorteil seines Landesherrn seinen eigenen nicht vergaß und in der Wahl seiner Mittel wenig Skrupel zeigte, lieferte er genug Gründe für Beschwerden. Der Kurfürst mußte nachgeben, L. wurde im Sept. 1652 seiner Befehlsgewalt über die Juden in Kleve-Mark enthoben. Es blieb ihm nur noch die Aufsicht über die Juden von Halberstadt, Minden und Ravensberg. Fünf Jahre später wurde er von den Ständen unter dem Vorwurf inhaftiert, als Münzentrepreneur zu viele kleine Münzen hergestellt und durch diese Scheidemünzen die Bevölkerung geschädigt zu haben. Der Kurfürst sorgte jedoch für eine rasche Freilassung L.s und erneuerte das Patent für seinen Hoffaktor, der, in die Interessenkonflikte zwischen Ständen und Landesherrn hineingezogen, seinerseits stets die absolutistische Politik des Kurfürsten unterstützte.

  • Literatur

    B. H. Auerbach, Gesch. d. israelit. Gemeinde Halberstadt, 1866;
    F. Nienhaus, Die Juden im ehem. Hzgt. Kleve unter brandenburg.-preuß. Verwaltung, 1914;
    B. Altmann, Die Juden im ehem. Hochstift Paderborn z. Z. d. 17. u. 18. Jh., Diss. Freiburg 1923 (ungedr.);
    S. Stern, Der Preuß. Staat u. d. Juden I, 1925;
    H. Schnee, Die Hoffinanz u. d. moderne Staat I, 1953, V, 1965;
    H. Ch. Meyer (Hrsg.), Aus Gesch. u. Leben d. Juden in Westfalen, 1962;
    B. Brilling u. H. Richtering (Hrsg.), Westfalia Judaica I, 1967;
    Enc. Jud. X, 1934;
    Enc. Jud. XI, 1971.

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Levi, Behrend" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 394-395 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136667112.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA