Lebensdaten
1816 – 1898
Geburtsort
Köln
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Antiquar ; Bibliophile
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116898186 | OGND | VIAF: 13070508
Namensvarianten
  • Lempertz, Heinrich Kaspar Joseph
  • Lempertz, Heinrich
  • Lempertz, Heinrich Kaspar Joseph
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Lempertz, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116898186.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wienand Joseph (1778–1859), Weinwirt, S d. Amtsmeisters u. Ratsherrn Hermann in K. u. d. Katharina Ehmanns;
    M Maria Catharina Gudula Mehl (1789–1830);
    B Mathias (1821–86), Antiquar u. Auktionator;
    - 1842 Emilie (1818–81), T d. Karl Heussner u. d. Auguste Osterwald;
    S Mathias Heinrich (1851–1904), Kunst- u. Buchhändler in K.;
    E Heinrich L. (1879-1953), Kunsthist. in K. (s. Kürschner, Gel.-Kal. 1931).

  • Biographie

    L. wuchs in dem Hause der Kölner Sternengasse auf, in dem auch Peter Paul Rubens seine Kindheit verbracht hatte. Nach einem kurzen Besuch des Gymnasiums trat er 1830 als Setzer in die Druckoffizin des bedeutenden Antiquariats und Auktionshauses von J. M. Heberle (1775–1840) ein. Er beschäftigte sich früh mit typographischen Studien und machte bereits als 20jähriger mit einer Abhandlung über die erste zu Köln gedruckte deutsche Bibel auf sich aufmerksam, von der er zwei Exemplare nachweisen konnte, die er Nicolaus Götz von Steißstadt zuschrieb. Er trug eine umfangreiche und bedeutende Sammlung von typographischen und xylographischen Werken sowie Kunstwerken zusammen, schnitt auch selbst für Veröffentlichungen Signets in Holz. Seine diesbezüglichen Versuche führten zur Berufung in den Künstlerverein. Nach dem Tode von Heberle übernahm L. 1840 die Firma J. M. Heberle gemeinsam mit dessen Schwiegersohn Wilhelm Osterwald, seit 1845 in Alleinbesitz. 1844 erhielt er die Konzession für eine Filiale in Bonn und 1849 für eine weitere in Brüssel. Neben der antiquarischen Tätigkeit wurden theologische, historische und kunsthistorische Bücher verlegt, die Bibliotheken von Clemens Brentano und August Wilhelm v. Schlegel versteigert. – Die Leitung der Bonner Filiale übernahm sein Bruder Mathias, nach 1854 unter seinem Namen. Dieses Unternehmen erwarb 1875 der Antiquar und Verleger Joh. Peter Hanstein (1853–1925) und trennte 1902 das Antiquariat von der Kunstabteilung, die noch heute in Köln als Kunsthaus Mathias Lempertz existiert.

    L.s Autographensammlung (Goethe, Schiller, Herder usw.) sowie seine Dürersammlung und die etwa 20 000 topographischen Blätter nebst 4 000 Positionen Coloniensa stellten ein reichhaltiges Forschungsmaterial für ihn dar und standen jedem Interessenten zur Verfügung. Gegen Ende seines Lebens beschäftigte sich der gelehrte Sammler mit Papierwasserzeichen und bereitete die Herausgabe einer Geschichte des Leinenpapieres zwischen 1339 und 1440 vor. Maßgebend waren seine Kataloge der Buch- und Kunstauktionen. Er katalogisierte diese sehr systematisch und wirkte damit lange Zeit beispielgebend. Mit Kg. Friedrich Wilhelm IV. stand L. in Briefwechsel; der Monarch versäumte es nie, L. bei seinen Köln-Aufenthalten zu besuchen.

  • Werke

    Bibliograph. u. xylograph. Versuche, 1838;
    Btrr. z. älteren Gesch. d. Buchdruck- u. Holzschneide Kunst, 1839;
    Über d. erste zu Köln gedr. Bibel, 1895;
    Btrr. z. Gesch. d. Leinenpapiers, 1891;
    J. W. v. Goethe im Mittelpunkt s. Zeit, Verz. d. Goethe-Slg. v. H. L., 1899.

  • Literatur

    ADB 51;
    G. Hölscher, H. L., Ein Lb., Börsenbl. f. d. dt Buchhandel, 1898, Nr. 57/58;
    O. Wenig, Buchdruck u. Buchhandel in Bonn, 1968, S. 320 f.;
    R. Hanstein, Zur Gesch. d. Hauses Math. Lempertz, 1952, S. 5 ff.;
    BJ III (W, L).

  • Autor/in

    Henrik R. Hanstein
  • Zitierweise

    Hanstein, Henrik R., "Lempertz, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 192-193 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116898186.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lempertz: Heinrich Kaspar Joseph L., bedeutender Antiquar und Sammler in Köln a. Rh., erblickte daselbst am 2. October 1816 als Sohn wohlhabender Bürgersleute das Licht der Welt. Von seinem Vater zum Drucker bestimmt, trat er, 14 Jahre alt, als Lehrling in die Druckerei von J. M. Heberle ein, mit welcher auch ein Antiquargeschäft und eine Auctionsanstalt verbunden war. Heberle, der die hervorragende Tüchtigkeit und das emsige Bestreben seines Lehrlings gerade für diesen Zweig seines Geschäftes schon recht bald zu beobachten Gelegenheit hatte, nahm ihn ganz aus der Officin in den Laden hinüber und suchte seine Talente auf alle Weise zu fördern. So kam es, daß L. sich schon bald mit typographischen Studien befaßte; bereits als Zwanzigjähriger veröffentlichte er in den drei ersten Nummern des Beiblattes der Kölnischen Zeitung vom Jahre 1836 eine darauf fußende Abhandlung „Ueber die erste zu Köln gedruckte deutsche Bibel“. Es erschien dann nach kurzem Zwischenraume im J. 1838 aus seiner Feder das erste Heft — ein zweites ist nicht erschienen — seiner „Bibliographischen und xylographischen Versuche“, welches das Signet des ältesten kölnischen Druckers Ulrich Zell, ferner ein angebliches Monogramm Erhard Rewich's von Utrecht, Buchdruckers in Mainz, und noch vier italienische Signete, endlich das „Faksimile eines der frühesten xylographischen Produkte Kölns" enthält. Diese Veröffentlichung, die man auch nach einem zweiten originell ausgestatteten Titelblatte als „Sechs Blätter Insignien berühmter Druckereien des ersten typographischen Jahrhunderts“ citirt findet, erlebte schon im folgenden Jahre (1839) eine zweite, vermehrte Auflage unter dem Titel „Beiträge zur ältern Geschichte der Buchdruck- und Holzschneidekunst“ und fand in Fachkreisen eine sehr günstige Besprechung.

    Der Lehrherr Lempertz', J. M. Heberle, starb im J. 1840, und im Verein mit dem Kaufmann Wilhelm Osterwald, dem Schwiegersohne dieses,|führte L. das Geschäft bis zum Jahre 1845 fort, um es alsdann für alleinige Rechnung zu übernehmen. Nun brachte er dasselbe auf eine solche Höhe des Ansehens und der Leistungsfähigkeit, daß die Firma zu den bedeutendsten Deutschlands zählt. Der Schwerpunkt wurde auf das Antiquariat, Bücher- und Kunstauctionswesen gelegt; indessen entfaltete L. auch eine rege Verlagsthätigkeit, zumeist auf theologischem, historischem und kunstgeschichtlichem Gebiete. Er verlegte u. a. die großartigen genealogischen Werke des ebenso bedeutenden, wie erstaunlich fruchtbaren Forschers der rheinisch-westfälischen Genealogie und Geschichte, Anton Fahne's, die in den 1840er und 1850er Jahren erschienen. Neben seiner Thätigkeit als Geschäftsmann wußte L. aber auch noch Zeit und Muße zu finden, seinen Sammler- und Gelehrtenneigungen nachzugehen, und so erschien in den Jahren 1853—1865 sein hervorragendstes Werk die „Bilderhefte zur Geschichte des Buchhandels und der mit demselben vewandten Künste und Gewerbe“, ein Werk, welches sozusagen die erste illustrirte Geschichte des Buchdrucks und Buchhandels bildet und sich noch heute der größten Werthschätzung erfreut, da es eine grundlegende Arbeit und eine reiche Fundgrube für die typographische Wissenschaft ist. Nach den Worten Lempertz' selbst „sind die Blätter hauptsächlich für jene wenig zahlreiche Classe von Büchersammlern bestimmt, die neben dem innern Werthe und dem Genusse, den ein Werk durch Studium desselben gewährt, diesen noch dadurch erhöhen, daß sie auf die Geschichte des Buches näher eingehen, daß sie außer dem Verfasser auch des Buchdruckers, der das Werk druckte, des Künstlers, der sein Inneres, und des Buchchbinders, der sein Aeußeres schmückte, gedenken, jener Männer, die des Autors Kind schützend unter ihre Flügel nahmen und ihm ein anständiges Kleid verschafften, damit es sich in der gebildeten Welt Bahn brechen konnte“. Auch erschienen aus Lempertz' Feder zahlreiche kleinere Aufsätze geschichtlichen, kunst- und culturhistorischen Inhalts, zumeist in den „Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein insbesondere für die Erzdiöcese Köln“, dessen langjähriges verdientes Mitglied er war. Einen nicht minder erstaunlichen Fleiß entfaltete L. in seiner Eigenschaft als Antiquar, Bücher- und Kunstauctionator. Von seinen vielen antiquarischen Bücherkatalogen sei hier nur sein 1870 und 1871 erschienener Lagerkatalog (Nr. 74) in 22 Theilen erwähnt, der, was die Kunst richtig und eingehend zu beschreiben sowie systematisch zu katalogisiren angeht, vorbildlich geworden ist und noch heute als mustergültig und einzig in seiner Art dasteht. Von bedeutenden, Aufsehen erregenden Auctionen seien nur erwähnt, was Kunstsammlungen betrifft, diejenige des Buchhändlers J. G. Schmitz, Peter Levens, der Frau Mertens-Schaaffhausen, des Stadtbaumeisters Weyer, Essinghs etc., was großartige Büchersammlungen angeht, diejenigen des Kanonikus Freiherrn v. Büllingen, Clemens Brentano's, A. W. v. Schlegel's u. A. m.

    Als Sammler steht L. mustergültig, ja vielleicht unerreicht da. Er war, wie es in einer ihm von der Kölner Stadtbibliothek gewidmeten Festschrift heißt, „ein Sammler von peinlicher Gewissenhaftigkeit und hingebender Treue, welche auch das Kleinste beachtete und bewahrte, ohne das Große darüber zu vergessen“ und „seine Thätigkeit hat sich darin zu einer vorbildlichen und wahrhaft segensreichen gestaltet“. Im J. 1878 gab L. einen allerdings kleinen Bruchtheil seiner Sammlungen an die Bibliothek des Börsenvereins der deutschen Buchhändler in Leipzig ab, eine Collection von Blättern nämlich zur Vorgeschichte der Buchdruckerkunst, ferner Porträts, Autographe von Buchhändlern und Buchdruckern, Signete, Druckproben berühmter und wichtiger Buchdrucker und andere Personalien. Das Vorwort des Kataloges genannter|Bibliothek sagt darüber: „Man kann getrost behaupten, daß ein Complex von Sammlungen wie die Lempertz’schen kaum je wieder zusammen zu bringen sein würde. Die Stellung, welche er als Besitzer eines der bedeutendsten Antiquar- und Bücherauctionsgeschäfte einnahm und welche ihm ein umfangreiches Material durch die Hände gehen ließ, sein Wohnort in einer Gegend liegend, die eine Fundgrube älterer Büchervorräthe war, die Zeit seines sorgsamen und verständnißvollen Sammelns, wo die Aufmerksamkeit anderer Liebhaber noch nicht mit gleichem Eifer seinen Zielen sich zuwandte, alles dies war ihm zur Erlangung eines solchen Resultates förderlich“. Was hier von seinen typographischen Sammlungen nur gesagt ist, läßt sich auf den Gesammtcomplex derselben verallgemeinern. Sein Sammeleifer erstreckte sich auf Bücher, Urkunden, Manuscripte und Autographe, auf Münzen, Kupferstiche, Gemälde und Antiquitäten, kurz auf alles, was ein kunstverständiger und gelehrter Mann überhaupt sammeln kann. Er hat Gemälde gesammelt, Antiquitäten und Kunstgegenstände, Münzen und Medaillen, Kupferstiche, Holzschnitte und Handzeichnungen, Autographe, Urkunden und Bücher. Von besonders hervorragender Bedeutung sind dabei die Abtheilungen: Goetheana, Coloniensia und Rhenana, Albrecht Dürer, Anglicana, Russica und Polonica, Americana, Städteansichten, Ex-libris sowie Wasserzeichen. Es ist hier nicht der Platz eingehend die einzelnen Abtheilungen der an Kostbarkeiten überreichen Sammlung zu besprechen; jede derselben bietet Stoff für ganze Werke. Es sei hier nur auf die einzelnen im Erscheinen begriffenen Kataloge zu verweisen, von welchen zur Zeit der Abfassung dieser Lebensskizze bereits derjenige der Gemälde, der Kunstgegenstände, der Münzen, der Städteansichten, der Sammlung Coloniensia und Rhenana, der Sammlung Goethe im Mittelpunkte seiner Zeit sowie der bei den ersten Abtheilungen der Autographe herausgekommen sind.

    In den letzten Jahren seines Lebens — 1872 zog er sich ganz vom Geschäfte zurück, das er seinen Söhnen Karl und Heinrich übertrug — beschäftigte er sich eifrig mit der Erforschung der Geschichte des Leinenpapiers und der Wasserzeichen. Die Veröffentlichung seiner darauf bezüglichen Studien, wenn man von gelegentlichen kleinern Proben absieht, ist unterblieben, doch ist das Material in solcher Fülle vorhanden und die Vorarbeiten so weit gefördert, daß es einem Fachgelehrten nicht schwer sein dürfte, die beabsichtigte Publication im Sinne Lempertz' zu bewerkstelligen.

    L. starb am 7. Februar 1898. Zu den „zünftigen“ Gelehrten hat er, der niemals akademische Studien gemacht, nicht gehört; aber er ist ein Mann von umfassender und gründlicher Gelehrsamkeit gewesen. Er war Autodidakt, seine Studienmethode kann füglich als „Anschauungsunterricht“ bezeichnet werden, der allerdings nur bei einem Manne von scharfem Verstande, unbegrenzter Wißbegierde und großer Belesenheit, Eigenschaften, die L. in hohem Grade besaß, auch ohne herkömmlichen, geregelten Studiengang große Erfolge zeitigen kann. Mit ihm ging, wie ein Nachruf sagt, „ein Mann von ernster Lebensauffassung dahin, der durch sein kunstbegeistertes, anregendes Wesen einen großen Kreis von Freunden um sich gesammelt hat“.

    Merlo, Nachrichten von dem Leben und den Werken Kölnischer Künstler. Köln 1850, S. 257 sowie in der Neuausgabe desselben Werkes. — Zeitschrift für Bücherzeichen, Bibliothekenkunde und Gelehrtengeschichte, 1896, Nr. 2. — Kölnische Zeitung, 1898, Nr. 134, erste Morgen-Ausgabe. — G. Holscher, Heinrich Lempertz. Ein Lebensbild. Sonderabruck aus dem Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 1898, Nr. 57/58. (Erschien auch, mit dem Porträt Lempertz', in der Zeitschrift: Der Sammler. Hrsg. von|Hans Brendicke. Berlin 1898, XX, Nr. 1—3.) — Schimmelbusch und Schnorrenberg im Vorworte zu: Joh. Wolfg. v. Goethe im Mittelpunkte seiner Zeit. Verzeichniß der Goethe-Sammlung H. Lempertz' sen. Köln 1899. — A. Keysser, Die Lempertz’schen Sammlungen. In: Kölner Tageblatt 1898, Nr. 747, Abend-Ausgabe (drittes Blatt). — J. Schnorrenberg, Heinrich Lempertz sen. und seine Goethe-Sammlung. In der Zeitschrift für Bücherfreunde 1899/1900, S. 394—400. — J. Schnorrenberg, „Kölnisches“ und „Rheinisches“ in der Samml. H. Lempertz sen. in Köln. In: Köln. Zeitung vom 27. Mai 1900, Nr. 407. — J. Schnorrenberg, Aus der Samml. H. Lempertz sen. Die Kaiser aus dem Hause Habsburg, die Reformation, der 30j. Krieg. In: Ztschr. f. Bücherfreunde 1900/01, S. 197—205.

  • Autor/in

    Jak. Schnorrenberg.
  • Zitierweise

    Schnorrenberg, Jakob, "Lempertz, Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 51 (1906), S. 642-645 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116898186.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA