Lebensdaten
1882 – 1944
Geburtsort
Köln
Sterbeort
Berlin-Plötzensee
Beruf/Funktion
Politiker ; Unternehmer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11881821X | OGND | VIAF: 77112335
Namensvarianten
  • Lejeune genannt Jung, Paul (eigentlich)
  • Lejeune-Jung, Paul
  • Lejeune genannt Jung, Paul (eigentlich)
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Zitierweise

Lejeune-Jung, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11881821X.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hugo (1846–89, franz.-ref.), Seekapitän, S d. Adolf (1816–82), Stadtrat in Berlin, dessen Vorfahren unter d. Gr. Kurfürsten aus Franz.-Flandern eingewandert waren, u. d. Emilie Jordan;
    M Elise (1848–1912, kath.), T d. Kaufm. Jean Bruère in K., dessen Fam. während d. Franz. Rev. ins Rheinland kam, u. d. Margarethe Vettweiss;
    Breslau 1913 Hedwig (1888–1965, kath.), T d. Kaufm. Karl Folttmann u. d. Maria Hoeptner;
    5 S, 3 T.

  • Biographie

    L. besuchte das Realgymnasium in Rathenow/Havel, dann das Gymnasium in Paderborn, wo er 1901 die Reifeprüfung ablegte. Er studierte in Bonn und Berlin zunächst Theologie, später Geschichte, Philosophie und Nationalökonomie. 1901 wurde er in Bonn zum Dr. phil. promoviert. Seit 1907 arbeitete L. als Assistent im Reichskolonialamt; dann war er in der Deutschen Kolonialgesellschaft und seit 1910 in der Zellstoffindustrie tätig. Während des 1. Weltkriegs war er Hilfsreferent in der Kriegsrohstoffabteilung des preuß. Kriegsministeriums. nach dem Krieg 2. Vorsitzender der Reichs-Wirtschaftsstelle für Wolle und Mitglied der Reichsstelle für Textilwirtschaft. 1921 wurde L. Geschäftsführer des Vereins Deutscher Zellstoff-Fabrikanten, daneben gemeinsamer Vertrauensmann der Deutschen Wollkämmereien und des Deutschen Wollhandels. In dieser Eigenschaft nahm er an den internationalen Wollkonferenzen in Berlin (1925) und Turin (1926) teil.

    L. gehörte als Vertreter der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) von Mai 1924 bis Sept. 1930 für den Wahlkreis 7 (Breslau) dem Deutschen Reichstag an. 1924 wurde er in den Steuerausschuß, 1925 in den Handelspolitischen Ausschuß delegiert, dessen Vorsitz er 1928/29 innehatte. Er war Delegierter bei der 12. und 13. Internationalen Parlamentarischen Handelskonferenz in London (1926) und Rio de Janeiro (1927). L. repräsentierte als Vertreter der Großindustrie die gemäßigte konservative Richtung innerhalb der DNVP. Als Mitbegründer und führendes Mitglied des Katholikenausschusses und des Parteivorstandes der DNVP bemühte er sich darum, die konservative Wählerschaft des Zentrums für die Deutschnationalen zu gewinnen. Nach der Ablösung des Parteivorsitzenden Graf Westarp geriet er in Gegensatz zu der neuen Parteiführung unter Hugenberg wegen des von ihr betriebenen Volksbegehrens gegen den Young-Plan. Am 3.12.1929 trat er mit einigen anderen Fraktionskollegen (E. Hartwig, W. Lambach, G. Hülser, G. R. Treviranus, M. Klönne) aus der Partei aus. L. gehörte zu den Gründern der Konservativen Volkspartei (Volkskonservative Vereinigung), deren Vorsitz er als Nachfolger von Treviranus vom 15.10.1930 bis zum 5.6.1932 innehatte. Als Anhänger Brünings versuchte er, die neue Gruppierung „nicht in einem engen Parteischema erstarren zu lassen“, um neue Wähler aus dem liberal und gemäßigt konservativ gesinnten Lager anzusprechen. 1932 schloß er sich dem Zentrum an.

    Nach der Machtergreifung Hitlers zog sich L. aus dem öffentlichen Leben zurück, hielt jedoch zusammen mit Treviranus Verbindung zu anderen Gegnern des Nationalsozialismus. Seit 1934 wurde er von der Gestapo beobachtet. Im engeren Kreis der Widerstandsbewegung um Goerdeler widmete er sich seit 1943 den wirtschaftspolitischen Fragen eines künftigen Wiederaufbaues nach dem Kriege. Nach den Erfahrungen der Brüning-Zeit hatte er sich sozialistischen Vorstellungen genähert und empfahl, die natürlichen Ressourcen in Gemeineigentum zu überführen. Für den Fall eines erfolgreichen Staatsstreiches vom 20. Juli 1944 war er als Reichsbankpräsident oder Wirtschaftsminister in einem Kabinett Goerdeler vorgesehen. Am 11.8.1944 wurde er verhaftet, am 8.9.1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet.

  • Werke

    Walther v. Palearia, Kanzler d. normann.-stauf. Reiches, Diss. Bonn 1906;
    Kolonial- u. Reichskonferenzen, Wege u. Ziele d. brit. Imperialismus, 1917;
    Das Zentrum, Vortrag im Polit. Lehrgang d. DNVP am 17.12.1920, 1921;
    Reform d. dt. Zolltarifs, 1925;
    Staat, Ges. u. Wirtsch. (Rede auf d. DNVP-Parteitag am 10.9.1926), 1926;
    Gegenwartsaufgaben dt. Wirtsch.- u. Soz.-pol., 1927;
    Aus d. Werdegang d. dt. Zellstoffindustrie, 1930. -
    Hrsg. (mit J. Pritze): Kath. Korr.bl., Organ d. Reichsausschusses d. Katholiken in d. DNVP, 1921 ff.

  • Literatur

    A. Leber, Das Gewissen entscheidet, 1957, S. 206 (P);
    Bundeszentrale für Heimatdienst (Hrsg.), 20. Juli 1944, 1961, S. 34 f.;
    F. G. Hohmann, in: Deo et patriae, Vereinigung ehem. Theodorianer (Paderborn), Jber. 1961, S. 27-31;
    |D. Fricke (Hrsg.), Die bürgerl. Parteien in Dtld. I, 1970, S. 718, 740, 743, II, 1970, S. 244, 597;
    E. Jonas, Die Volkskonservativen, 1965, bes. S. 101 ff.;
    P. Hoffmann, Widerstand, Staatsstreich, Attentat, Der Kampf d. Opposition gegen Hitler, 1969, S. 435 f.

  • Porträts

    Reichstagshdb. 1924 u. 1928.

  • Autor/in

    Herbert Hömig
  • Zitierweise

    Hömig, Herbert, "Lejeune-Jung, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 178-179 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11881821X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA