Lebensdaten
1887 – 1967
Geburtsort
Oberhomberg bei Überlingen
Sterbeort
Rom
Beruf/Funktion
Jesuit ; Kirchenhistoriker ; Vertrauter und Berater von Eugenio Pacelli, später Papst Pius XII.
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 124729061 | OGND | VIAF: 72334315
Namensvarianten
  • Leiber, Robert

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Aus dem Register von NDB/ADB
Weitere Erwähnungen in der NDB-online/NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Leiber, Robert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124729061.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wendelin (1857–1920), Lehrer in O., dann Deggenhausen (1890), Sipplingen (1895) u. Erzingen, S d. Gastwirts Josef in Welschingen u. d. Anna Maria Schoch; M Katharina (1858–1936), T d. Lehrers Gottfried Locher in Unterstadion u. d. Theresia Locher.

  • Biographie

    Nach der Gymnasialausbildung in Freiburg (Br.) nahm L. 1905 dort das Theologiestudium auf, trat jedoch 1906 zu Tisis (Österreich) in die Gesellschaft Jesu ein. 1908-11 studierte er Philosophie an der Ordenshochschule Valkenburg (Niederlande) und unterrichtete anschließend bis 1914 am Andreaskolleg in Ordrupshoj (Dänemark). Gleichzeitig studierte er Geschichte in Kopenhagen, vor allem unter Kr. S. A. Erslev. 1914-19 folgten theol. Studien in Valkenburg, unterbrochen durch Kriegsdienst als Krankenpfleger. Die Priesterweihe empfing er 1917. Zur Sammlung und Veröffentlichung von Dokumenten über die „Kirchliche Kriegshilfe“ weilte er bis 1920 in Paderborn, setzte dann bis 1922 in Berlin unter F. Meinecke, D. Schäfer und M. Tangl seine historischen Studien fort und übernahm 1922 kurzfristig vertretungsweise die Dozentur für Kirchengeschichte in Valkenburg. Ein weiteres Ausbildungsjahr in Florenz schloß sich an, bevor er 1923 Mitarbeiter L. v. Pastors für die „Geschichte der Päpste“ wurde. In Rom arbeitete er sich in die Korrespondenz Papst Innozenz' XI. ein, um dessen politische Wirksamkeit zu klären. Ergebnis dieser Forschungen war die Darstellung der entsprechenden Aktivitäten zur Abwehr der Türkengefahr (Pastor, Bd. 14, T. II, 1930, S. 694-786). Doch in dieser Zeit benötigte der päpstl. Nuntius in München zur Vorbereitung des Konkordats mit Bayern Akten des Päpstl. Geheimarchivs vom Anfang des 19. Jh., die noch ungeordnet in der Registratur des Staatssekretariats lagen. L. – mit der Suche beauftragt – hatte Erfolg; die Übergabe der Akten brachte ihn in ersten persönlichen Kontakt mit Eugenio Pacelli, dem späteren Papst Pius XII. Dieser gab weitere Aufträge; so entwickelte sich seit 1924 ohne Absprache eine Zusammenarbeit, die bis zum Tod des Papstes (1958) währte. Auf Pacellis Veranlassung siedelte L. 1925 nach Berlin, 1929 nach Rom über, konnte zunächst jedoch eigene Arbeiten und Pläne (Fortsetzung der Papstgeschichte v. Pastors) weiter verfolgen. Seit 1930 lehrte er Kirchengeschichte an der Päpstl. Univ. Gregoriana zu|Rom. Diese Aufgabe versah er bis 1958, mußte sie aber nach der Wahl Pius' XII. (1939) stark einschränken. Das Interesse des Kirchenhistorikers galt vor allem den Krisen im Verhältnis von Kirche und Staat (Bonifaz VIII.; Innozenz XI.; Benedikt XV.) sowie dem Recht und der Freiheit des einzelnen angesichts kirchlicher Institutionen (Inquisition), ohne daß L. eine Möglichkeit fand, dazu größere Untersuchungen abzuschließen. So bleibt er bedeutsam durch seinen Anteil an wichtigen Verträgen Pacellis (Preuß. Konkordat 1929; Bad. Konkordat 1932; Reichskonkordat 1933) und später als enger persönlicher Mitarbeiter des Papstes. Über ihn liefen Kontakte zu den deutschen Bischöfen namentlich im Zusammenhang der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und des 2. Weltkriegs, zu Widerstandsgruppen und zu den Alliierten. Später war er Vertrauensmann der päpstl. Hilfe im Nachkriegsdeutschland (z. T. über den Kirchenrechtler I. Zeiger SJ) und der Neuorganisation der deutschen kath. Kirche. Schließlich vermittelte er bei Begegnungen von Politikern der Bundesrepublik mit Pius XII. Naturgemäß ist der Umfang von L.s Einfluß schwer zu bestimmen; die Diskretion des Papstes und L.s selbst erschwert genaue Zuschreibungen. Doch gestatten die zahlreichen Einzelzeugnisse durchaus einen allgemeinen Eindruck. L. leistete seinen Dienst in voller Loyalität, ohne darum auf ein eigenes Urteil und auf die ihm eigentümliche historische Betrachtungsweise zu verzichten. Gegenüber dem stark juristisch geprägten Denken Pius' XII. vermochte L.s Sicht und Argumentation eine gute Ergänzung zu bieten. Direkt greifbar wird sie z. B. in den päpstl. Ansprachen vor dem Internationalen Historikerkongreß (1955), zur Seligsprechung Innozenz' XI (1956) sowie in der nicht mehr vorgetragenen Würdigung Benedikts XIV. (1958). Äußerungen zu historischen Fragen dürfte er auch sonst direkt mitbeeinflußt haben. Nachhaltiger jedoch wirkte sich diese Art unmittelbar in der Behandlung und Lösung von Fragen, in der Vorbereitung von Treffen, von Ansprachen und Entscheidungen aus. Pius XII. war sich dieser Ergänzung durchaus bewußt und hat sie um so mehr geschätzt, als er sich der unbedingten Loyalität L.s sicher sein durfte. Im gleichen Sinn war L. auch Kontaktmann zu zahlreichen Fachleuten, deren Beitrag Pius XII. zur Erfüllung seiner Aufgabe suchte (z. B. G. Gundlach). Wegen des persönlich-privaten Hintergrundes des Dienstes von L. für den Papst ergaben sich wiederholt Spannungen mit offiziellen Stellen des Hl. Stuhles, Gerüchte und Nachreden. Trotz dieser Anfeindungen wahrte Pius XII. L. sein volles Vertrauen, während sich L. auch über den Tod des Papstes hinaus an die gewohnte Diskretion hielt, soweit nicht das Andenken des Verstorbenen ihm knappe Klarstellungen zu verlangen schien.

  • Auszeichnungen

    Bayerischer Verdienstorden (1962).

  • Werke

    Weitere W u. a. Bonifatius VIII, Potestas ecclesiastica et civilis medio aevo, 1933 f.;
    Eugenio Kardinal Pacelli - Staatssekretär Pius XI. 1930–39, in: W. Sandfuchs, Die Außenmin. d. Päpste, 1962;
    Die Inquisition, 1963;
    zahlr. Btrr. in: Stimmen d. Zeit, 1920–61, darunter: Pius XII., 163, 1958/59, S. 81-100.

  • Literatur

    T. Breza, Das eherne Tor, Röm. Aufzeichnungen, 1962, S. 77-88 (Literar. Charakteristik);
    B. Schneider, in: Korr.bl. (Coll. German. et Hungar.) 74, 1967, H. 1, S. 6-10;
    M. v. Galli, Ein unbedankter Diener, in: Orientierung 31, 1967, S. 37-39;
    H. C. Deutsch, Verschwörung gegen den Krieg, Der Widerstand in d. J. 1939–40, 1969;
    Kirchl. Akten üb. d. Reichskonkordatsverhh. 1933, hrsg. v. L. Volk, 1969;
    H. Rondet, in: Catholicisme VII, 1975, S. 247 f.

  • Autor/in

    Karl H. Neufeld
  • Zitierweise

    Heufeld, Karl H., "Leiber, Robert" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 116-117 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124729061.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA