Dates of Life
um 1470 – zwischen 1548 und 1550
Place of birth
Füssen
Place of death
Kaufbeuren
Occupation
Bildhauer
Religious Denomination
keine Angabe
Authority Data
GND: 118727028 | OGND | VIAF: 45097202
Alternate Names
  • Lederer, Jörg
  • Lederer, Jörg

Places

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Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

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Citation

Lederer, Jörg, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118727028.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    ⚭ Anna, T (?) d. Malers Jörg Lemminger in K.;
    1 S, 3 T.

  • Biographical Presentation

    Das Schaffen L.s war bis zum Beginn unseres Jahrhunderts nahezu unbekannt, da seine Werke in der Regel nicht signiert sind und nur spärliche Quellen erhalten blieben. Die Kenntnis seines Oeuvres beruht deshalb überwiegend auf stilkritischen Untersuchungen.

    L. erwarb 1499 das Füssener Bürgerrecht, siedelte wenig später nach Kaufbeuren um, wo er sich zwischen 1500 und 1507 in die Kramerzunft einkaufte. 1513 wird er als Zunftmeister erwähnt, 1530 und 1532 bekleidete er das Amt des Stadtammanns. Künstlerisch wurzelte L. in der Augsburger Spätgotik. Maßgeblich war für sein Frühwerk der Stil Hans Beierleinsd. Ä. Seine frühesten erhaltenen Arbeiten, Sandsteinreliefs mit den Figuren der Augsburger Stadtheiligen Ulrich und Afra und dem Wappen des Fürstbischofs Friedrich v. Zollern am und im Treppenturm des Hohen Schlosses zu Füssen, stehen im Zusammenhang mit der Vollendung des Ausbaus der Burganlage 1503. Daran anzuschließen sind die gleichzeitigen Wappenreliefs an den Füssener Stadttoren und am Nesselwanger Spital. Der Grabstein des 1510 verstorbenen bischöfl. Pflegers Hans Fierer an der Pfarrkirche zu Marktoberdorf leitet über zu einer Reihe von Altären, auf die sich der Ruhm L.s als eines der virtuosesten deutschen Bildschnitzer der Dürerzeit gründet. Es folgen in dichter Reihe die Altäre von Stuben 1513, Göflan 1513, Hinterkirch (Museum der Schönen Künste, Budapest) um 1515, Kaufbeuren St. Blasius 1518, Hindelang 1519, Latsch um 1520, Rabland (Teile in Rabland, St. Pauls, Partschins) um 1520–25, Partschins (weitgehend verloren) 1524, Serfaus (Teile in Serfaus und Berlin-Dahlem) um 1525–30. Bedeutende einzeln erhaltene Bildwerke wie die Muttergottesfiguren in Huttenwang um 1510, auf dem Auerberg um 1520, in Feldkirch um 1525 und im Füssener Museum um 1525, oder die Hll. Magdalena und Johannes d. Täufer in der Staatsgalerie zu Füssen um 1510-15 weisen darauf hin, daß die Zahl der Altäre vor allem im Allgäu viel größer war. Zu den Hauptwerken gehören darüber hinaus die Kruzifixe von Tartsch um 1520 und Serfaus um 1530. Aus den Jahren nach 1530 sind nur wenige Werke kleinen Formats erhalten: eine Krippe (Heimatmuseum Kaufbeuren) und zwei Hausaltärchen (ehem. Schloß Mainberg, Museo Civico Turin). Die Ausbreitung der Reformation schränkte offenbar nach der Mitte der 20er Jahre die Produktivität des Meisters ein. Neben dem Allgäu war Tirol entlang der Reschenstraße L.s hauptsächliches Absatzgebiet.

    Der künstlerische Rang L.s ist zu ermessen an seinen Hauptwerken in Hindelang – Bad Oberdorf und Latsch. Charakteristisch für seine Schreinaufbauten ist die aufragende Überhöhung des breiten mittleren Schreinpartiments und die Verwendung weit ausladender Eisenbänder, welche die geöffneten Flügel so weit vom Schrein distanzieren, daß im Zwischenraum die freistehenden äußeren Flankenfiguren sichtbar bleiben. Innerhalb des Schreins tritt deutlich eine Tendenz zum bildhaften Zusammenschluß der Figuren und Gruppen in Erscheinung. Charakteristisch für L.s figuralen Stil ist das Zusammenwirken von Körper- und Gewandmotiven zu dichten, rhythmisch bewegten Kompositionen. Das Standmotiv zeigt häufig eine akzentuierte Herausarbeitung von Stand- und Spielbein, wobei das Spielbein sich energisch durch die aufgewühlten Gewandmassen drückt. Bei den phantasievollen Faltenbildungen wechseln straffe Bahnen, wirbelnde, sich kräuselnde Säume und knittrige Stauungen. Die Proportionen der Figuren sind schlank, die Köpfe vor allem in der Spätzeit manieristisch klein.

  • Literature

    Th. Hampe, Allgäuer Stud. z. Kunst u. Kultur d. Renaissance, in: Mitt. aus d. German. Nat.-mus. 1918/19, S. 50-76;
    C. Th. Müller, J. L. v. Kaufbeuren u. d. Umkreis s. Werkstatt, in: Münchner Jb. d. Bild. Kunst 9, 1932, S. 253-78;
    H. Dussler, J. L., 1963;
    ders., in: Lebensbild(er) Bayerisch Schwaben IX, 1966, S. 154-68;
    A. Miller, Nachträge z. Werk d. J. L., in: Der Schlern 49, 1975, S. 270-79.

  • Author

    Albrecht Miller
  • Citation

    Miller, Albrecht, "Lederer, Jörg" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 42-43 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118727028.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA