Dates of Life
1888 – 1951
Place of birth
Duisburg
Place of death
Haifa
Occupation
Rabbiner
Religious Denomination
jüdisch
Authority Data
GND: 139652566 | OGND | VIAF: 63926636
Alternate Names
  • Lazarus, Paul
  • Lazarus, Paul Pinchas

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

Outbound Links from this Person

Life description (NDB)

The links to other persons were taken from the printed Index of NDB and ADB and additionally extracted by computational analysis and identification. The articles are linked in full-text version where possible. Otherwise the digital image is linked instead.

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Lazarus, Paul, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139652566.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Raphael ( 1906), Prediger u. Lehrer in D.;
    M Betty Leseritz ( 1891);
    B Felix, Dr. phil., Dir. d. Jüd. Lehrerseminars in Kassel;
    - München 1925 Jadwiga Walfisch (1903–76) aus Warschau;
    2 T, u. a. Hava (|1930-1998), Ph. D., Prof. f. Islamwissenschaft an d. Hebr. Univ. Jerusalem, 1952-55 Vizepräs. d. World Union for Progressive Judaism (s. BHdE II unter „Lazarus-Yafeh“;
    1954 Immanuel Yafeh, 1911–78, israel. Kultusminister).

  • Biographical Presentation

    L. besuchte das Gymnasium in Kassel und trat im Herbst 1907 in das Jüd.-Theol. Seminar in Breslau ein. Gleichzeitig studierte er an der dortigen Universität, später in Marburg und Erlangen, Geschichte und Philosophie. 1911 wurde er in Erlangen mit einer Dissertation über „Das Basler Konzil“ (1912) zum Dr. phil. promoviert. 1915 legte er das Rabbiner-Examen ab und wurde Hilfsrabbiner in Essen. Bald meldete er sich jedoch als Kriegsfreiwilliger und kam als Feldrabbiner nach Südosteuropa. Nach dem Krieg wurde L. Rabbiner der traditionell liberalen Gemeinde in Wiesbaden. Er zeichnete sich als glänzender Prediger und eifriger Seelsorger aus. Während seiner Amtszeit wurden ein Altenheim, eine Wohlfahrtszentrale und Winterhilfe, 1921 unter Mithilfe von Franz Rosenzweig ein Lehrhaus, 1935 ein Kulturbund, 1936 eine Schule gegründet. L. beteiligte sich selbst am Lehrbetrieb des Lehrhauses und der Schule.

    Über Wiesbaden hinaus wurde L. als prominenter Vertreter des liberalen Judentums, das der Assimilation zuneigte, durch sein Wirken im jüd. Verbandswesen bekannt. Er gehörte der „Nassau-Loge“ im Orden B'nej B'rit an sowie dem „Allgemeinen Deutschen Rabbinerverband“, dem „Hilfsverein der deutschen Juden“, dem „Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ und dem „Keren Hajessod“. Er wurde in den Vorstand der „Vereinigung der Liberalen Rabbiner Deutschlands“ gewählt, die 1932 und 1937 in Wiesbaden tagte. Vor allem trat er als Mitbegründer und -leiter des „Verbands der jüd. Jugendvereine Deutschlands“ („Neutraler Jugendverband“ genannt) hervor und publizierte in dessen Organen „Jüd. Blätter“ und „Der Jugendbund“. Er wollte die Jugend für die Ideale eines biblischen Humanismus gewinnen: Verantwortungsbewußtsein des einzelnen gegenüber der Allgemeinheit und Menschlichkeit sollten Leitlinien des Handelns sein. Unter liberalem Judentum verstand er lebendige Religion, innere Wahrhaftigkeit und eine Verbindung von Tradition mit Offenheit gegenüber der Welt. Wenn L. sich auch zum Judentum als einer Gesetzes-Religion bekannte und sich dem Zionismus zuwandte – der Jugendverband trat 1929 der „Jewish Agency for Palestine“ bei –, sah er sich doch heftigen Angriffen seitens der orthodoxen Juden und der Zionisten ausgesetzt.

    Im Okt. 1938 wurde L. pensioniert; wenige Wochen später wurde die Wiesbadener Synagoge in der „Kristallnacht“ zerstört. Verbittert verließ L. im Febr. 1939 seine Heimat und fand Zuflucht in Haifa, wo sein Freund Max Elk (* 1898, s. BHdE I) vier Jahre zuvor die liberale Gemeinde „Beth Jisrael“ gegründet hatte. Er beteiligte sich an der Seelsorge sowie an der Kinder- und Erwachsenenbildung und hielt Vorträge über die Geschichte des Judentums. Auch unter dem verstärkten Druck seitens der Orthodoxie blieb er seinen liberalen Grundsätzen treu; seine Forderung nach strikter Trennung von Staat und Religion fand in jenen Jahren nationaler Hochstimmung jedoch wenig Anklang.

  • Works

    Weitere W Gesch. d. Nassau-Loge 1890-1930, 1930;
    Die Jüd. Gemeinde in Wiesbaden, 1919–42, Ein Erinnerungsbuch, 1949;
    zahlr. Art. in: Jüd. Lex., Enc. Jud., Philo-Lex. u. in mehreren jüd. Zss. u. Ztgg. - Seine reichhaltige Bibl. jetzt in d. Leo-Baeck-Schule, Haifa.

  • Literature

    S. F. Rülf (Hrsg.), P. L. Gedenkbuch, Btrr. z. Würdigung d. letzten Rabbinergeneration in Dtld., 1961 (u. a. Btrr. üb. L. v. L. Baerwald, H. Hahn u. M. Elk, Abschiedspredigt L.s v. 17.10.1938, W-Verz., P);
    G. Kisch (Hrsg.), Das Breslauer Seminar, 1963;
    BHdE I.

  • Author

    Franz Menges
  • Citation

    Menges, Franz, "Lazarus, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 13 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139652566.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA