Lebensdaten
1655 – 1722
Geburtsort
Sankt Margarethen bei Flintsbach (Oberbayern)
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Baumeister
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118671863 | OGND | VIAF: 77109739
Namensvarianten
  • Dientzenhofer, Christoph (bis 1698)
  • Dientzenhofer, Christoph von
  • Dientzenhofer, Christoph (bis 1698)
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Zitierweise

Dientzenhofer, Christoph von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118671863.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg (1614–73), zog nach der Heirat 1642 auf den Hof der Frau, tauschte ihn aber 1653/54 gegen den s. Schwagers zum „Gupp“ in St. Mrgarethen. Ob er schon Baumeister war, ist nicht überliefert;
    M Anna (Barbara?) Thanner aus Ullpoint b. Litzldorf;
    5 B (alle Baumeister), u. a. Georg (1643–89), 1683 Bürger u. Baumeister in Amberg, baute 1685 die Wallfahrtskirche Kappel b. Waldsassen (Zentralbau nach böhmischen Anregungen), plante in Bamberg|die Jesuitenkirche St. Martin u. versuchte dabei den schweren Prager Stil räumlich-plastisch aufzulockern, Wolfgang (1648–1706), Nachfolger Georgs in Amberg, Leonhard s. (4), Johann s. (2);
    Schw Anna ( Abraham Leuthner, Festungsbaumeister v. Böhmen);
    Prag 3.3.1685 Maria Anna Lang aus Leitmeritz, Wwe des Baumeisters Gg. A(i)chbauer ( 1684);
    5 K u. a. Kilian Ignaz s. (3); Stiefsohn Joh. Gg. Achbauer, Baumeister in Prag (s. ThB).

  • Biographie

    D. wanderte um 1675, wie viele Familien im 17. Jahrhundert in dieser Gegend, von Oberbayern ab. 1678 ist er zusammen mit seinen Brüdern und der Schwester Anna in Prag nachweisbar, 1686 als Bürger von Prag-Kleinseite. Die Frau besaß das Haus „zu den 2 Turteltauben“ auf der Kleinseite von Prag. Seine Ausbildung fand er in Prag wohl im Kreis der oberitalienischen Baumeister, die damals das Bauen bestimmten, vielleicht bei Joh. Dom. Orsi de Orsini oder den Luragos. Dann treffen wir ihn im Dienste seines Schwagers Abrah. Leuthner beim Klosterbau in Waldsassen (1685–90). Bei diesem kam er, wenn nicht schon vorher in Prag, mit der für Böhmen neuartigen, klassisch-gemäßigten Formensprache des aus Burgund gebürtigen Jean Baptiste Mathey in Berührung, der 1675 nach Prag berufen worden war.

    Seit 1689 leitete er als selbständiger Baumeister den Klosterbau des Benediktinerklosters in Tepl. Um 1690 soll er nach Südfrankreich gereist sein, um dort im Auftrag eines Bauherrn das Heiligtum der Maria Magdalena aufzunehmen, nach dessen Vorbild er 1692 die Kapelle auf dem Skalka bei Mnišek errichtete. 1698-1701 war er als Nachfolger Leuthners Festungsbaumeister in Eger, danach wurde er Festungsbaumeister in Prag. In den folgenden Jahren entfaltete er als Kirchenbaumeister in Prag und Böhmen eine große Tätigkeit. In der Gruppe von Kirchen, die ihm zugewiesen werden können, wird der spezifisch böhmische Stil reichster, kurviger Bewegung von Wand und Gewölbe geschaffen, in dem die italienischen Vorbilder Francesco Borrominis und Guarino Guarinis in eine eigene Formensprache umgeprägt sind. Der schwere Baustil, den im 17. Jahrhundert die Oberitaliener in Prag geschaffen hatten, ist damit zugunsten eines bewegten Spätbarock überwunden. Folgende Kirchen sind zu nennen: 1702 (vielleicht früher) bis 1711 Klosterkirche Wobořišt (Obřoiště) bei Přibram, 1705-12 (vielleicht 1699 begonnen) Schloßkirche in Smiřice, 1707-12 Sankt Klara in Eger und als die zwei bedeutendsten die Sankt Niklaskirche auf der Prager Kleinseite (1703–11) und die Klosterkirche in Břevnov bei Prag (1709–15). Die 1715 erbaute Kirche Sankt Paul am Zderaz in der Prager Neustadt ist nicht mehr erhalten und auf einem alten Stadtprospekt nur undeutlich sichtbar. Von 1716 bis zu seinem Tod war D. an der Lorettostätte auf dem Hradschin in Prag tätig und baute dort Fassade und Kirche, daneben war er Fortifikationsbaumeister, das Bruskator beim Belvedere stammt von ihm (1720). Als Besitzer dreier Häuser in Prag zeigt ihn sein Testament bei seinem Tod als einen recht wohlhabenden und angesehenen Mann. Er konnte weder lesen noch schreiben, aber die Formen seiner Kirchenbauten sind über die Grenzen Böhmens hinausgestrahlt. Sein Bruder Johann trug sie nach Franken, wo Balthasar Neumann seine Ideen zu letzter Reife brachte. In Oberbayern hat Johann Michael Fischer sie in seinen Bauten nicht minder bedeutsam weitergedacht.

  • Literatur

    H. Schmerber, Btrr. z. Gesch. d. D., Prag 1900 (L);
    ders., Christoph u. Kilian D., ebd. 1902 (L);
    K. Madl, Dientzenhoferovsky motiv, in: Památky archeologické a místopisné 32, ebd. 1920, S. 201 ff.;
    Münchener Jb. d. bildenden Kunst NF 4, 1927, S. 103, Anm. 14;
    A. Mitterwieser, Hundert J. Auswanderung a. d. Tegernseer Winkel, in: Bayr. Heimat, Beil. d. Münchener Ztg. 1934, S. 369 f.;
    ders., Herkunft u. Heimat d. D., 1941;
    P. Toman, Nový slovník českoloslovenských umělců, Prag ²1936;
    A. Bauer, Nochmals: Woher stammen d. D.?, in: Bayr. Heimat, Beil. d. Münchener Ztg., 1941, Nr. 8, S. 30 f.;
    ders., Die Herkunft d. D., ebd. 1941, S. 122;
    H. G. Franz, Die Kirchenbauten d. Chr. D., Brünn 1942, = Btrr. z. Gesch. d. Kunst im Sudeten- u. Karpathenraum 5 (Diss. Berlin);
    ders., Btrr. z. Baukunst d. 17. u. 18. Jh. in Böhmen, in: Zs. f. Ost-F 3, 1954, S. 48 ff., S. 58-67, vgl. auch ebd. 4, 1955, S. 227;
    J. Rank, Über die D., in: Das Münster 1, 1947/48, S. 352-54;
    L. Bosch, Eine Slg. barocker Architekturzeichnungen im bayer. Nat.mus., in: Münchener Jb. d. bildenden Kunst, 3. F., V, 1954, S. 188 ff.;
    G. Eimer, in: Konsthistorisk Tidskrift 24, Stockholm 1955, S. 79.

  • Autor/in

    Heinrich Gerhard Franz
  • Zitierweise

    Franz, Heinrich Gerhard, "Dientzenhofer, Christoph von" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 648-649 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118671863.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA