Lebensdaten
um 1412 – 1477
Geburtsort
Landskron im Schönhengstgau
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
geistlicher Dichter ; Augustinerchorherr
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118617788 | OGND | VIAF: 85423929
Namensvarianten
  • Stephan von Landskron
  • Stephan Landskron
  • Landskron, Stephan von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Landskrana, Stephan, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118617788.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Hussitenwirren verschlugen L. nach Wien, wo er an der Universität die Rechte studierte und sich der 1388 von Heinrich von Langenstein begründeten „Wiener Schule“ anschloß. 1430 legte er Profeß im Dorotheastift ab. Er vertrat seinen Propst in dessen Amt als Visitator der Augustiner-(innen)klöster in Bayern und Österreich und war Dechant des Chorherrenstifts Chiemsee. Zu Kaiser Friedrich III. hatte er freundschaftliche Beziehungen. 1458 wurde er zum Propst von St. Dorothea in Wien gewählt. Wie seine lat. und deutschen Schriften zeigen, war L. eifrig bemüht, die längst fällige Reform in den ihm unterstellten Klöstern durchzuführen, wobei man es ihm, wie aus einer Bemerkung in seinem Traktat „Von drein wesenlichen stukchen“ hervorgeht, nicht immer leicht machte. Er verfiel dabei keineswegs in einen bornierten Fanatismus, wie aus seiner „Responsio ad epistulam scrupulosi“ und aus seiner Interpretation der Zehn Gebote in der „Hymelstraß“ hervorgeht. In diesen Schriften erscheint er vielmehr als der liebevolle Seelenhirt aller seiner Anvertrauten, innerhalb wie außerhalb der Klostermauern. Dabei schreibt er einen kernigen, volkstümlichen Stil und kritisiert die von ihm in den Klöstern festgestellten Mißstände: Unwissenheit und Lässigkeit im Einhalten der Gelübde. Bezeichnenderweise nennt er sich im nur handschriftlich überlieferten „Spiegel der Klosterleut“ „ein sunderlich liebhaber geistlicher Ordnung vnd junckfrauulicher raynigkait“. Im ebenfalls nur handschriftlich vorhandenen „Ain Underwaisung ainer Obristin“ warnt er vor der „aigenschafft“ (= unerlaubter Besitz), die er für das größte Übel in den Klöstern hält. Am bekanntesten ist seine uns in zehn Handschriften und drei Frühdrucken überlieferte, den „armen vnd plöden, tregen, verdrossen, vergessigen vnd einueltigen leuten“ bestimmte, 1465 entstandene „Hymelstraß“. In diesem Werk liegt eine glückliche Verbindung von Volkskatechismus, Beichtbüchlein, Ars Moriendi und|Gebetbuch vor. Vom theologischen Aspekt abgesehen, liegt die Bedeutung dieses Hauptwerkes von L. namentlich im weitgefächerten Spektrum der zeitgenössischen Gesellschaft, mit dem der Verfasser auch den heutigen Leser noch zu fesseln vermag. Bedeutsam für die (historische) Volkskunde ist auch der Aberglaubenskatalog, den L. seinen Betrachtungen zum ersten Gebot anhängt. Interessanterweise warnt er hier auch vor dem Kult der Vierundzwanzig Alten aus der Apokalypse (vgl. das damals sehr beliebte Werk von Otto von Passau). Nicht selten haben die von ihm erörterten Aspekte des täglichen Lebens noch heute Aktualität, wie seine Bemerkungen zur Abtreibung, zum Arbeitsethos und zur Gestaltung der Freizeit zeigen. Quellen für sein mit Zitaten, Sprüchen und Exempla gespicktes Hauptwerk sind die Bibel, Kirchenschriftsteller und antike Philosophen. L. steht hiermit durchaus in der Tradition der „Wiener Schule“, wie auch der Gebrauch der zeitgenössischen volkskatechetischen Topoi zeigt. Seine Originalität liegt darin, daß er dieses Gemeingut mit urwüchsigen volkstümlichen Elementen verbindet, und dies in einer Sprache, die bei aller Beherrschung rhetorischer Kunstmittel auf Grund ihrer Bildhaftigkeit sowie der Verwendung volkstümlicher und sprichwörtlicher Redensarten allen verständlich war. Dieser Stil, sein Anknüpfen an das Zeitgeschehen (Pestepidemien, politische Wirren) und die Art und Weise, wie er sich ohne Unterschied Sünder aller Gesellschaftsschichten vornimmt, machten das Werk zu einem geschätzten religiösen Volksbuch, dessen Beliebtheit u. a. aus der beachtlichen Zahl (38) der erhaltenen Inkunabelexemplare hervorgeht.

  • Werke

    Lateinisch: Tractatus de IV novissimis, hrsg. v. B. Pez, in: Bibl. ascetica antiquonova I, 1723, S. 27-156;
    Responsio ad epistulam scrupulosi, hrsg. v. R. Duellius, in: Miscellanea quae ex Codicibus Manuscriptibus collegit, 1723, I, S. 216-20;
    die Expositio Missae (Hss. Klosterneuburg u. Melk);
    Expositio Regulae D. Augustini (Hs. Klosterneuburg). -
    Deutschsprachig: Spiegel d. Klosterleut (Hss. Klagenfurt, Landesmus.;
    Wien, Österr. Nat.bibl.;
    Kremsmünster u. Prag, Staatsbibl.);
    Ain Underwaisung ainer Obristin ains Frawen Closter die auch gern ir Closter in ain rechte ordnung vnd observantz bringen wollt (Hs. Klagenfurt);
    Von drein wesenlichen stukchen geislichs stands (Hss. Melk;
    Vorau;
    Innsbruck, Univ.bibl.;
    München, Staatsbibl.;
    Wien);
    Die Hymelstraß, Augsburg 1484, 1501, 1510.

  • Literatur

    J. Geffcken, Der Bildercatechismus d. 15. Jh. u. d. catechet. Hauptstücke in dieser Zeit bis auf Luther, 1855, S. 42, 109 u. Sp. 106-19;
    H. Rupprich, Das Wiener Schrifttum d. ausgehenden MA, 1954, S. 160 f.;
    E. Weidenhiller, Unterss. z. dt.-sprachigen katechet. Lit. d. späten MA, 1965, S. 272 ff.;
    G. J. Jaspers, St. v. L., Die Hymelstraß, mit e. Einl. u. vgl. Betrachtungen z. Sprachgebrauch in d. Frühdrucken (Augsburg 1484, 1501 u. 1510), 1979;
    Vf.-Lex. d. MA IV, Sp. 272-75;
    LThK² IX.

  • Autor/in

    Gerard J. Jaspers
  • Zitierweise

    Jasper, Gerard J., "Landskrana, Stephan" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 520-521 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118617788.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA