Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Hutfabrikanten und Hausierer ; Händler ; Hutmacher
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136233309 | OGND | VIAF: 80614159
Namensvarianten
  • Ladstätter
  • Ladstätther

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Zitierweise

Ladstätter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136233309.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die L. vom Hof „Hinterlippen“ in St. Veit-Raut im Defereggental (Osttirol) waren eine erfolgreiche Hausiererfamilie. Wie weit der 1684 genannte Tuchhändler Michael Ladstätter ein Vorfahre ist, konnte nicht festgestellt werden. Durch die Kargheit des Bodens waren die Deferegger schon sehr früh auf einen Nebenerwerb angewiesen. Bereits seit dem 17. Jh. wird ihr Hausierhandel erwähnt, den die Männer vom Herbst bis zum Frühjahr mit Nördlinger Tüchern, Teppichen, Decken, Wetzsteinen, Sensen, Sicheln, hölzernen und irdenen Schüsseln, Tellern, Töpfen usw. betrieben. Von den österr. Alpenländern ausgehend, dehnte sich der Hausierhandel immer weiter aus und erstreckte sich schließlich von Hamburg bis Ägypten und von Paris bis Moskau. Die Durchführung dieser Unternehmungen erfolgte in Gesellschaften (Kompanien). Der erzielte Gewinn wurde nach der Höhe der Einlage, den Kenntnissen und Fertigkeiten der Gesellschafter verteilt. Um ca. 1820 erfuhr der Hausierhandel durch die Aufnahme von Krainer Strohhüten eine bedeutende Ausdehnung. Diese billige Ware wurde um ca. 1850 durch feinere ital. Erzeugnisse aus Bassano und Marostica (Venetien), sog. „Venezianerhüte“, abgelöst. Eingriffe der europ. Staaten führten im Vormärz zu einer schweren Krise des Hausierhandels der Deferegger. Die Gesellschaften waren daher gezwungen, von der bisherigen Form des Handels abzugehen und in verschiedenen Städten ständige Geschäfte zu errichten. Peter (1816–85), dessen Bruder Jakob (* 1803) sowie ferner Jakob Oberwalder und Matthias Veider gründeten die Firma „Oberwalder & Ladstätter“, die 1858 in Wien ein Geschäft für den Saisonverkauf billiger Krainer Strohhüte errichtete. Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich in den 60er Jahren unter Mitwirkung der Deferegger Verwandten ein bedeutender Verkaufs- und Erzeugungsbetrieb. Niederlagen bzw. Zweigfirmen entstanden: 1860 in Wels, 1862 in Lemberg (Fa. Josef Tegischer), Graz und Linz, 1868 in Prag (Fa. Matthias Veider) sowie 1862 eine Strohhutflechterei für Venezianerhüte in Marostica (Venetien). Die Abtretung Venetiens an Italien 1866 und die Aufrichtung einer Zollgrenze erschwerten den Einkauf von Strohhüten beträchtlich. Chnysant (1842–1934), der älteste Sohn Peters, der sich damals in Marostica zur Erlernung der ital. Flechttechnik aufhielt, kehrte mit ital. Arbeitern nach Österreich zurück und gründete in Domschale eine Strohhutfabrik. 1867 importierte er aus Florenz die erste Hutpresse („Hebelpresse“) und später aus Deutschland die erste hydraulische Hutpresse. Andere Hausiererkompanien folgten dem Beispiel der Firma Oberwalder & Ladstätter, so daß in Domschale und Umgebung eine Anzahl von Deferegger Strohhutfabriken entstand. 1870 wurde das Unternehmen geteilt. Die neue Firma „P. Ladstätter & Söhne“ errichtete in Wien, Hoher Markt 11, ihre Hauptniederlassung (Leitung: Peter d. J., * 1848, der mit einer Tochter des Bundestheatergeneralintendanten Schneiderhan verheiratet war). In der im Besitz der Firma verbliebenen Fabrik in Domschale wurde 1874 die erste Strohhutnähmaschine eingeführt und der Betrieb 1878 auf Dampfkraft umgestellt. Als wesentlich für die weitere Entwicklung des Unternehmens erwies sich die Aufnahme der Filzhuterzeugung 1874, weil dadurch von der saisonalen Strohhutfabrikation auf ganzjährigen Betrieb übergegangen werden konnte. Charakteristisch für das Unternehmen war, daß alle leitenden Positionen nur mit Familien- oder ehemaligen Kompaniemitgliedern besetzt wurden. Niederlassungen oder Zweigfirmen bestanden in Budapest (Jakob L.), Graz (Johann L.), Linz und Wels (Thomas L.), Prag (M. Veider), Lemberg (J. Tegischer) und Marostica (G. Tegischer). Nach der Jahrhundertwende gab es auch in Paris und New York Filialen. Fabriken entstanden 1875 in Florenz (Sylvest L.), 1878 in Mannsburg/Krain, 1887 in Bukarest (Chrysant L.) und 1892/93 in Lieben bei Prag. 1899 wurden auf der Mariahilferstraße in Wien ein Geschäft sowie eine Fabrik eingerichtet („Defereggerhaus“). Durch die Zusammenarbeit aller Familienmitglieder gelang es der Firma L., ein Unternehmen von Weltgeltung zu errichten, dessen Strohhüte nach Deutschland, Rußland, Skandinavien, Frankreich, den USA und dem Orient exportiert wurden. Maßgeblich war die Firma auch an der Ausbildung einer Wiener Hutmode beteiligt, die sich damals im Ausland neben den Pariser und englischen Modellen behaupten konnte. Der Zusammenbruch der österr.-ungar. Monarchie bereitete dem Unternehmen große Schwierigkeiten. Die Niederlage in Wien mußte 1931 in der Weltwirtschaftskrise nach hohen Verlusten liquidiert werden.

  • Literatur

    V. Pogatschnigg, Die Strohhuterzeugung in Domzale, in: Lienzer Ztg., Jg. 8, 1893, Nr. 35 u. 36, I. Beil.;
    Die Großindustrie Österreichs IV, 1898;
    P. Paßler, Vom Hausierer z. Kaufm. u. Fabrikanten, in: Osttiroler Heimatbll. 4, 1927, H. 1;
    R. Granichstädten-Czerva, Tiroler in Wien, 1932;
    G. Sternberger, Die Gesch. d. Defereggentales u. d. Handel s. Bewohner, 1950 (ungedr);
    ÖBL.

  • Autor/in

    Rudolf Kropf
  • Zitierweise

    Kropf, Rudolf, "Ladstätter" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 394-395 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136233309.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA