Lebensdaten
1775 – 1849
Geburtsort
Bern
Sterbeort
Burgdorf bei Bern
Beruf/Funktion
reformierter Theologe ; Volksdichter ; schweizerischer Dialektdichter
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 116587857 | OGND | VIAF: 3203265
Namensvarianten
  • Kuhn, Gottlieb Jacob
  • Kuhn, Gottlieb Jakob
  • Kuhn, Gottlieb Jacob
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Zitierweise

Kuhn, Gottlieb Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116587857.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jakob (1732–93), Buchbinder u. Weibel, S d. Zeugschmieds Cäsar Jakob;
    M Maria Dufour (1740–91), aus Montreux;
    Vt Bernhard Friedrich|(1762-1825), Staatsmann;
    - ⚭ Elisabeth Wäber (1793–1850); Schwager Franz Wäber (1781–1804), Dichter;
    2 S, 1 T, u. a. Gottlieb (1809–70), Pfarrer (s. L).

  • Biographie

    Anregungen zu schriftstellerischer Tätigkeit erhielt K. schon im Elternhaus. Er sollte Pfarrer werden, doch war bei seinen mißlichen wirtschaftlichen Verhältnissen an ein geregeltes Studium nicht zu denken. So wirkte er, statt Vorlesungen zu besuchen, von 1794 bis zu seiner Konsekration 1798 als Hauslehrer in der Familie des Landvogts D. S. v. Rodt in Trachselwald. Hier festigte sich seine schon von Haus aus konservative politische Gesinnung. K. war ein überzeugter Anhänger des patriarchalischen Systems der altbern. Aristokratie und ein unerbittlicher Gegner der liberal-demokratischen Ideen, die im Gefolge der Pariser Julirevolution auch in Bern sich durchsetzten (Mein Volk! Deine Leiter verführen dich!, 1831). – K.s dichterisches Talent entfaltete sich während der Vikariatszeit in Sigriswil (1799–1806). Tief beeindruckt von der natürlichen Schönheit und Wildheit seiner ländlichen Umgebung und angeregt von Sitten und Bräuchen der einheimischen Bevölkerung schuf er Gedichte in berndeutscher Sprache, die – meist in der Vertonung von F. H. Huber, aber auch in K.s eigenen Weisen – bald volkstümliche Geltung erlangten und diese zum Teil bis heute behalten haben. 1806-12 wirkte er als Lehrer in Bern. Anschließend war er Pfarrer in Rüderswil (1812–24), wo er sich auch mit Schulfragen und Problemen der sozialen Wohlfahrt auseinandersetzte (Preisschrift „Bemerkungen über das Armenwesen des Cantons Bern“, ungedr., Staatsarchiv Bern). Von 1824 bis zu seinem Tod amtierte er in Burgdorf, dem Ausgangspunkt der politischen Bewegung von 1830. Als Dichter trat er nun kaum mehr in Erscheinung, sondern widmete sich vorwiegend kirchenpolitischen Fragen und kirchengeschichtlichen Studien (Die Reformatoren Berns im 16. Jh., 1828). - K.s Bedeutung als Volksdichter ist unbestritten. Gleichzeitig mit J. P. Hebel, aber ursprünglich unabhängig von ihm, brachte er die Mundart zu literarischen Ehren. Seine besten Lieder zeichnen sich durch originelle Musikalität, echtes Sentiment, witzige und humorvolle Heiterkeit und scherzhafte, in politischem Zusammenhang auch bittere Ironie aus. Obwohl seinem erzählerischen Werk, verglichen mit dem lyrischen, kaum eigenständige Bedeutung zukommt, ist es literaturgeschichtlich gesehen doch ein wichtiges Mittelglied zwischen der Geßnerschen Idylle und dem Bauernroman J. Gotthelfs (O. v. Greyerz). K. war Herausgeber der Zeitschrift „Alpenrosen“ (seit 1810, mit R. Wyß).

  • Werke

    Weitere W u. a. Volkslieder u. Gedichte, 1806, neu hrsg. 1879 v. F. A. Ottiker u. 1913 v. H. Stickelberger;
    Volkslieder, 1819;
    Gedichte u. Erzz. in: Alpenrosen, 1811-30.

  • Literatur

    ADB 17;
    H. Stickelberger, Der Volksdichter G. J. K. 1775-1849, 1909 (W, L, P);
    Bern. Biogrr. I, 1884, S. 455-72 (L, P);
    HBLS (f. Fam.).

  • Porträts

    Denkmal in Burgdorf.

  • Autor/in

    Rudolf Dellsperger
  • Zitierweise

    Dellsperger, Rudolf, "Kuhn, Gottlieb Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 260-261 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116587857.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kuhn: Gottlieb Jacob K., schweizerischer Dialektdichter. — Der Sohn eines wenig bemittelten Buchbinders, am 12. Novbr. 1775 in Bern geboren, besuchte K. die Schulen der Vaterstadt. Mit Unterbrechung der theologischen Studien übernahm er 1794 eine Hauslehrerstelle bei Landvogt von Rodt auf dem schön gelegenen Schlosse Trachselwald im Emmenthal. Im J. 1798 wurde K. zum Predigtamte ordinirt und als Vicar nach dem Dörfchen Sigriswil über dem Thunersee beordert, wo er zugleich Schule zu halten hatte. Hier, angeregt von dem naturwüchsigen Leben der Landbevölkerung, unter dem Einflusse der allemannischen Gedichte Hebels, die er zufällig in die Hände bekam, begann K. seine volksthümlichen Lieder zu dichten. Zuerst erschienen seine „Drei Volkslieder auf die Feier des schweizerischen Alpen-Hirtenfestes zu Unspunnen“ (Bern 1805), und da dieselben mit ihren einsachen, wohllautenden Melodien Erfolg hatten, 1806 in Bern seine „Volkslieder und Gedichte“, in Schriftsprache und Mundart, von denen die letzteren gerade wegen ihrer zuweilen derben Naturwüchsigkeit manchen herben Angriff zu bestehen hatten. K. war indessen im Frühling 1806 Lehrer zuerst an der Elementar-, dann an der Klassenschule in Bern geworden und trat mit Professor Johann Rudolf Wyß und dem schöngeistigen Naturforscher K. F. Meisner in Verbindung, zur Herausgabe der „Alpenrosen“ (Ein schweizerisches Taschenbuch, Bern 1811), welche K. bis zum J. 1824 mitbesorgen half und in welche er Lieder und Volkserzählungen niederlegte. Noch bevor sein Lebenswunsch in Erfüllung ging und ihm die Pfarrei Rüderswil im Emmenthal 1812 übertragen wurde, erschien 1812 in Bern seine erste „Sammlung schweizerischer Kühreihen“, später eine zweite Sammlung mit den Kompositionen seines Freundes Ferdinand Huber und 1819 die zweite Ausgabe seiner „Volkslieder. Mit Musikbegleitung“, nur seine mundartigen Gedichte enthaltend. Als K. 1824 Pfarrer von Burgdorf wurde, gab er seine dichterische Thätigkeit auf und widmete sich ganz seinem Amte und dem Studium schweizerischer Kirchengeschichte, dessen Ergebniß er 1828 zur Feier des bernischen Reformationfestes veröffentlichte in der Schrift „Die Reformatoren Bern's im sechszehnten Jahrhundert. Nach dem bernerischen Mausoleum umgearbeitet“. Gegen das Ende seines Lebens kam K., der Anhänger der guten alten Zeit und des strengpositiven Christenthums, in Kampf mit der neuen religiös-politischen Richtung, welche 1830 trotz seiner Abwehr in|Publicistik und Broschüren den Sieg errang. Er starb alt und lebenssatt am 23. Juli 1845. — Unter den schweizerischen Dialektdichtern nimmt K. eine der ersten Stellen ein, sowohl seines poetischen, gemüthlichen Gehaltes, als der meisterhaften Beherrschung der Sprache wegen. Wie er, ein scharfblickender Freund der Natur, dieselbe in all' ihren wechselnden Erscheinungen als Predigerin Gottes darstellt, so faßt er das Volksleben und die Volkssitte auch in ihren derbsten Erscheinungen mit naivem Sinne, man möchte sagen, von ihrer idealen harmlosen Seite auf und verfolgt, wie als Mensch, so als Dichter einen eigentlich sittlichen Lebenszweck. Unter den schweizerischen Dialektdichtern dieser Zeit steht er unstreitig Hebel am nächsten. In neuester Auflage erschienen seine „Volkslieder und Gedichte. Mit einem Wörterbuche neu herausgegeben von F. A. Ottiker“, Aarau 1879.

    • Literatur

      Ein schweizerischer Dichter von A. Ottiker (Bibliographie und litterarische Chronik der Schweiz. Jahrg. 1881. Nr. 1—3).

  • Autor/in

    F. Fiala.
  • Zitierweise

    Fiala, Friedrich, "Kuhn, Gottlieb Jakob" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 339-340 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116587857.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA