Lebensdaten
1823 – 1870
Geburtsort
Zell am Harmersbach (Baden)
Sterbeort
Schramberg (Schwarzwald)
Beruf/Funktion
Uhrenfabrikant
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 128816961 | OGND | VIAF: 47823911
Namensvarianten
  • Junghans, Erhard

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Zitierweise

Junghans, Erhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128816961.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Nikolaus (1784–1845), Strickermeister in Horb, dann Kupferdrucker in e. Steingutfabrik in Z. u. Sch., S d. Strickers Franz Joseph in Horb/Neckar u. d. Katharina Barbara Wyssig;
    M Barbara (1783–1846), T d. Franz Joseph Schöneberger, Wundarzt u. Barbier in Z., u. d. Maria Theresia Fahrländer;
    B Xaver (1820–1900), 1847 n. USA ausgewandert, Schreinereifachmann, 1862-70 wieder in Sch., Mitgründer d. Fa.;
    - Schramberg 1845 Louise (1820–1910), T d. Johs. Tobler (1785–1855), aus Zürich, Inh. d. Strohhutfabrik in Sch., u. d. Dorothea Wiser;
    3 S, 4 T, u. a. Erhard (1849–1923), GKR, Dr.-Ing. E. h. (s. L), Arthur (1852–1920), beide Leiter u. zeitweilige Inh. d. Fa. (s. L), Georg (1861–1927), techn. Dir. b. Siemens u. Halske, Berlin;
    E Erwin (1875–1944), kaufmänn. Leiter d. Unternehmens 1902-44 (s. Rhdb., P), Oskar (1876–1927), techn. Leiter 1909–27, Erhard (1879–1968), Dr.-Ing., Teilhaber in Fa. Norma in Stuttgart (s. Rhdb.), Siegfried (1887–1954), Dr.-Ing. E. h., Vorstandsmitgl. d. Fa., Präs. d. Industrie- u. Handelskammer Villingen, Helmut (1891–1964), techn. Leiter 1927-62 (s. Rhdb., P);
    Ur-E Arthur (* 1903), kaufmänn. Leiter d. Fa. 1944–64, Kurt v. Zeppelin (* 1907), Dipl.-Ing., techn. Leiter d. Fa. 1962–72.

  • Biographie

    J. arbeitete nach Volksschulbesuch bei karger Lebensweise mit seinem Vater beim Kupferdrucken. 1841 zog die Familie nach Schramberg, wo der Vater Kupferdrucker der Steingutfabrik wurde. Die Schramberger Strohhutfabrik „Armenbeschäftigungsstelle auf Aktien“ hatte damals einen Züricher Kaufmann, Johannes Tobler, als Leiter angeworben. Dieser stellte 1843 J. als seinen Gehilfen ein und brachte ihm in 2jähriger Lehre gute kaufmännische und technische Kenntnisse bei. Zwei Jahre Tätigkeit in der Schweiz und in Frankreich vollendeten die Ausbildung. J. verkaufte dort die Kollektion Schramberger Strohhüte und knüpfte viele Verbindungen an, die sich später als nützlich erweisen sollten. 1845 heiratete er die Tochter seines Chefs. Er wurde Associé und Geschäftsführer mit 40 % Gewinnbeteiligung und steuerte die Strohhutfertigung gut durch konjunkturelle und modebedingte Schwierigkeiten. 1859 erwarb er gemeinsam mit seinem Schwager Zeller ein Grundstück mit Wasserkraft und errichtete die Ölmühle Zeller & Junghans.

    Seit 1849 hatte J., angeregt durch den Leiter der Kgl. Centralstelle für Gewerbe und Handel, F. v. Steinbeis, wiederholt erwogen, sich auch mit der industriellen Herstellung von Uhrenteilen oder gar ganzen Uhren zu befassen. 1859 begann ein lebhafter Briefwechsel über dieses Thema mit seinem nach Amerika ausgewanderten Bruder Xaver. Dieser wurde beauftragt, für die Uhrenteilefertigung geeignete Maschinen zu beschaffen, und kam selbst als Associé nach Schramberg. 1861 wurde mit der Herstellung von Bronceschildern mit einem Hammerwerk und Holzwaren für Uhren begonnen. Bald wurde auch die Herstellung vieler Uhrenteile und dann die ganzer Uhren aufgenommen, wobei die einzelnen Teile (Gestelle, Räder) nicht mehr gegossen, sondern maschinell gestanzt wurden. Hierdurch konnten die Herstellungskosten gesenkt und zugleich eine größere Präzision erreicht werden. J. und sein Bruder wurden Geschäftsführer der „Gebrüder Junghans, Fabrik von Großuhren nach amerikan. System“. 1864 wurde Steinbeis ein Bericht gesandt sowie 3 Musteruhren mit 3 verschiedenen Werken mit Unruhe, kurzem Pendel und langem Pendel mit Schlagwerk. Alle hatten Zugfederantrieb und waren in der Konstruktion geeignet, mit amerikan. Maschinen in Arbeitsteilung rationell hergestellt zu werden. Dank der solideren Arbeit der Schwarzwälder Uhrmacher waren sie jedoch besser als die im Fachhandel schlecht beurteilten amerikan. Uhren. Die Verbindung von Schwarzwälder Uhrmacherkunst mit der Technologie amerikan. Massenfertigung leitete die industrielle Uhrenherstellung in Europa ein; sie war zugleich die Grundlage der nun folgenden enormen Entwicklung der Firma Junghans und darüberhinaus der gesamten deutschen Uhrenindustrie. J., der als der eigentliche Begründer dieser Verbindung angesehen werden muß, erlebte nur noch die Anfänge dieses Aufschwunges. 1870, in seinem Todesjahr, bestand die Schramberger Fabrik aus 3 Gebäuden, in denen 100 Arbeiter etwa 20 000 Großuhren pro Jahr herstellten.

    Bis 1876 leitete J.s Frau das Unternehmen, danach übernahmen es seine Söhne Arthur und Erhard. Seit dem Ausscheiden Erhards 1897 war Arthur alleiniger Leiter. 1900 erfolgte die Umwandlung in eine AG. Damals wurden mehr als 3 Millionen Uhren jährlich hergestellt. Es bestanden schon mehrere Filialbetriebe, u. a. in Österreich, Frankreich und Italien. Wecker und Leuchtzifferuhren (patentiert 1907) waren jahrzehntelang große geschäftliche Erfolge. Das „Weckerwerk 10“, produziert 1876-1936, begründete den Weltruf des Junghans-Weckers. Seit 1930 wurden auch Qualitätsarmbanduhren in großen Mengen hergestellt. Das Unternehmen wurde durch Fusionen ständig vergrößert. Bis in die jüngste Vergangenheit lag die Firmenleitung weitgehend in den Händen von Mitgliedern der Familie Junghans. 1956 wurde die Aktienmehrheit von der Fa. Diehl, Nürnberg erworben; 1965 erfolgte die Umwandlung in eine GmbH. Die Firma Gebrüder Junghans GmbH, die 1972 4 000 Personen beschäftigte, ist gegenwärtig der größte Hersteller von elektronischen Uhren in der Welt und der größte Uhrenhersteller in Deutschland.

  • Literatur

    A. Pestalozzi-Junghans (T), Erinnerungen an meinen lieben Vater E. J., 1901 (P);
    F. L. Neher, Ein Jh. Junghans, 1961. |

  • Quellen

    Qu.: Archiv d. Firma Junghans u. d. Fam. Junghans. - Zu S Erhard: Jb. d. Schiffbautechn. Ges. 25, 1924, S. 40 f.; - zu S Arthur: Württ. Nekr. 1920/21, 1928; DBJ II (Tl.).

  • Porträts

    Phot. (Archiv d. Fa. Junghans u. München, Dt. Mus., P-Slg. d. Bibl.).

  • Autor/in

    Kurt von Zeppelin
  • Zitierweise

    Zeppelin, Kurt von, "Junghans, Erhard" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 684-685 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128816961.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA