Lebensdaten
1700 – 1762
Geburtsort
Regensburg
Sterbeort
Regensburg
Beruf/Funktion
Historiker ; Benediktiner ; Abt von St. Emmeram ; Kanonist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 121120368 | OGND | VIAF: 8234460
Namensvarianten
  • Krauß, Johann Baptist
  • Krauss, Johann Baptist
  • Kraus, Johann Baptist
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Zitierweise

Kraus, Johann Baptist, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121120368.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Ev. (1661–1734), Kastenbereiter zu St. Emmeram in R.;
    M Maria Elisabeth Therese Grindel ( 1704).

  • Biographie

    Nach Gymnasialstudien bei den Jesuiten zu Sankt Paul in Regensburg (1709–15) trat K. in Sankt Emmeram ein, verbrachte ein Jahr im gemeinsamen Noviziat der bayerischen Benediktinerkongregation zu Mallersdorf, legte 1716 in Sankt Emmeram Profeß ab und besuchte dann vier Jahre das Studium commune der Kongregation zu Michelfeld und Oberaltaich. In Sankt Emmeram wurde er wesentlich beeinflußt durch den Theologen Kaspar Erhard. Dieser erreichte, daß K. als erster süddeutscher Benediktiner 1721/23 bei den Maurinern zu Saint Germain-des-Prés in Paris studieren und unter anderem mit Martène und de Montfaucon engen und dauerhaften Kontakt knüpfen konnte. Nach seiner Rückkehr 1724 zum Priester geweiht, bewährte er sich in den folgenden Jahren als Seelsorger und Lehrer, so daß ihm 1730 als Großcellerar die Leitung der gesamten Klosterverwaltung anvertraut wurde. Die barocke Neugestaltung des Klosterkomplexes (Kirche, Konventsgebäude und Bibliothek) erfolgte damals weitgehend unter seiner Aufsicht. Das bemerkenswerte reichs-, kirchen- und ordensgeschichtliche ikonographisch-ikonologische Programm der Freskenzyklen dürfte auf ihn zurückgehen. In dieser Zeit, 1732, erreichte Abt Anselm Godin (Abt seit 1725) für Sankt Emmeram die kaiserliche Anerkennung des Reichsfürstenstatus. Nach Godins Tod 1742 wurde K. zum Fürstabt gewählt.

    K. rege editorisch-publizistische Aktivität war wesentlich praktisch-monastisch orientiert und galt auch der Verteidigung der Rechte von Kloster, Kirche und katholischen Reichsständen. Hatte er bereits 1733 durch eine Bossuet-Übersetzung die Salzburger Exulanten zur Konversion bewegen wollen, so veröffentlichte er als Fürstabt zahlreiche aszetisch-praktische Schriften in eingängigem Deutsch; hohe Verdienste um Wissenschalt und Forschung erwarb er sich 1744 durch Edition eines Sankt Emmeramer „Catalogus Religiosorum“ sowie der Bibliothek principalis ecclesiae et monasterii ad S. Emmeramum (4 Bände, 1748). Während die von K. 1752 besorgte 4., wesentlich erweiterte und ergänzte Auflage des „Museum S. Emmerami“ des Abtes Coelestin Vogl ( 1691, Abt seit 1655) in ihrer kompilatorisch-annalistischen Art maurinischen Kriterien kaum gerecht wurde, vermochte K. durch den gesonderten Urkundenband das Sankt Emmeramer Archiv weitgehend zu erschließen. Wie bedingt K. einem „deutschen Maurinismus“ zuzuordnen ist, bewies 1755/56 die unsichere und polemische Art, in der er gegenüber Markus Hansiz die Echtheit der eindeutig gefälschten Sankt Emmeramer Exemptionsprivilegien zu verteidigen suchte. Noch in seiner letzten Lebenszeit hielt er an der längst widerlegten Verfasserschaft des Benediktinerabtes Gersen un der „Imitatio Christi“ fest. Aufsehen im ganzen Reich und heftigen Widerstand des Corpus Evangelicorum am Regensburger Reichstag erregte K. 1757/60 mit kanonistischen Publikationen, die in die Auseinandersetzung um die Religionsartikel des Westfälischen Friedens und in die aktuelle Debatte um die Konversion des Erbprinzen von Hessen-Kassel und die Reichsacht gegen Friedrich den Großen einzugreifen suchten; ungeachtet gravierender Schwächen sichern sie ihm einen Platz in der zeitgenössischen Reichstagspublizistik.

    Als Klosteroberer bemühte sich K. erfolgreich um Disziplin, Aszese, Spiritualität. Demgegenüber wurden – ohne daß sie vernachlässigt worden wären – Volksseelsorge, Studienreformen, wissenschaftliche Aktivität, auch prunkvolle äußere Repräsentation durch den Primat des Monastisch-Religiösen an die zweite Stelle verwiesen. Als K. 1751 von Oliver Legipont das Präsidium der projektierten deutschen Benndiktinerakademie angeboten wurde, lehnte er ab, akzeptierte jedoch die nominelle Mitgliedschaft der gemischtkonfessionellen gelehrten Sozietät zu Olmütz und legte auch den Akademie-, Studien- und Editionsplänen seines Priors Frobenius Forster nichts in den Weg. Durch vorbildlichen inneren Aufbau seiner monastischen Kommunität, durch großzügigen Ausbau und Erschließung von Bibliothek und Archiv hat K. dem Aufstieg Sankt Emmerams zu einem Geistes- und Wissenschaftszentrum der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts den Weg bereitet.

  • Werke

    u. a. Auslegung christ-kath. Lehr d. Büchleins Benigni Bossuets, 1733;
    De translatione corporis S. Dionysii Areopagitae … ad civitatem Ratisbonensem dissertatio. 1750;
    Vom Nuzen d. Stillschweigens, 1751;
    Christl. Gedanken v. d. eitlen Schauspielen, 1751;
    Vom Gebrauch d. Zeit, 1751: Ablässe f. wahrhaft büßende Sünder, 1751;
    Ratisbona monastica, 1. T., ⁴1752;
    Liber Probationum sive bullae summorum pontificum, diplomae imperatorum et regum, 1752;
    De ortu et liberate monasterii S. Emmerami …, 1755;
    De exemptione et libertate imperiali (!) monasterii S. Emmerami et martyris Ratisbonae dissertatio altera, 1755;
    Grund-Riß d. sog. Juris Reformandi, 1757;
    Frage: ob ein röm.-cath. Fürst u. Herr, welcher einem ev. Fürsten u. Landesherrn, in politicis ohndisputirlich succedirt, auch vigore instrumentii P[acis] W[estphalicae] jurisdictionem ecclesiasticam, wie d. hohe Vorfahrer od. Antecessor selbige gehabt, u. exercirt hat, gleicher Weise in subditos A. confessionis exerciren könne, 1758;
    Verdrehung d. nudi facti possessionis anni normalis 1624, 1758;
    Wichtige Frage, ob in d. Geschäfft declarationis banni imperii eine itio in partes Platz finden könne, 1759;
    Pacificatio Westphalica …, 1759;
    Ber. v. d. hl. Leibern u. Reliquien, welche in … S. Emmeram aufbehalten werden, 1761;
    Basis firma aedificii Gerseniani a Fr. Delfau et J. Mabillonio monachis Benedictinis anno 1674 et 1677 posita adiectis animadversionibus in eductionem criticam R. D. Eusebii Amort, 1762.

  • Literatur

    ADB 17;
    P. Lindner, Die Schriftsteller u. d. um d. Wiss. u. Kunst verdienten Mitgl. d. Benediktinerordens im heutigen Kgr. Bayern v. J. 1750 bis z. Gegenwart I, 1880, S. 52-55, Nachtrag (1884), S. 7 (W-Verz.);
    A. Endres, Korr. d. Mauriner mit d. Emmeramern, 1899, S. 20 ff.;
    ders., Ein geistl. Fürst d. 18. Jh., in: Hist.-pol. Bll. 123, 1899, S. 81-96, 157-67, dazu S. Merkle, ebd. 126, 1900, S. 675-81;
    J. A. Endres, Zu d. wiss. Bestrebungen d. O. Legipontius, in: StMBO 23, 1902, S. 432-39;
    P. Muschard, Das Kirchenrecht bei d. dt. Benediktinern u. Zisterziensern d. 18. Jh., ebd. 47, 1929, S. 494 ff.;
    L. Hammermayer, Gründungs- u. Frühgesch. d. bayer. Ak. d. Wiss., 1959, S. 17 f., 21 f., 25, 28;
    ders., Die Benediktiner u. d. Ak.bewegung i. kath. Dtld., in: StMBO 70, 1960, S. 63 f., 72-78;
    ders., Die Forschungszentren d. dt. Benediktiner u. ihre Vorhaben, 1976. S. 148 ff.;
    ders., Zum „dt. Maurinismus“ d. frühen 18. Jh., in: Zs. f. bayer. Landesgesch. 40, 1977, S. 402 f., 414 f.;
    Andreas Kraus, Die hist. Forschung an d. churbayer. Ak. d. Wiss., 1959, S. 8 f., 36, 82, 112, 174, 274;
    ders., Die benediktin. Gesch.schreibung im neuzeitl. Bayern, in: StMBO 80, 1969, S. 215 f.;
    ders., Die Bibliotheken zu St. Emmeram in Regensburg, in: Thurn u. Taxis-Stud. 7, 1971, S. 23 ff.;
    ders., Die Translatio S. Dionysii Areopagitae v. St. Emmeram in Regensburg, 1972;
    H. Schlemmer, Personalstand d. Benediktinerabtei St. Emmeram in Regensburg unter Fürstabt J. B. K., 1742-62, in: Verhh. d. Hist. Ver. v. Oberpfalz u. Regensburg 109, 1969, S. 93-114;
    M. Piendl, Baugesch. d. Bibliotheken zu St. Emmeram in Regensburg, in: Thurn u. Taxis-Stud. 7, 1971, S. 70 ff.;
    A. Schmid, Die Rolle d. bayer. Klosterbibliotheken im wiss. Leben d. 17. u. 18. Jh., 1977, S. 155 ff., 167 f.;
    E. J. Greipl, Fürstabt J. B. K. v. St. Emmeram zu Regensburg (1700–1762), phil. Diss. Regensburg 1978 (noch ungedr.)

  • Porträts

    Gem. (Regensburg, Kirche St. Emmeram).

  • Autor/in

    Ludwig Hammermayer
  • Zitierweise

    Hammermayer, Ludwig, "Kraus, Johann Baptist" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 687-689 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121120368.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Krauß: Johann Baptist K., geb. zu Regensburg 1700. als Fürstabt von St. Emmeran daselbst am 14. Juni 1762. Er hat sich einen wenig rühmlichen Namen erworben durch eine Reihe von in der Stiftsdruckerei gedruckten anonym erschienenen Schriften, welche, über den westfälischen Frieden handelnd, die Duldung der Protestanten bekämpfen, dem katholischen Landesherrn das Recht der Reformation zuschreiben u. vgl., in so maßloser Weise, daß ihm von Seiten des kaiserlichen Hofes nach Moser's Mittheilung geboten wurde, seine Publikationen einzustellen. Verdienstlich ist der von ihm besorgte Druck des Katalogs der reichen Stiftsbibliothek. Angabe der Schriften etc.

    • Literatur

      Légipont IV. 646. Hist. gen. Ben. II. 20. Moser. Neueste Bibl. des teutsch. Staatsr., 294; Neueste Gesch. d. deutsch. Staatsr., 67. Pütter. Litt., II. 159. Meine Gesch. III. 1 S. 193.

  • Autor/in

    v. Schulte.
  • Zitierweise

    Schulte, von, "Kraus, Johann Baptist" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 84-85 unter Krauß [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121120368.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA