Lebensdaten
1844 – 1918
Geburtsort
Eisenerz (Obersteiermark)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Arbeitswissenschaftler ; Ingenieur
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11757788X | OGND | VIAF: 72174990
Namensvarianten
  • Kraft, Maximilian (bis 1872)
  • Kraft, Maximilian von
  • Kraft, Maximilian (bis 1872)
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Zitierweise

Kraft, Maximilian von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11757788X.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz (österr. Adel 1872), Oberfinanzrat u. Rechnungsdir. im österr. Ackerbaumin.;
    M Julie Noszky de Buono;
    1875 (⚮) Wilhelmine, T d. Carl Victor Rr. v. Hansgirk (1823–77), aus Pilsen, Bez.hauptm. v. Joachimsthal, Schriftsteller (s. ADB 49), u. d. Therese Tobisch;
    2 S.

  • Biographie

    K. besuchte das Gymnasium in Wien und Klausenburg, 1864-68 die Bergakademie Schemnitz. Als Praktikant kam er zur Saline Hall (Tirol) und konstruierte Öfen für das neue Hüttenwerk in Brixlegg. 1871 wurde er ins Finanzministerium nach Wien berufen, wo er bei Ministerialrat Peter von Rittinger das Maschinenwesen im Bergbau und im Münzamt bearbeitete. Er bezeichnete später diese Tätigkeit als seine wichtigste Lehrzeit. Gleichzeitig studierte er an der TH Wien mechanische Technologie bei Ignaz Heger und Nationalökonomie bei Hermann Blodig und an der Universität Berg-, Wasser-, Gewerbe- und Verwaltungsrecht. 1874-76 leitete er den Wiederaufbau der abgebrannten Hütte in Joachimsthal. 1881 veröffentlichte er seine erste Schrift, in der sich sein künftiges Hauptinteresse für die Zusammenhänge von Wirtschaft und Technik mit sozialen Fragen schon ankündigte und in der er für erhöhte Leistung bei verminderten Betriebskosten auch höhere Löhne forderte. Während seiner Tätigkeit bei der Bergdirektion in Brüx wandte sich K. den Schutzvorrichtungen für Arbeiter an den Maschinen zu. Er wurde zu einem Begründer der industriellen Sicherheits- und Wohlfahrtslehre. Unter Wohlfahrtseinrichtungen|innerhalb des Betriebes verstand er Verbesserung der Luftbeschaffenheit und des Trinkwassers sowie Heizung, Beleuchtung und sanitäre Anlagen. Hinzu kamen besondere Maßnahmen gegen Ermüdung, Milderung ungünstiger Arbeitsumstände und Schutz gegen Verletzungen am Arbeitsplatz. Eingehend behandelte er dieses Thema als Berichterstatter anläßlich der Jubiläums-Gewerbeausstellung in Wien 1888 und der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin 1889. 1878 hatte K. ein Lehramt für Maschinenbau an der Staatsgewerbeschule in Reichenberg erhalten. 1882 wurde er Professor der mechanischen Technologie an der TH Brünn, wo er das gesamte Metallhüttenwesen sowie die mechanische Bearbeitung der Metalle und des Holzes vortrug. 1894-1903 war K. Professor an der TH Graz und hielt Vorlesungen über mechanische Technologie und Schutzmittel gegen Unfälle.

    Am Ende dieser Zeit veröffentlichte K. sein Hauptwerk, das 4teilige „System der technischen Arbeit“ (1902). Auf reicher Praxis fußend, entwickelt er darin die ethischen, wirtschaftlichen, rechtlichen und technischen Grundlagen der Industriearbeit. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts sah er voraus, daß die „technische Arbeit“ allumfassend werden und alle Lebensbereiche durchdringen würde. Er erkannte die durch sie verursachten sozialen Schäden und Spannungen und forderte, daß sich der Ingenieur über ihre Auswirkungen in den vier genannten Bereichen im klaren sein sollte. Aus den gleichen Erwägungen trat er für die Beschäftigung mit Betriebsgeschichte ein, die von Historikern, Technikern und Unternehmern geschrieben werden und bis zur Geschichte ganzer Industrien und zur industriellen Ländergeschichte reichen sollte. Davon versprach sich K. wesentliche Erkenntnisse für die Wirtschaftslenkung in der Zukunft. 1904 schlug er vor dem Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein, dessen stellvertretender Vorsitzender er 1907-18 war, ein Ministerium der technischen Arbeit vor, das Forschungs- und Industrieministerium zugleich sein sollte. Er sah es als eine wichtige Aufgabe des Staates an sicherzustellen, daß die Errungenschaften der technischen Arbeit dem Volkswohl zugute kamen.

    Das bedeutende literarische Werk K.s erschien den Soziologen zu technisch und den Technikern zu soziologisch und konnte deshalb zunächst nicht nachhaltig wirken. Es vermochte jedoch Wege zu zeigen, wie viele Mißstände, gegen die sich die Kritik der radikalen Soziallehren richtete, durch praktische Verbesserungen der Arbeitsverhältnisse beseitigt werden konnten. Viele von K.s Vorschlägen wurden Jahrzehnte später wieder aufgenommen und in die Tat umgesetzt. K. nahm auch die technokratische Bewegung vorweg, wie sie sich Ende der 20er Jahre von den USA und Deutschland aus verbreitete. Umfassender hat vor ihm die Zusammenhänge von Arbeit und Technik niemand gesehen. – Hofrat (1900); Dr. techn. honoris causa (Deutsche TH Brünn 1900).

  • Werke

    Weitere W Über Arbeitseffekte im Gestein, in: Berg- u. hüttenmänn. Jb. v. Leoben 1881, S. 221 ff.;
    Grundriß d. mechan. Technol. f. Gewerbe- u. Industrieschulen, 2 Bde., 1882, ⁴1903;
    Fabrikshygiene, 1891;
    Arbeiterhäuser u. Colonien, 1891;
    Güterherstellung u. Ing. in d. Volkswirtsch., in deren Lehre u. Pol., 1910. -
    Aufsätze: Zur Pflege d. geistigen Interessen d. Berg- u. hüttenmänn. Arbeiterstandes, in: Österr. Zs. f. Berg- u. Hüttenwesen, 1871, S. 290;
    Ein Wort f. d. phys. Wohl d. Berg- u. hüttenmänn. Arbeiterstandes, in: Berg- u. hüttenmänn. Ztg., 1875, S. 232, 261, 270;
    Zur Stellung d. Techniker im Staate u. in d. Gesellschaft, in: Zs. d. Österr. Ing.- u. Architekten-Ver., 1876, S. 253;
    Der Ing. als Volkswirt, ebd., 1916, H. 2;
    Die Arbeiter-Schutzvorrichtungen auf d. Jubiläums-Gewerbe-Ausstellung in Wien 1888, in: VDI-Zs. 33, 1889, S. 313-18, 341-46, 370-75, 396-99;
    Die Schutz- u. Sicherheitseinrichtungen auf d. Allg. dt. Ausstellung f. Unfallverhütung in Berlin 1889, in: Allg. Bauztg. (Wien), 1889;
    Zur Lehre v. d. Produktionsfaktoren, in: Ann. d. Dt. Reiches f. Gesetzgebung, Verwaltung u. Volkswirtsch., 1908, Nr. 9;
    Die Stellung d. Transportwesens in d. Volkswirtsch.lehre, ebd., 1909, Nr. 7;
    Die Eisenbahn-Definition, in: Rdsch. f. Technik u. Wirtsch., 1913, Nr. 6 u. 7. Österr. Patent: 30 930 v. 1890 (Herstellung v. Löchern in Blechen b. Vermeidung v. Molekularschäden). -
    Mitarbeit: K. Karmarsch, Techn. Wb., ³1876-92;
    Lueger, Lex. d. ges. Technik, 1894, ²1907;
    Th. Weyl, Hdb. d. Hygiene VIII, 1897, S. 111-217.

  • Literatur

    Viktor v. Kraft (S) u. M. Singer, in: Zs. d. Österr. Ing.- u. Architekten-Ver. 70, 1918, H. 28, S. 311-14 (P);
    ebd. 81, 1929, H. 23/24, S. 227 f. (P; ) Festschr. z. Jh.feier d. Joanneums Graz, 1911 (P);
    ÖBL.

  • Autor/in

    Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß
  • Zitierweise

    Seherr-Thoß, Hans Christoph Graf von, "Kraft, Maximilian von" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 653-654 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11757788X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA