Lebensdaten
1852 – 1914
Geburtsort
Schmarsow bei Prenzlau
Sterbeort
Charlottenburg bei Berlin
Beruf/Funktion
Historiker ; Archivar ; Generaldirektor der preußischen Staatsarchive
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116342684 | OGND | VIAF: 43145857777823020210
Namensvarianten
  • Koser, Reinhold
  • Koser, R.
  • Coser, Reinhold
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Koser, Reinhold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116342684.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bernhard (1807–85), Pastor in Sch., S d. Pastors Ernst u. d. Florentine Duve;
    M Maria (1818–91), T d. Karl Frdr. Ludw. Kannegiesser ( 1861), Gymnasialdir., Übersetzer (s. NDB XI);
    Wolfenbüttel 1887 Elisabeth (1866–1915), T d. Historikers Otto v. Heinemann ( 1906, s. NDB VIII);
    2 S, 1 T, u. a. Otto (1893–1941), Achivar.

  • Biographie

    K. besuchte das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin bis zum Abitur (1870). Er studierte in Berlin, Wien und Halle Geschichte, alte Sprachen und Germanistik und war hauptsächlich Schüler von J. G. Droysen und Nitzsch in Berlin, von G. Droysen und Dümmler in Halle, wo er 1874 promoviert wurde und 1875 auch das Staatsexamen ablegte. Die Berufung im Herbst 1874 durch J. G. Droysen als Hilfsarbeiter bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften zur Herausgabe der „Staatsschriften aus der Regierungszeit Friedrichs des Großen“ (2 Bände, 1877/85) und die Übernahme der Edition der „Politischen Korrespondenz Friedrichs des Großen“, deren erste 10 Bände er in nur 4 Jahren 1879-83 herausgab, führten ihn in sein künftiges Arbeitsgebiet: die Geschichte Friedrichs. Seit 1880 Privatdozent, daneben 1882-84 Geheimer Staatsarchivar, erhielt K. 1884 die nach Droysens Tod neugeschaffene außerordentliche Professur für „neuere allgemeine und brandenburgisch-preußische Geschichte“ an der Universität Berlin. Er wurde 1891 ordentlicher Professor in Bonn als Nachfolger Doves und trat, von Schmoller nachdrücklich empfohlen, 1896 als Direktor (seit 1899 Generaldirektor) der Staatsarchive und zugleich als Direktor des Geheimen Staatsarchivs die Nachfolge Sybels an. In diesen Stellungen hat K. neben seiner Tätigkeit als Vorsitzender des Kuratoriums des ihm – so J. Haller – eher unbequemen, weil seinen Etat belastenden Preußischen Historischen Instituts in Rom (1897), seit Dümmlers Tod auch als Vorsitzender der Zentraldirektion der „Monumenta Germaniae Historica“ (1905) unermüdlich als Wissenschaftsorganisator und von seinen Kollegen und Mitarbeitern hochgeschätzter Behördenchef gearbeitet. K. hat „in ungewöhnlicher Vereinigung von wissenschaftlichem Geist, archivalischer Sachkunde und Verwaltungstechnik“ (Bailleu) das preußische Archivwesen reorganisiert, unter anderem das Provenienzprinzip in allen preußischen Staatsarchiven zur Regel gemacht (1896), die Zahl der Archivarstellen von 59 auf 71 erhöht, in den Provinzen 10 Staatsarchiv-Neu- und Erweiterungsbauten durchgesetzt, die Archivbenutzung erweitert und|erleichtert. Er hat als Anreger, Fortsetzer und vor allem Koordinator der wichtigsten Publikationen zur preußischen Geschichte gewirkt, die, teils von der Akademie, teils von der Archivverwaltung betreut, vor ihm nicht immer harmonierten: 1886 wurde er als Nachfolger Dunckers neben Schmoller und Holtze Mitglied der Kommission, welche die seit 1864 erscheinenden „Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte des Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg“ und die 1895 neu eröffnete Serie „zur Geschichte der inneren Politik des Kurfürsten“ herausgab; als Nachfolger Sybels bildete er seit 1896 mit Schmoller die akademische Kommission für die Herausgabe der „Acta Borussica“, die seit 1892 als Ergänzung der Politischen Korrespondenz Friedrichs des Großen herauskamen. Er wurde Mitherausgeber der 1878 begonnenen „Publikationen …“ (für die Bände 64-88) und der von ihm selber 1900 ins Leben gerufenen „Mitteilungen aus den preußischen Staatsarchiven“ (23 Hefte). 1888 begründete er die „Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte“.

    Für seine „Geschichte Friedrichs des Großen“ (2 Bände 1893/1903, ³1904/05 unter dem Titel König Friedrich der Große, 4 Bände, 1912-14, 6/71921-26; Nachdruck 1963) wurde K. 1898 als Nachfolger Treitschkes zum Historiographen des Preußischen Staates ernannt. Sie ist bis heute die einzige vollständige Friedrich-Biographie von wissenschaftlichem Rang, als erste „im Vollbesitz der methodischen Werkzeuge der modernen Geschichtswissenschaft und in gesicherter Überschau auf die gesamte Quellenforschung des 19. Jahrhunderts“ (Skalweit) geschrieben, eine imponierende Leistung an Fleiß und Gründlichkeit, maßgebend bis heute in der Quellenkritik. Für die glänzende Darstellung des 7jährigen Krieges (II. Band, 1. Hälfte) erhielt er 1904 den Verdun-Preis.

    Trotz der Loyalität und warmen Verehrung für das Preußen seiner Tage und sein Herrscherhaus machten Wahrheitsliebe und strenge Sachlichkeit K. immun gegen jede Form von Preußenverherrlichung und ließen ihn neben Erdmannsdörffer zum Überwinder der borussischen Geschichtslegende werden. Die „Hineinprojizierung des deutschen Prinzips“ in die preußische Geschichte durch Droysen (K. an Meinecke 25.12.1907) unterzog er zuletzt im 1. Band seiner großangelegten, Torso gebliebenen „Geschichte der brandenburgisch-preußischen Politik“ (Band 1 bis 1648, 1913) einer pietätvoll kritischen Revision. Wenn K. auch der Geschichtswissenschaft „keine neuen Ziele gewiesen und keine neuen Bahnen gebrochen hat“ (Hintze) – obwohl er die neue Sozial- und Verfassungsgeschichte durchaus miteinbeziehen konnte, wie die zusammenfassende Darstellung „Staat und Gesellschaft zur Höhezeit des Absolutismus“ (1908) eindrucksvoll bezeugt – so wurde doch die absolute Solidität, Treue und Zuverlässigkeit seiner immer vom Boden kritischer Quellenforschung ausgehenden Arbeiten einer von ihm mitgeprägten Schülergeneration (F. Meinecke, K. Breysig, A. Naudé, O. Meinardus, O. Krauske, M. Immich, F. Fehling, Th. Ludwig) zum Vorbild und Ausgangspunkt.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ak. d. Wiss. Berlin (1896) u. Wien (1907) u. d. Hist. Komm. b. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1898);
    Dr. iur. h. c. (Pittsburg 1907);
    Einladung z. Einweihung d. Carnegie-Inst. in Pittsburg (1907);
    Vorsitzender d. Internat. Historikerkongresses in Berlin (1908);
    Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1912);
    WGR (1913).

  • Werke

    Weitere W u. a. Friedrich d. Gr. als Kronprinz, 1886, ²1901;
    Über d. gegenwärtigen Stand d. archival. Forschung in Preußen, 1900;
    Die Neuordnung d. preuß. Archivwesens durch d. Staatskanzler Fürsten v. Hardenberg, 1904;
    Kg. Friedrich d. Gr., Volksausg., 1911;
    Zur preuß. u. dt. Gesch., Aufsätze u. Vorträge, 1921. -
    Mitarb.: ADB;
    Jberr. d. Gesch.wiss. 1-9, 1880-89. -
    Bearb.: Unterhaltungen mit Friedrich d. Gr., Memoiren u. Tagebücher v. Heinr. de Catt, 1884;
    Briefwechsel Friedrich d. Gr. mit Grumbkow u. Maupertuis, 1898;
    Briefwechsel Friedrich d. Gr. mit Voltaire 1736–78, 3 Bde., 1908-11. -
    Hrsg.: FBPG 1-4, 1888-91.

  • Literatur

    G. B. Volz, in: Hohenzollern-Jb. 1914, S. 165-73 (P);
    ders., in: DBJ I;
    O. Hintze, in: FBPG 27, 1914, S. 613-24;
    M. Klinkenborg, ebd. 28, 1915 (W, P);
    O. Hintze, P. Bailleu, M. Tangl, in: SB d. Ver. f. Gesch. d. Mark Brandenburg ebd., Anhang;
    M. Tangl, in: NA 39, 1914;
    E. Salzer. in: HV 17, 1914/15;
    O. Hintze, Gedächtnisrede auf R. K., in: Abhh. d. Preuß. Ak. d. Wiss. 1915, S. 3-11;
    ders., in: HZ 114, 1915, S. 65-87;
    H. Bresslau, Gesch. d. MGH, 1921;
    P. Kehr, Ein Jh. preuß. Archiwerwaltung, in: Preuß. Jbb. 196, 1924, S. 174-77, auch in: Archival. Zs. 35, 1925;
    J. Schultze, ebd., S. 270-72;
    G. Lokys, in: Vergangenheit u. Gegenwart 22, 1932;
    K. A. v. Müller, Zwölf Historikerprofile, 1935, S. 28-33;
    K. Breysig, Aus m. Tagen u. Träumen (1938), hrsg. v. G. Breysig u. M. Landmann, 1962;
    F. Meinecke, Erlebtes 1862-1901, 1941;
    J. Haller, Lebenserinnerungen, 1960;
    G. Schilfert, Zur neueren Gesch. an d. Berliner Univ., in: Wiss. Zs. d. Humboldt-Univ. zu Berlin 9, 1959/60, Beih., S. 22 f.;
    P. E. Hübinger, Das Hist. Seminar d. Univ. Bonn, 1963 (P);
    St. Skalweit, in: Bonner Gel., 1968;
    E. Henning, 50 J. Geh. Staatsarchiv in Berlin-Dahlem, in: Jb. f. brandenburg. Landesgesch. 25, 1974;
    ders., Der erste Gen.dir. d. Preuß. Staatsarchive R. K., in: Neue Forschungen z. Brandenburg, u. preuß. Gesch. 1, 1979, S. 259-93 (P).|

  • Quellen

    Qu.: Briefe K.s an|Meinecke 1891-1914, Nachlaß Meinecke; Geh. Staatsarchiv Dahlem Rep. 90: Preuß. Staatsmin.

  • Porträts

    Phot. in: Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste, Die Mitgll. d. Ordens II, 1978.

  • Autor/in

    Bernhard vom Brocke
  • Zitierweise

    Brocke, Bernhard vom, "Koser, Reinhold" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 613-615 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116342684.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA