Lebensdaten
1762 – 1823
Geburtsort
Lübeck
Sterbeort
Kiel
Beruf/Funktion
Bibliothekar
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116339403 | OGND | VIAF: 17971407
Namensvarianten
  • Kordes, Berend
  • Cordes, Berend

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Kordes, Berend, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116339403.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Berend (1717–85), Handelsmann, S d. Handelsmanns Martin in L. u. d. Bernhardine Carstens;
    M Christina Maria (1740–73), T d. Gewürzkrämers Hans Harmsen in L. u. d. Anna Dorothea Göldeli;
    ⚭ Wilhelmine Maria Antoinette Kunze ( 1844).

  • Biographie

    Nach dem Studium der Philologie und Theologie, seit 1783 in Kiel, seit 1785 in Leipzig (1786 Promotion), habilitierte sich K. 1787 in Jena. Als Privatdozent kehrte er 1789 nach Kiel zurück und wurde dort 1791 Adjunkt der Universität, 1792 außerordentlicher Professor. Mit grammatikalischen, exegetischen und bibliographischen Vorlesungen hatte er wenig Erfolg. Das ihm wesensgemäße Arbeitsfeld fand er 1792 in der Universitätsbibliothek. Rasch erwarb er sich den Ruf eines hilfsbereiten, ungemein bücherkundigen Bibliothekars („Litteratur ist halbe Kenntniß“). Seit 1793 Unterbibliothekar (1. Kustos), erst 1810 zum Bibliothekar befördert, arbeitete er fast ohne Hilfskräfte in völliger Abhängigkeit von einer ihm vorgesetzten Professorenkommission. Als K. endlich 1816 dieser Zurücksetzung mit einer Eingabe an die Deutsche Kanzlei bei der dänischen Regierung in Kopenhagen zu begegnen suchte, wurde mit der Bibliotheksinstruktion von 1817 die bisherige Regelung nur bestätigt. Die 1797-1806 durchgeführte systematische Aufstellung der Bibliothek, der er die Wissenschaftsklassifikationen nach Schütz-Hufeland, J. G. Meusel, J. M. Francke und anderer zugrundelegte, wurde K.s zukunftweisende Hauptleistung. Er folgte damit den Neuerungen, die damals von G. Matthiae und J. D. Reuß in Göttingen ausgingen. Das letzte Ziel, die Verzeichnung des gesamten, bis 1823 auf 70 000 Bände anwachsenden Bestandes in einem Systematischen und einem Alphabetischen Katalog, an denen er unablässig arbeitete, erreichte er nicht. Dennoch steht er unter denjenigen voran, die den Übergang von der akademischen Gelehrtenbibliothek zu der Lehre und Forschung dienenden Gebrauchsbibliothel des 19. Jahrhunderts einleiteten.

  • Werke

    Lex. d. jetztlebenden Schleswig-Holstein-Eutin. Schriftsteller, 1797;
    M. Johann Agricolas aus Eisleben Schrr., möglichst vollst. verz., 1817;
    Vermächtniß d. verstorbenen Prof. K. an d. Publikum, hrsg. v. G. P. Petersen, in: Schleswig-Holstein. Provinzialbll., 1830, S. 452-83. -
    Verz. b. D. L. Lübker u. H. Schröder, Lex. d. Schleswig-Holstein-Lauenburg. u. Eutin. Schriftsteller v. 1796-1828, 1829, Nr. 642, S. 316-18.

  • Literatur

    ADB 16;
    E. Steffenhagen, Die Ordnungsprincipien d. Univ.-Bibl. Kiel, 1888;
    F. Volbehr, Professoren u. Studenten d. Christian-Albert-Univ. zu Kiel, 1665–1933, ³1934;
    R. Bülck, Die Kieler Univ.bibl. unter d. Leitung v. B. K., in: Zbl. f. Bibl.wesen 62, 1948, S. 49-86;
    ders., Gesch d. Kieler Univ.bibl., 1960;
    F. A. Schmidt-Künsemüller, Die Univ.bibl., in: Gesch. d. Christian-Albert-Univ. Kiel, 1665–1965, I, T. 2, 1965, S. 203-62.

  • Autor/in

    Hans Lülfing
  • Zitierweise

    Lülfing, Hans, "Kordes, Berend" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 582 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116339403.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kordes: Berend K., Bibliothekar und Professor. Er war geboren in der Stadt Lübeck und Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns dort. Vorbereitet auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt unter Rector Jo. Overbeck, bezog er 1783 die Universität Kiel und ging 1785 nach Leipzig. Er studirte Philologie und Theologie. Nachdem er am letzteren Orte den Magistergrad erworben, habilitirte er sich 1787 in Jena als Privatdocent. 1789 siedelte er nach Kiel über, zunächst als Hauslehrer bei dem Kirchenrath Dr. Geyser, hielt aber zugleich als Privatdocent Vorlesungen an der Universität. 1792 ward er daselbst prof. extraord. und Unterbibliothekar. Nach Christiani's Tode (Bd. IV S. 214 ff.) ward er im folgenden Jahre Bibliothekar der Universität und war von 1797 an alleiniger Bibliothekar, was er auch bis an sein Ende geblieben. Hier war er recht in seinem Elemente und hat sich in diesem Amte Ruf und Verehrung erworben. Mit größter Dienstfertigkeit kam er stets den Anfragen einheimischer und auswärtiger Litteraturfreunde entgegen und verstand es besonders die Studirenden zur Benutzung der Bibliothek anzuregen. Es ist ein bekanntes Dictum von ihm: „Litteratur ist halbe Kenntniß“. Seine Vorlesungen an der Universität betrafen theils die alten Classiker, theils hebräische Grammatik und biblische Exegese, auch theologische Bücherkenntniß. Seine Erstlingsschrift war „Observationum in Jonas oracula specimen“, 1788, dann folgte anonym „A. Plauti comoediae duae“, zum Behuf seiner Vorlesungen, „Ruth ex versione LXX interpretum“ etc., dann „M. Accius Plautus und Fr. W. Reiz“, 1793, und darauf sein „Lexikon der jetztlebenden Schleswig-Holstein-Eutin’schen Schriftsteller“, Schlesw. 1797. Es ist sehr bedauert worden, daß er damit nicht da begonnen, wo Moller, Cimbr. litt. aufhörte, wodurch eine noch unausgefüllte Lücke entstand, denn Dr. Hans Schröder's Ausfüllung derselben ist bisher noch im Manuscript verblieben. — Aus dem Schwedischen übersetzte er J. H. Eberhard, Ueber den Zustand der schönen Wissenschaften bei den Römern, 1801, mit werthvollen Zusätzen. Zum Reformationsjubiläum 1817 lieferte er: „M. Joh. Agricola, aus Eisleben, Schriften, möglichst vollständig verzeichnet“, 1817, eine mühsame litterarische Arbeit. Eine ähnliche von ihm intendirte Schrift über den Reformator Bugenhagen ist unvollendet geblieben. Eine Menge litterarischer Notizen von ihm findet sich in der Leipziger Litteraturzeitung. Er starb am 5. Februar 1823. K. besaß eine gründliche und ausgebreitete, besonders klassische Gelehrsamkeit. Ehrlich meinen, schlicht und recht handeln, ohne Ansehen der Person, das reden, was er für wahr hielt, sind Eigenschaften, welche ihm in hohem Grade zukamen, wobei es denn auch nicht ausblieb, daß er mitunter damit anstieß. Als Bibliothekar ist von ihm gesagt: „Er wußte nicht nur, wo jedes Buch stand, sondern auch, was darin stand.“ — Sein Vermächtniß an das Publikum veröffentlichte der Herausgeber der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen Provinzialberichte, Pastor Petersen in Lensahn in dieser Zeitschrift, Jahrg. 1830, IV. S. 452—84 auf den Wunsch desselben nach seinem Tode. Er nannte es seine Rechtfertigung.

    • Literatur

      Kordes, Lübker-Schröder, Alberti, Schriftstellerlex. s. v. Schlesw.-Holst. Prov. Ber. 1824, II. 70; III. 176. Staatsbürgerl. Magazin III. 254 und 2. Staatsbürg. Mag. IV, 467.

  • Autor/in

    Carstens.
  • Zitierweise

    Carstens, Carsten Erich, "Kordes, Berend" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 703 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116339403.html#adbcontent

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