Lebensdaten
erwähnt 1198 oder 1212 , gestorben 13. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118866524 | OGND | VIAF: 84097664
Namensvarianten
  • Konrad
  • Heimesfurt, Konrad von
  • Cunradus de Heinsfurt
  • mehr

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Zitierweise

Konrad von Heimesfurt, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118866524.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Ein „Chůnrat de Heimesfurt“ (bei Oettingen im Ries, heute Hainsfarth) erscheint 1198, 1204 und 1212 urkundlich als Ministeriale des Bischofs Hartwig von Eichstätt, zuletzt mit seinem Bruder Tiemo unter Laienzeugen, die den Geistlichen nachstehen. Da der latein- und bibelkundige Dichter sich als Pfaffen bezeichnet und seine Dichtungen später anzusetzen sind, dürfte er mit dem Genannten nicht identisch, sondern eher dessen Sohn oder Neffe sein.

    Zwei Werke K.s sind erhalten. Das ältere, „Von unser vrouwen hinvart“, wohl um 1225 entstanden, über 1100 Verse, erzählt von Marias letzter Lebenszeit, Tod, Begräbnis und Aufnahme in den Himmel; Hauptquelle ist der „Transitus Mariae“ des Pseudo-Melito in der Fassung B². Das jüngere mit dem zu engen Titel „Diu urstende“ (= Auferstehung), verfaßt etwa 1230, gegen 2 200 Verse, handelt von den Ereignissen zwischen Jesu Einzug in Jerusalem und dem nächsten Pfingstfest, zum kleineren Teil nach dem Neuen Testament, zum größeren nach dem „Evangelium Nicodemi“, dem K. insbesondere bei der Gerichtsverhandlung vor Pilatus, den Erlebnissen Josephs von Arimathia und bei Jesu Höllenfahrt folgt. – K. bearbeitet die Vorlagen, indem er kürzt, ausmalt, umstellt, neu verbindet und anders motiviert. Seine Darstellungsmittel sind die der höfischen Epik; er kennt unter anderem Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg, dessen Klangspiele er nachbildet, und Konrad von Fußesbrunnen, der ebenfalls apokryphen Stoff aufgriff. Obwohl primär Erzähler mit Talent für lebendige, anschauliche Gestaltung, durchsetzt er seine Werke mit erklärenden, mahnenden, warnenden Partien und erweist sich auch dadurch als Priester und Seelsorger.

    Die „Hinvart“, in der K. sich als Verfasser nennt, fand bis ins 15. Jahrhundert Verbreitung, sogar im Niederdeutschen, und liegt noch in 9 Textzeugen vor; sie erfuhr aber schon früh Kritik und nicht-autorisierte Änderungen. K. reagierte, indem er sich in der „Urstende“ gegen Eingriffe verwahrte und seinen Namen in einem auf das Gleichnis vom Unkraut im Weizen anspielenden Akrostichon angab, das zugleich die Abschnittsfolge sichern sollte. Das Werk ist nur in einer geistlichen Sammelhandschrift des 14. Jahrhunderts überliefert; doch wurden etwa 670 Verse einzeln oder in Gruppen in die Weltchronik Heinrichs von München übernommen. Rudolf von Ems suchte den offenbar empfindlichen Dichter aufzumuntern („Alexander“ Vers 3189-3191).

  • Werke

    Ausgg.: Hinvart, hrsg. v. F. Pfeiffer, in: Zs. f. dt. Altertum 8, 1851, S. 156-200;
    Urstende, hrsg. v. K. A. Hahn, in: Gedichte d. XII. u. XIII. Jh., 1840, S. 103-28 (beide Ausgg, sind veraltet).

  • Literatur

    ADB XI (unter Heimesfurt);
    P. Gichtel, Die Weltchronik Heinrichs v. München in d. Runkelsteiner Hs. d. Heinz Sentlinger, 1937, S. 185-88;
    Die Regg. d. Bischöfe v. Eichstätt, bearb. v. F. Heidingsfelder, 1938, Nr. 511, 513, 534, 562;
    M. Haibach-Reinisch, Ein neuer „Transitus Mariae“ d. Pseudo-Melito, 1962, S. 260-77 u. Anhang;
    Ehrismann II 2,2, S. 363-65;
    de Boor-Newald II, S. 377-79, 388;
    Vf.-Lex. d. MA V;
    W. Fechter, Das Innsbruck-Wiltener Fragment d. Mariendichtung K.s v. H., in: Zs. f. dt. Altertum 105, 1976, S. 194-201;
    ders., Zum Text d. „Urstende“ K.s v. H., in: Btrr. z. Gesch. d. dt. Sprache u. Lit. (W) 99, 1977, S. 78-98.

  • Autor/in

    Werner Fechter
  • Zitierweise

    Fechter, Werner, "Konrad von Heimesfurt" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 542-543 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118866524.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Heimesfurt: Konrad v. H. (jetzt Heinsfart in der Nähe von Oettingen), deutscher Dichter des 13. Jahrhunderts. Er war von adlicher Geburt und ist höchst wahrscheinlich der zum J. 1204 aus einer matricula nobilium urkundlich nachgewiesene Cunradus de Heinsfurt; erst später, wie es scheint, trat er in den geistlichen Stand, dem er angehörte, als er die beiden Gedichte, durch welche sein Andenken sich erhalten hat, verfaßte. Das ältere derselben ist eine „Himmelfahrt Mariä“ (herausgegeben von Franz Pfeiffer, Zeitschrift für deutsches Alterthum, 8, 156 ff., vgl. 18, 143 f.), gearbeitet nach einem lateinischen apocryphen „Transitus Mariae“, der sich für ein Werk des Bischofs Melito von Sardes, eines Schülers des Apostels Johannes, ausgab. Doch lag dem Dichter keiner der beiden von Tischendorf in seinen „Apocalypses apocryphae“, Lipsiae 1866, publicirten Texte des „Transitus“, sondern ein dritter noch unedirter, der mit jedem der bisher bekannten wesentliche Züge theilt, vor. Bald nach seinem Erscheinen erfuhr das Gedicht von der Himmelfahrt gewaltsame Veränderungen durch eigenmächtige Schreiber, wie sich das aus den starken Differenzen der drei erhaltenen Handschriften desselben sowohl, als aus den Bemerkungen Konrads in seinem zweiten Werke, der „Urstende“, ergibt. Bitter beklagt er sich dort über diejenigen, die ihn hätten verbessern wollen; ihr Treiben habe ihn so verdrossen,|daß er lange Zeit hindurch von jeder poetischen Thätigkeit abgestanden sei; und um allen willkürlichen Veränderern ihr Handwerk zu legen und sein Autorrecht zu wahren, benutzte er die Anfangsbuchstaben der einzelnen Abschnitte zu einem poetischen Acrostichon, welches vollständig lautet:

    Chuonrât von Heimesfurt hât diz buoch gemachet, des râten unde vurt guote namen swachet.

    Darin tritt nicht geringer Dichterstolz zu Tage. Auch dies zweite, von Hahn in seinen „Gedichten des XII. und XIII. Jahrhunderts“, Quedlinburg und Leipzig 1840, S. 103 ff., aus der einzigen Wiener Handschrift bekannt gemachte Gedicht ist nach einer apocryphen lateinischen Quelle, dem Evangelium Nicodemi, gearbeitet.

    In seinem Erstlingswerke gesteht Konrad zu, daß er noch keine Kunst in der Versification besitze. Und in der That ist sein Stil da recht unbeholfen; trotz der entschiedenen Beeinflussung, die er durch Gottfried von Straßburg erfahren hat, ist es dem Dichter noch nicht gelungen, zu einem glatten und fließenden Periodenbau sich hindurchzuarbeiten. Lateinischen biblischen Wendungen folgt er häufig, zuweilen recht ungeschickt. Doch hat seine adliche Abstammung ihn davon zurückgehalten, in die gewöhnlichen Tiraden der geistlichen Dichtung zu verfallen; er steht im wesentlichen auf dem farblosen religiösen Standpunkte, den die höfischen Erzähler, wenn sie geistliche Stoffe behandelten, einnahmen, nur mit dem Unterschiede, daß das Publikum, für welches er dichtete, nicht, wie bei jenen, die exclusive vornehme Gesellschaft war, sondern daß er sich an jeden Laien wandte, der die Heilswahrheiten in der fremden Sprache nicht verstehen konnte. Fehlt es aber auch schon der „Himmelfahrt“ nicht an hübschen Passagen, so bezeichnet die „Urstende“ (d. h. Auferstehung), die Erzählung von den Wundern während Christi Höllenfahrt und Auferstehung, einen ganz bedeutenden Fortschritt nach Seite der dichterischen Technik und Composition. Sein Stil ist flüssiger geworden; mit Geschmack wählt er aus seiner Vorlage aus, indem er über die Marter und den Tod Christi rasch hinweggeht, dagegen länger als die Quelle bei lieblichen Bildern verweilt. Aehnlich wie Konrad von Fußesbrunnen schließt er seine beiden Werke mit einem künstlichen Reimgefüge. Bei ihm zeigt sich die geistliche Poesie durchaus unter der technischen und gedanklichen Beeinflussung der höfischen Dichtung.

    • Literatur

      R. Wülcker und K. Bartsch in der Germania, 15, S. 157 ff. — R. Wülcker, Das Evangelium Nicodemi in der abendländischen Litteratur, Paderborn 1872, S. 35 ff. — M. Haupt in der Zeitschrift für deutsches Alterthum, 15, S. 468.

  • Autor/in

    Steinmeyer.
  • Zitierweise

    Steinmeyer, Elias von, "Konrad von Heimesfurt" in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 (1880), S. 331 unter Heimesfurt [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118866524.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA