Lebensdaten
1855 – 1925
Geburtsort
Blankenburg (Harz)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Archäologe ; Bauforscher
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116314230 | OGND | VIAF: 69056187
Namensvarianten
  • Koldewey, Robert
  • Koldeway, Robert
  • Koldewey, Johannes Gustav Eduard Robert
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Zitierweise

Koldewey, Robert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116314230.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Herrmann (* 1821), Zollbeamter, S d. Joh. Heinr. Frdr. Christian, Kantor u. Lehrerin Schöppenstedt, u. d. Justine Ohlendorf;
    M Doris (* 1821), T d. Schlossermeisters Joh. Carl Christoph Heinr. Kupfer in Blankenburg/Harz u. d. Joh. Friederike Henr. Damköhler;
    Ov Karl (s. 1); -ledig.

  • Biographie

    Mit zehn Jahren übersiedelte K. von Braunschweig nach Hamburg und absolvierte dort das Altonaer Gymnasium. Er studierte in Berlin, München und Wien Architektur, Archäologie und Kunstgeschichte. Als Architekt war K. zunächst bei der Stadt Hamburg beschäftigt. Er trat hier in freundschaftliche Beziehung zu dem Ingenieur und Hafenbauer Franz Andreas Meyer und zu Alfred Lichtwark, dem Begründer der Hamburger Kunsthalle. Schon nach wenigen Jahren wandte sich K. ganz dem Beruf des Ausgräbers zu, für den er als Architekt und Bauforscher die besten Voraussetzungen mitbrachte. An einer ersten Ausgrabung nahm er als Mitglied einer amerikanischen Unternehmung 1882-83 in Assos, südlich von Troia teil. Hier wurde eine archaisch-griechische Siedlung mit ihrem Heiligtum freigelegt. Im Auftrag des Deutschen Archäologischen Instituts führte er 1885-86 selbständig Grabungen auf der Insel Lesbos durch. Ein Jahr später fuhr er zum ersten Mal nach Mesopotamien und grub in Surghul, dem antiken Nina, und in al Hiba, dem antiken Lagasch. Im westlichen Kleinasien folgte die Untersuchung von Neandria, einer griechischen Siedlung zwischen Assos und Troia, wo K. die sogenannten äolischen Kapitelle fand.

    1890-91 und 1894 half er F. Luschan bei der Erforschung der späthellenistischen Stadt Schamal (modern Zincirli) in der südlichen Türkei. In der Zwischenzeit nahm er 1892-93 mit Otto Puchstein die griechischen Tempel in Unteritalien in sorgfältigen Planzeichnungen auf. Im Anschluß an Zincirli war er 1895-98 Lehrer an der Baugewerbeschule in Görlitz.

    Eine Erkundungsreise nach Mesopotamien, die er 1897-98 zusammen mit dem Orientalisten E. Sachau unternahm, gab den Anstoß zur Ausgrabung der Weltstadt Babylon, wodurch sich K. weltweite Anerkennung erwarb. Er leitete dieses im Auftrag der Berliner Museen durchgeführte Unternehmen 1898-1917, bis die Engländer Bagdad eroberten. Am Ende von K.s Tätigkeit in Babylon war ein großer Teil der Stadt freigelegt. Sein Hauptanliegen nach dem Krieg war in Berlin die weitere Veröffentlichung der Grabungsergebnisse und die Ausstellung der aus Babylon mitgebrachten Funde. Diesen Plan konnte jedoch erst Walter Andrae in die Tat umsetzen. Die Prozessionsstraße von Babylon und das Ischtartor sind die herausragenden Stücke dieser Sammlung im Pergamonmuseum.

    Seine großen Grabungserfahrungen stellte K. in den Nachkriegsjahren auch Carl Schuchhardt zur Verfügung, dem er bei der Aufdeckung prähistorischer Funde auf der Insel Rügen half.

    K. ist der Begründer einer modernen Ausgrabungstechnik im Vorderen Orient und neben seinem Schüler Andrae der erfolgreichste deutsche Ausgräber in Mesopotamien. Weitere namhafte Ausgräber, wie E. Heinrich und H. J. Lenzen, beide später in Uruk-Warka tätig, arbeiteten in seinem Sinne weiter. K. gehörte mit seinem Zeitgenossen Wilhelm Dörpfeld und wenigen anderen zu der kleinen Schar von ungemein aktiven Ausgräbern, durch deren Leistungen unsere Vorstellungen von der frühen Geschichte des östlichen Mittelmeerraumes und des Vorderen Orients über den bis dahin vorwiegend philologisch geprägten Horizont hinaus zur konkreten Anschauung der frühen Kulturen in dieser Region kommen konnte. Seine Ausgrabungen haben in diesem Bereich das Geschichtsbild entscheidend mitgeprägt. Wie nachhaltig die Bedeutung K.s für das deutsche Ausgrabungswesen und die Baugeschichte ist, zeigt sich auch in der ein Jahr nach seinem Tode begründeten Vereinigung für Baugeschichtliche Forschung, der Koldewey-|Gesellschaft.|

  • Auszeichnungen

    Silberne Leibniz-Medaille (1910).

  • Werke

    u. a. Surgul u. El Hibba, in: Zs. f. Assyrol. 2, 1887, S. 403 ff.;
    Die antiken Baureste d. Insel Lesbos, 1890;
    Neandria, in: 51. Winckelmannsprogr. d. Archäolog. Ges. z. Berlin, 1891;
    Die Architektur v. Sendschirli, in: Ausgrabungen v. Sendchirli II, 1898, S. 103-300;
    Die griech. Tempel in Unteritalien u. Sizilien, 2 Bde., 1899 (mit O. Puchstein);
    Die hethit. Inschr., gefunden in d. Königsburg v. Babylon am 22.8.1899, 1900;
    Die Pflastersteine v. Airbur-schabu in Babylon, 1901;
    Investigations at Assos, Drawings and phot. of the buildings and objects discovered during the excavations of 1881, 1882, 1883 by J. T. Clarke, F. H. Bacon, R. K., 1902-21;
    Die Tempel v. Babylon u. Borsippa, 1911;
    Das wiedererstehende Babylon, 1913, ⁴1925;
    Das Ischtar-Tor in Babylon, 1918;
    Ausführl. Verz. in: Skizzen z. 50j. Bestehen d. Koldewey-Ges. (Tagung 1976), Zusammengest, v. A. Hoffmann u. S. Dietrich;
    Heitere u. ernste Briefe aus e. Archäologenleben, hrsg. v. C. Schuchardt, 1925 (W, P);
    Die Königsburgen v. Babylon, 2 Bde., 1931 f. (mit F. Wetzel).

  • Literatur

    W. Andrae, Babylon, Die versunkene Weltstadt u. ihr Ausgräber R. K., 1952 (P).

  • Autor/in

    Barthel Hrouda
  • Zitierweise

    Hrouda, Barthel, "Koldewey, Robert" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 459-460 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116314230.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA