Lebensdaten
1612 – 1651
Geburtsort
Krems/Donau
Sterbeort
bei T'ien-chou (Provinz Kweichow, China)
Beruf/Funktion
Jesuit ; Missionar
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 131711350 | OGND | VIAF: 38058252
Namensvarianten
  • Kofler, Wolfgang Andreas
  • Coffler, Wolfgang Andreas
  • Coffler, Andreas Xavier (seit circa 1642 nach portugiesischen Vorschriften)
  • mehr

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Koffler, Wolfgang Andreas, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd131711350.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wolfgang ( 1622), Kaufm. in K.;
    M Martha ( 1629), Wwe d. Hans Koller in K.

  • Biographie

    Als Mutter und Geschwister nach 1622 Krems im Zuge der Lutheranervertreibung verließen, um nach Regensburg zu gehen, kehrte der junge K. seiner Familie heimlich den Rücken. Er konvertierte, besuchte das Jesuitengymnasium in Krems und trat 1627 zu Wien in den Jesuitenorden ein. An verschiedenen Kollegien, unter anderem in Leoben, setzte er seine Ausbildung fort. 1638 brach er in Graz sein eben begonnenes Theologiestudium ab, um dem Ruf in die Ostasienmission zu folgen. 1643 kam er nach dreijähriger Reise über Lissabon, Goa und Batavia im portugiesischen Macao an. Nachrichten zu K.s Leben im Fernen Osten sind nur spärlich vorhanden und widersprechen sich oft. Während im Norden Chinas die Mandschu ihre Herrschaft festigen konnten, verblieb der Süden zunächst noch der Ming-Dynastie. Diese verdankte ihren Fortbestand vornehmlich drei katholisch getauften Würdenträgern und Machthabern: P'ang T'ien-chou (Taufname Achilles), Ch'ü Shih-ssu (Thomas) und Chiao Lien (Lukas). Sie favorisierten den letzten Thronprätendenten der Ming namens Chu Yu-lang (1623–62), der 1646 unter der Regierungsdevise Yung-li zum Kaiser proklamiert wurde. K., der ursprünglich für Japan bestimmt gewesen war, ging 1645 von Macao in das Landesinnere Chinas, wo er die Gemeinde von Kwei-lin, Provinz Kuangsi, gründete und betreute. Doch schon wenig später befand er sich unter der Begleitung des Militärbefehlshabers Lukas Chiao, zu dem wohl Ende 1646 ein portugiesisches Hilfskontingent gestoßen war. K. kam durch diese Verbindung nun auch mit dem Eunuchen Achilles P'ang in Berührung, der ihn an den kaiserlichen Hof in Ch'ao-ch'ing mitnahm. In Erwartung, auch dort als Missionar wirken zu können, stellte sich K. in den Dienst der Sache der Ming. 1648 gelang es ihm, die allernächsten Angehörigen des Kaisers zu taufen, nämlich die Hauptfrau des kaiserlichen Vaters (Taufname Helena), dessen Nebenfrau und zugleich leibliche Mutter des Kaisers (Maria), die Kaiserin (Anna), die Mutter der Helena (Julia), den Kronprinzen (Constantinus) und die Oberhofmeisterin (Agatha). Der Kaiser selbst lehnte die Taufe für seine Person ab.

    Abgesehen von der Berechnung eines Kalenders zum offiziellen Gebrauch scheint K. keine der bei Jesuiten in China meist anzutreffenden naturwissenschaftlichen Leistungen erbracht zu haben. Der Grund dafür ist in seiner regen politisch-diplomatischen Tätigkeit und in der Unruhe der Zeit zu suchen. Trotz zeitweiliger Erfolge (1648) befand sich der Hof immer wieder auf der Flucht vor den Mandschu und wechselte ständig die Residenz. K. gelang es Anfang 1649 dank seinem Ansehen, weitere militärische Unterstützung der Portugiesen zu erhalten. Zur eigenen Erleichterung stellte ihm der Jesuitenorden Pater Michal Piotr Boym zur Seite, der jedoch bald nach Europa reiste, um den Beistand von Rom und Venedig zu erbitten. Mit Sicherheit hat K. diese Reise wie auch die heute noch erhaltenen Briefe inspiriert, die Prinzessin Helena und Achilles P'ang Boym an den Papst und den Jesuitengeneral mitgaben. Während einer neuerlichen Flucht des Hofes war K. gezwungen, dem Kaiser auf getrennter Route nachzureisen. Dabei wurde er von einer mandschurischen Streife getötet.

  • Werke

    Summa del Estado del Imperio de la China (nach Berr. K.s), 1650, ²1651, fläm. Ausg.: Cort begrijp Vanden Staet van het groot Rijck van China, 1651 (mit zusätzl., wichtigem Briefanhang); weitere Briefe teils unveröff., teils gedr.
    in: J. Stöcklein (Hrsg.), Neuer Welt-Bott, 1726 ff.

  • Literatur

    M. Bonbardi, Undeni Graecenses academici suo sanguine purpurati, Graz 1727 (P);
    L. Pfister, Notices biographiques et bibliographiques|sur les Jésuites de l'ancienne Mission de Chine, 1552–1773, I, 1932;
    R. Chabrié, Michel Boym, Jésuite polonais et la fin des Ming en Chine (1646–62), 1933;
    P. Pelliot, Michel Boym, in: T'oung Pao 31, 1935, S. 95-151;
    J. Dehergne, Répert. des Jésuites de Chine de 1552-1800, 1973;
    D. H. Shore, Last Court of Ming China: The Reign of the Yung-li Emperor in the South (1647–62), Diss. Princeton 1976;
    H. Kühnel, in: Ausstellung 4 000 J. ostasiat. Kunst, Krems, 1978, S. 1-12 (P);
    Sommervogel IV;
    Bibl. Missionum V, 1929;
    Dict. of Ming Biogr. I.

  • Porträts

    Ölgem. (Krems, Hist. Mus.), Abb. b. Kühnel, s. L.

  • Autor/in

    Gert Naundorf
  • Zitierweise

    Naundorf, Gert, "Koffler, Wolfgang Andreas" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 419-420 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd131711350.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA