Lebensdaten
1789 – 1875
Geburtsort
Mülhausen (Elsaß)
Sterbeort
Paris
Beruf/Funktion
Industrieller
Konfession
calvinistisch
Normdaten
GND: 136110126 | OGND | VIAF: 80510687
Namensvarianten
  • Koechlin, Andreas
  • Koechlin, André
  • koechlin, andre
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Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Koechlin, André, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136110126.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Nachkommen d. aus Hottingen (Kt. Zürich) stammenden Hartmann, der 1604 d. Bürgerrecht v. Mülhausen erhielt, waren überwiegend Handwerker (mehrfach Küfer), dann auch Händler u. Kaufleute;
    V Jean-Jacques (gen. „Pfiffe-Koechle“, 1754-1814), Dr. med., Arzt, S d. Samuel (1719–76), Kaufm. u. Fabr., Mitbegr. d. elsäss. Baumwollindustrie, errichtete 1746 mit Jean-Jacques Schmaltzer (1721–97) u. Jean-Henri Dollfus (1724–1802) d. erste Indiennefabrik (Kattundruckerei), u. d. Elisabeth Hofer;
    M Anne Cathérine Dollfus (1760–1812), Wwe d. Jean Henri Hofer;
    Vt Nicolas (1781–1852), Textilindustrieller, seit 1809 Mitbes. d. Manufaktur (seit 1856 Koechlin, Baumgartner & Cie, KBC) in Lörrach/Baden, gründete im Elsaß seit 1802 mehrere Unternehmen (Spinnerei, Weberei, Bleicherei, Zeugdruck in Mülhausen u. Masevaux), die in ihrer Blütezeit zus. mehr als 5 000 Arbeiter beschäftigten, Promotor d. Eisenbahnbaus im Elsaß (Strecken Mülhausen-Thann 1839 Straßburg-Basel 1839–41), Mitinitiator d. Stadterweiterung v. M. seit 1826 (Nouveau Quartier), Mitgl. d. franz. Deputiertenkammer 1830-41 (s. ADB 51), Daniel (1785–1871), Baumwollindustrieller, Chemiker (s. ADB 51; Pogg. I, III), Joseph K.-Schlumberger (1796–1863), Textilindustrieller, Geologe (s. ADB 51): - 1813 Ursule (1794–1872), T d. Textilindustriellen Daniel Dollfus (1769–1818, s. NDB IV*); Schwager Jean Dollfus ( 1887), Textilindustrieller (s. NDB IV);
    1 S, 4 T André (1814–37), Amélie (1816–85, 1833 Camille Bourcart, 1809–80, seit 1834 Teilh. an AKC), Caroline Julie (1820–75, 1836 Nicolas Koechlin, 1812–75. S d. Nicolas Koechlin [s. o.], seit 1837 Teilh. an AKC), Cécile (1825–54, 1843 Léon Marquis de Maupeou, 1844-56 Teilh. an AKC), Mathilde (1831–52, 1851 René Comte de Maupeou, 1852-61 Teilh. an AKC); Nachkomme Carl (1889–1969), Dr., Vorstandsmitgl. u. Präs. d. Geigy AG, Präs. d. Schweizer. Handelskammer.

  • Biographie

    K. war das 9. von 14 Kindern und erhielt eine strenge Erziehung, deren autoritäre Härte seinen Charakter prägte. 1808 trat er in das große Baumwollfabrikationsunternehmen Dollfus, Mieg & Cie in Mülhausen (DMC) ein, 1813 heiratete er die Tochter des Inhabers und wurde 1814 Teilhaber. Nach dem frühen Tod seines Schwiegervaters leitete er das in seiner Produktionsorganisation – mit Spinnerei, Weberei, Bleicherei, Druckerei und Appretur vertikal breit angelegte Unternehmen nicht nur selbständig weiter, sondern setzte auch den Ausbau einer auswärtigen Filialkette fort (1815 Neapel, 1816 Lyon, 1817 Straßburg, 1818 Toulouse [aufgehoben 1826] und Bordeaux [aufgehoben 1828], 1819 Hamburg [1820 verlegt nach Leipzig]). 1821 schied er aus der Firma aus, die nun vor allem von Jean Dollfus geleitet wurde.

    1826 gründete K. zusammen mit Henri Bock (1798–1879), dem bisherigen Auslandsvertreter von DMC in London, und Mathias Thierry (1782–1844), der sich 1833 aus dem Unternehmen wieder zurückzog, eine Maschinenfabrik unter dem Namen André Koechlin & Cie (AKC) in Mülhausen. Bock stellte die Kontakte her zur Firma Sharp, Roberts & Cie, Manchester, welche eine maschinelle Grundausstattung lieferte und für etwa drei Jahre englische Facharbeiter stellte. Seit 1829, mit dem Eintritt des branchenkundigen Jeremias Risler (1788–1846), des Mitinhabers der in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Maschinenfabrik Risler Frères & Dixon im benachbarten Cernay, als Teilhaber und technischer Leiter, wurde AKC unabhängiger von englischer Hilfe. Schnell erlangte das Unternehmen, das von Anfang an über Dampfkraft und vor allem über eine leistungsfähige Gießerei verfügte, durch eine breite Produktenpalette von verschiedenartigen Maschinen, insbesondere für die Textilindustrie, einen guten Ruf und wirkte an zahlreichen Gründungen von Textilfabriken im In- und Ausland mit. Außerdem wurden Wasserräder, Dampfmaschinen und Turbinen produziert. Mit Beginn des Eisenbahnbaus begann die Produktion von Lokomotiven (1839 die erste, „Napoléon“, bis 1900 circa 5 000), mit denen die Firma Weltruf erlangte, und von Wagenmaterial; den Anstoß gab ein Auftrag von K.s Vetter Nicolas Koechlin senior. Die Zahl der Arbeiter betrug 1834 550, 1841 1 000, 1860 1 800, 1864 2 200. 1838 führte K. die Kammwollspinnerei im Elsaß ein durch die Gründung einer eigenen Fabrik (Filature Alsacienne de Laine Peignée) in Mülhausen, zusammen mit Risler, der damit aus AKC ausschied. Mit Risikofreude und Erfolg beteiligte K. sich auch am industriellen Kapitalanlagegeschäft, unter anderem Anfang der fünfziger Jahre, gemeinsam mit dem Kölner Bankier Abraham Oppenheim, in der Blei-, Zink-, Eisen-, Kohle- und Glasindustrie vor allem im Rheinland und in Westfalen.

    K. war nicht nur unternehmerisch außerordentlich erfolgreich, sondern engagierte sich auch im öffentlichen und politischen Leben und in sozialen Fragen. Schon Anfang der 30er Jahre erbaute er für seine Arbeiter eine Siedlung mit 36 Wohnungen in dreistöckigen Häusern, die mit zu den ersten ihrer Art in Frankreich zählte und beispielgebend wirkte. Bürgermeister seiner Heimatstadt war er 1831 und 1832-43. Während seiner Amtszeit förderte er, auch durch persönliche Spenden, vor allem das Schul- und Krankenhauswesen. Der Deputiertenkammer gehörte er 1831 für Altkirch, 1831-46 für Mülhausen an. Er war Präsident der Handelskammer Mülhausen. Nach 1871 optierte er für Frankreich und lebte bis zu seinem Tode in Paris.

    1872 erfolgte die Umgründung der Firma in eine AG unter dem Namen „Société Alsacienne de Constructions Mécaniques“ (S. A. C. M.), unter dem sie noch heute firmiert, und gleichzeitiger Verschmelzung mit den „Ateliers de Construction de Graffenstaden“ bei Straßburg. 1879 wurde der Bau einer Fabrik in Belfort begonnen, die 1881 zu S. A. C. M. kam. Der Lokomotivbau wurde in Mülhausen größtenteils aufgegeben und nach Belfort und Graffenstaden verlegt. In Mülhausen blieben die technischen Büros und vor allem die Textilmaschinenherstellung. Bedingt durch den 1. Weltkrieg, spaltete Belfort sich vom Mutterhaus ab; es entstanden zwei Gesellschaften, die nach dem Krieg unter Erweiterung um Produktionsstätten unter anderem in Clichy wieder vereinigt wurden. Seit 1968 gehörte S. A. C. M. zur Holding „Société Alsacienne de Participations Industrielles-ALSPI“. Tätigkeitsgebiete sind heute unter anderem Textilmaschinen, Dieselmotoren und Kesselbau.

  • Literatur

    ADB 51;
    L. Villermé, Tableau de l'état physique et moral des ouvriers employés dans les manufactures de coton, de laine et de soie, 1840, I, S. 58 f.;
    Tableaux généalogiques de la famille Koechlin 1460-1914, 1914;
    Société Industrielle de Mulhouse (Ed.), Hist. documentaire de l'industrie de Mulhouse et de ses environs au XIX. siècle (Enquête centennale), 2 Bde., 1902;
    Sitzmann II, S. 55 f.;
    Matschoss, Technik, 1925, S. 141;
    R. Grosheintz, Kurzer Btr. z. Gesch. d. S. A. C. M., in: Bull, du Syndicat des Employés de la S. A. C. M., 1930/31;
    R. E. Cameron, France and the economic development of Europe, 1961, S. 111, 379-81, 399 f.;
    R. Poidevin, La Société Alsacienne de Constructions Mécaniques (Mulhouse-Graffenstaden) et le marché français d'après les livres de commandes (1900-1913), in: Actes du 92. congrès national des sociétés savantes, 1967, Section d'hist. moderne et contemporaine, T. II, Le commerce et I'industrie, 1970, S. 369-76;
    A. Brandt, Travailleurs anglais dans le Haut-Rhin dans la première moitié du XIX. siècle, ebd., S. 298-312;
    Généalogie Koechlin, Tableaux généalogiques et hist. de la famille 1914-1975, (1975);
    W. Messerschmidt, Taschenbuch Dt. Lokomotivfabriken, 1977, S. 57-60;
    G. Livet u. R. Oberlé (Ed.), Hist. de Mulhouse des origines à nos jours, in: Collection Hist. des Villes d'Alsace, 1977;
    F. Crouzet, Essor, déclin et renaissance de l'industrie Française des locomotives, 1838-1914, in: Revue d'hist. économique et sociale 55, 1977, S. 112-210. |

  • Quellen

    Qu.: Stadtarchiv Mülhausen.

  • Porträts

    Histoire de Mulhouse, Fig. 47, S. 202;
    C. Schlumberger, Portraits Mulhousiens de la fin du XVI. au commencement du XIX. siècle, 1906, PI. XVI;
    Hist. documentaire, Pl. III Nr. 14.

  • Autor/in

    Hermann Schäfer
  • Zitierweise

    Schäfer, Hermann, "Koechlin, André" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 291-293 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136110126.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA