Lebensdaten
1842 – 1927
Geburtsort
Hirschberg/Saale
Sterbeort
Hirschberg/Saale
Beruf/Funktion
Lederfabrikant
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 121506185 | OGND | VIAF: 55005503
Namensvarianten
  • Knoch, Heinrich
  • Knoch, Heinrich Maximilian
  • Knoch, Heinrich Philipp Maximilian

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Knoch, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121506185.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Gottlieb Heinr. (1811–97), Lohgerbermeister u. Lederfabr. in H., Rittergutsbes. in Zollgrün, S d. Heinr. Philipp (1773–1847), Lohgerbermeister u. Lederfabr. in H., reuß. KR, Rittergutsbes. in Zollgrün u. Frankendorf, u. d. Dorothea Susanne Müller, Rotgerbers- u. Bgm.-T aus H.;
    M Sophia Margarethe (1811–90), T d. Heinr. David Müller (1773–1850), Rotgerbermeister, Lederfabr. u. Bgm. in H., u. d. Eva Maria v. Koch;
    Ur-Gvv Joh. Gottlieb (s. Einl.);
    Ur-Gvm Joh. David v. Koch (bayer. Adel 1815, 1747-1819), Leineweber, Tuchfabr. u. Großhändler, Rittergutsbes. in Gottmannsgrün, Schnarchenreuth u. Rudolphstein (Oberfranken);
    Vt Adolf (1834–97), Nähmaschinenfabr. in Saalfeld, sachsen-meining. KR;
    - 1864 Amalie Karoline Nanny (1841–1921), T d. Kaufm. u. Fabr. Christoph v. Koch in H., später in Hamburg, u. d. Louise Faßolt;
    10 K, u. a. Otto (1865–1921), der d. Verwaltung d. Rittergüter innehatte, Max (1867–1949), Heinrich (1869–1935) u. Fritz (1880–1956), die als Direktoren d. Lederfabrik tätig waren u. später deren Vorstand u. Aufsichtsrat angehörten.

  • Biographie

    K. übernahm 1864 von seinem Vater den Betrieb mit einer Belegschaft von 3 Gesellen und 14 Arbeitern. Er begnügte sich nicht mit dessen Fortführung im überkommenen Rahmen, sondern nutzte seit 1867 zielbewußt die Möglichkeiten, die die auch in den reußischen Landen durchgesetzte Gewerbefreiheit und der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung nach dem Kriege von 1870/71 boten. Nach mehreren Betriebserweiterungen ließ er 1873 die erste Dampfmaschine aufstellen; die Zahl der Beschäftigten war bis dahin auf circa 100 angestiegen. 1874 ging er von der überlieferten saisonbedingten Arbeitsweise zur ganzjährigen Produktion über, die er mit Hilfe weiterer Maschinen und technischer Neuerungen stetig ausweitete; 1885 ließ er ein werkseigenes Laboratorium einrichten, in dem neue chemische Verfahren zur Verbesserung der Lederqualität erprobt wurden. Die Zahl der wöchentlich eingelegten, meist aus Südamerika eingeführten Häute war von circa 180 (1866) auf 800 (1878) gestiegen; 1890 betrug sie 1 200. 1889 wurden 52 900 Häute verarbeitet und 17 800 Zentner Leder im Werte von 2,2 Millionen Mark verkauft. Die Verbindung zum Kundenkreis wurde seit 1878 von Reisenden aufrechterhalten und nach 1880 durch zeitweilig in Berlin und Königsberg in Preußen unterhaltene Filialen verbessert, von denen die in Berlin 1886 zur ständigen Einrichtung wurde. Um die Verkehrsabgelegenheit Hirschbergs zu überwinden, bemühte sich K. um einen Anschluß der Stadt an das sächsische Eisenbahnnetz, welcher mit der Fertigstellung einer Stichbahn von der Eisenbahnstrecke Leipzig-Hof nach Hirschberg 1892 erfolgte.

    Da aus den erzielten Gewinnen und dem Familienvermögen allein die erstrebte Ausweitung des Unternehmens nicht finanziert werden konnte, wandelte K. es 1893 in eine AG um. Die Leitung behielt er jedoch auch weiterhin in seiner Hand und pflegte sie zeitlebens in patriarchalischer Manier wahrzunehmen. Produktion und Absatz erhöhten sich weiter. 1897 wurden 129 100, 1911 313 710 Häute verarbeitet; 1897 wurden 44 800 Zentner Leder im Wert von 5,1 Millionen, 1911 117 000 Zentner im Wert von 17 Millionen Mark verkauft. 1895 und 1908 in Berlin und Frankfurt am Main eingerichtete Filiallager sollten dem verbesserten Warenabsatz dienen. Auch gelegentliche Rückschläge wie der Konkurs der Geraer Sparkasse, der finanzielle Verluste mit sich brachte, ein Brandunglück, das 1898 fast die gesamte Fabrik einäscherte, und spätere Feuerschäden konnten den mit Hilfe von ständigen Investitionen in neue Maschinen, besseren Gerbverfahren und dem Erwerb von Grundstücken bewirkten Aufstieg auf die Dauer nicht behindern. 1912 wurden circa 800 Personen beschäftigt. Schon 1872 hatte K. eine Betriebskrankenkasse geschaffen, der 1873 eine Arbeiterunterstützungskasse und 1899 ein Pensionsfond für Angestellte folgte. Sie wurden sämtlich in eine 1904 gebildete „GmbH für Wohlfahrtseinrichtungen“ eingebracht, die vom Unternehmen finanziell ausgestattet und von der Belegschaft selbst verwaltet wurde. Es wurde auch eine Wohnsiedlung (Heinrichswalde) für Werksangehörige gebaut. Der Weltkrieg 1914/18, in dessen Verlauf fast die gesamte Lederproduktion des Werkes militärischen Zwecken zugeführt wurde, und die nachfolgende Inflationszeit haben den weiteren Ausbau des Unternehmens nur vorübergehend hemmen können. Auch unter den erschwerenden Bedingungen der Geldentwertung konnte die gesamte Belegschaft von 160 Angestellten und 1 300 Arbeitern weiter beschäftigt und die Modernisierung des Werkes weitergeführt werden. K. war seit 1919 Aufsichtsratsvorsitzender.

    Für die Stadt Hirschberg, in deren Gemeinderat K. viele Jahre lang tätig war, erwies sich der Ausbau der Gerberei zum Großunternehmen als segensreich, weil sich zur gleichen Zeit Handweberei und Strumpfwirkerei in einem unaufhaltsamen Niedergang befanden. Auch hat sie in vielfältiger Weise durch finanzielle Zuwendungen K.s, vor allem für das Schulwesen, aus dessen Unternehmen Nutzen gezogen. Weniger gut waren K.s Beziehungen zum reußischen Landesherren, zumal er aus seiner demokratischen Gesinnung keinen Hehl machte. Sein Werk wurde von seinen Söhnen und Enkeln weitergeführt und überstand ohne Schaden den 2. Weltkrieg; 1946 verfiel es zu 80% der Demontage durch die Russen und noch im gleichen Jahre der Enteignung durch die Thüringische Landesregierung.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenbürger v. Hirschberg (1912).

  • Literatur

    1741-1932, Lederfabrik Hirschberg vorm. K. u. Co., 1932;
    Festschr. z. 450j. Stadtjubiläum d. Stadt Hirschberg/Saale am 30.6.1929, 1929, S. 32, 40 ff. (P);
    W. Huschke, F üb. d. Herkunft d. thür. Unternehmerschicht d. 19. Jh., = ZUG, 2. Beih., 1962, S. 31;
    Die Feier d. 70. Geb.-tages d. Begründers u. Chefs d. Lederfabrik Hirschberg, Herrn H. K. sen., in: Hirschberger Nachrr. 26, 1912, Nr. 87 (P);
    Kleine Gesch. d. Lederfabrik H. K. AG, Hirschberg/Saale, Auszug aus e. v. Öhme vf. Chronik, erg. v. Max Knoch (S) (ungedr.);
    C. Heinrich, Die Wohlfahrtseinrichtungen d. Lederfabrik H. K. AG (ungedr.).

  • Autor/in

    Wolfgang Huschke
  • Zitierweise

    Huschke, Wolfgang, "Knoch, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 196-197 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121506185.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA