Lebensdaten
1850 – 1915
Geburtsort
Solingen
Sterbeort
Berlin-Grunewald
Beruf/Funktion
Bankier
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136071600 | OGND | VIAF: 80478208
Namensvarianten
  • Klönne, Carl
  • Klönne, Carl
  • Klönne, Karl
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Zitierweise

Klönne, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136071600.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl (1824–83), Kaufm. in S., S d. Kaufm. u. Bgm. Karl (1781–1859) in S. u. d. Wilhelmine Schmits;
    M Emilie (1829–78), T d. Joh. Peter Kölker, Landwirt u. Kleinkaufm. in Weg b. Solingen, u. d. Karoline Rösgen; Vt 3. Grades August (s. 1);
    - Gütersloh 1876 Ida (1856–1932), T d. Pfarrers Otto Andreae in Berlin-Wilmersdorf u. d. Fanny Petermann;
    1 S, 5 T, u. a. Theodor (* 1885), Abt.dir. d. Dt. Bank in B.-Charlottenburg.

  • Biographie

    Nach einer Banklehre in Köln arbeitete K. bei verschiedenen Banken in Köln, Berlin, Amsterdam, London und kurze Zeit in Rußland. Bereits 1875 war er Direktor der Westfälischen Bank in Bielefeld und wurde mit der Aufgabe betraut, die durch die Depression in Schwierigkeiten geratene Bank zu sanieren. Durch eine vorsichtige und solide Geschäftspolitik unter Mitarbeit seines Freundes Albert Müller, der später zur Essener Creditanstalt wechselte, gelang das Vorhaben innerhalb weniger Jahre.

    1879 wurde K. in den Vorstand des Schaaffhausenschen Bankvereins zu Köln berufen. Schaaffhausen war ebenfalls nach dem Ende der Gründerzeit in Schwierigkeiten geraten. 1882 konnte K. auch hier die Sanierungsarbeiten erfolgreich abschließen. Inzwischen hatte er enge geschäftliche und persönliche Beziehungen zu Unternehmern an Rhein und Ruhr geknüpft. Er vermochte die Bedeutung seines Hauses im industriellen Finanzierungsgeschäft beträchtlich weiterzuentwickeln. Schon bald erkannte er, daß der stetig wachsende Kapitalbedarf der rheinisch-westfälischen Industrie nicht mehr allein von Kreditinstituten von der Größe des Schaaffhausenschen Bankvereins befriedigt werden konnte. Auf sein Drängen eröffnete Schaaffhausen 1890 eine Niederlassung in Berlin, da Berlin sich immer mehr zu einem der Hauptfinanzplätze Europas entwickelte, auf dem man vertreten sein mußte, wenn man über den Status einer Regionalbank hinausgelangen wollte. K. übernahm die Leitung der Berliner Filiale. Schaaffhausen erhöhte bis 1899 sein Kapital von 36 auf 100 Millionen Mark und schuf damit die Voraussetzung für die Entwicklung zur überregionalen Großbank, deren geschäftliches Schwergewicht K. nach Berlin zu verlegen trachtete. In der Kölner Zentrale jedoch sah man dieses Vorhaben mit Mißbehagen. Insbesondere stieß die selbständige Geschäftspolitik K.s auf immer stärkeren Widerstand. 1899 kam es zu mehreren Konflikten, die schließlich im Dezember zum Austritt K.s aus der Geschäftsleitung führten. K. erhielt nun rasch zahlreiche interessante Angebote, die vornehmlich seinen Interessen als Industriefinanzier entgegenkamen. So machte sich in Essen ein Banken- und Industriellenkonsortium anheischig, für ihn eine Bank mit 100 Millionen Mark Kapital zu gründen. In Berlin versuchten Discontogesellschaft und Deutsche Bank, K. zu gewinnen. Georg von Siemens, der damalige Sprecher der Deutschen Bank, vermochte schließlich K. zum Eintritt in den Vorstand der Deutschen Bank zu veranlassen. Hier verlief sein Aufstieg nicht so spektakulär, wie es seine früheren Erfolge hätten erwarten lassen. Ein Gehörleiden ließ ihn nahezu ertauben.

    K. forcierte das Industriegeschäft der Deutschen Bank und entwickelte neue Formen, den Kapitalbedarf vornehmlich der westdeutschen Industrie zu decken, die er in kleinerem Rahmen bei Schaaffhausen und mit Albert Müller, den er 1901 in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank holte, bei der Westfälischen Bank erprobt und praktiziert hatte. Die klassische Methode der Industriefinanzierung bestand darin, daß Banken die Gründung von Unternehmen initiierten. Sie übernahmen erhebliche Beteiligungen an diesen Unternehmen oder hielten deren Kapital vollständig. Dabei konnten sie als „Hausbanken“ auftreten, wobei sämtliche finanziellen Transaktionen der Unternehmen ausschließlich über sie liefen. Entwickelt wurde diese Methode von Adolph von Hansemann von der Berliner Discontogesellschaft und von Georg von Siemens von der Deutschen Bank, fortgeführt wurde sie von Arthur von Gwinner. Unternehmungen der Deutschen Bank, die so finanziert wurden, waren die Deutsche Edison-Gesellschaft, die 1887 in „Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft“ umbenannt wurde, die Anatolische Eisenbahngesellschaft, die Deutsch-Überseeische Elektrizitätsgesellschaft, Erdölunternehmungen, zum|Beispiel die Steaua Romana, und die Mannesmannröhren-Werke.

    Der Deutschen Bank brachte K. nun die moderne Form des Industriegeschäftes, bei der es nicht um eine beschränkte Zahl von Unternehmen geht, mit denen die Bank besonders eng verbunden ist, sondern um eine Vielzahl, die mit Kapital versorgt werden muß. Die Initiative geht nun meist von der Industrie aus. Insbesondere hatte die Montanindustrie einen ständig steigenden Kapitalbedarf, der auf herkömmliche Weise nicht mehr gedeckt werden konnte. So bot sich eine Methode an, die bereits seit längerer Zeit bei der Eisenbahnfinanzierung üblich war: die Emission von Anleihen. K. war es, der die Anleihe im großen Stil für die Industriefinanzierung – vor allem im Montanbereich – nutzbar machte. Er und Albert Müller von der Essener Creditanstalt besorgten die Ausbildung des Geschäftes, seiner Grundsätze und seiner Modalitäten. So mußte zwischen der Höhe der Anleihe und dem Wert des zu ihrer Sicherheit verpfändeten Bergwerks- oder Grundeigentums ein bestimmtes Verhältnis gewahrt werden, die Anleihe in gleich hohen Partial-Obligationen an das Publikum gegeben werden, die die Anleihe ausgebende Zeche das erste Ausbaustadium überwunden und ihre Kohlenlager soweit erschlossen haben, daß aus ihren Erträgen die Zins- und Tilgungsquoten bestritten werden konnten, und als Vertreterin der Partialgläubiger die die Anleihe übernehmende Bank als Treuhänderin im Grundbuch eingetragen werden.

    Zwei weitere Gebiete, denen K. besondere Pflege angedeihen ließ, waren das Depositenwesen und das Konsortialgeschäft, dessen Anfänge und noch heute gebräuchliche Formen er in Interessengemeinschaft mit der Berliner Handelsgesellschaft entwickelte.

    K., der vor allem August Thyssen als Berater und Freund eng verbunden war und der in zahlreichen Unternehmen der rheinisch-westfälischen Industrie bis zu seinem Tode Aufsichtsratsmandate innehatte, war der bedeutendste Industriefinanzier seiner Zeit in Deutschland.|

  • Auszeichnungen

    GKR.

  • Literatur

    C. Matschoß, Ein Jh. Dt. Maschinenbau, 1919 (P);
    A. Weitenweber, in: Die Bank, Jg. 1943, Jan./März, S. 178-84;
    E. W. Schmidt, Männer d. Dt. Bank u. d. Disconto-Ges., 1957 (P);
    E. Achterberg u. M. Müller-Jabusch, Lb. Dt. Bankiers aus 5 Jhh., 1963 (P);
    E. Achterberg, Berliner Hochfinanz, Kaiser, Fürsten, Millionäre um 1900, 1965;
    W. Treue, Die Feuer verlöschen nie, August Thyssen-Hütte 1890-1926, 1966;
    F. Seidenzahl, 100 J. Dt. Bank, 1870–1970, 1970 (P).

  • Autor/in

    Rudolf Lenz
  • Zitierweise

    Lenz, Rudolf, "Klönne, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 109-110 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136071600.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA