Dates of Life
1859 – 1928
Place of birth
Tarnow
Place of death
Wien
Occupation
Anglist ; Professor der Anglistik in Czernowitz ; Hofrat
Religious Denomination
jüdisch
Authority Data
GND: 116126264 | OGND | VIAF: 49968488
Alternate Names
  • Raphaels, Leo (Pseudonym)
  • Raphaels, Leon
  • Kellner, Leon
  • more

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Citation

Kellner, Leon, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116126264.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Rafael ( 1918), Händler;
    M N. N.;
    1884 Anna Weiß (1862–1941), Kaufm.-T aus Bielitz;
    1 S, 2 T, u. a. Paula (1885–1968, Arnold), Mittelschullehrerin, Anglistin, Korrespondentin d. Manchester Guardian u. d. Baltimore Sun, später in Israel sehr bekannt durch Buchrezensionen, bes. aber durch Ztg.btrr. üb. Fauna u. Flora, von denen e. Ausw. in Buchform erschien (Israel Nature Notes, 1965), Hauptwerk: Birds of Israel (1962), Dora (1890–1964, Walter Benjamin, 1892–1940, Lit.hist. u. -kritiker).

  • Biographical Presentation

    K. besuchte seit 1876 die Gymnasialabteilung des Jüdischen Seminars in Breslau, die Ausbildungsstätte für künftige Rabbiner; doch er verlor den Glauben. 1878 ging er an das Obergymnasium in Bielitz. Seit 1880 studierte er in Wien bei J. Schipper und anderen Englisch, Deutsch und Französisch und wurde 1883 mit der Dissertation: „Zur Syntax des englischen Verbums mit besonderer Berücksichtigung Shakespeares“ (gedruckt 1885) zum Dr. phil. promoviert. Er bekam eine Stelle als Hilfslehrer und schrieb daneben Feuilletons für die „Presse“, später für das „Neue Wiener Tagblatt“. 1887 erhielt er vom Unterrichtsministerium ein Stipendium für einen einjährigen Englandaufenthalt. Das Resultat seiner Studien im Britischen Museum waren unter anderem die Herausgabe von Caxtons Roman „Blanchardyn and Eglantine“ (1890) und eine Studie über „Caxton's Syntax and Style“ (1890); 1890 habilitierte er sich damit für „das Gesamtgebiet der englischen Philologie“ an der Universität Wien. 1892 erschienen eine von ihm revidierte Ausgabe der „Historical Outlines of English Accidence“ von Richard Morris und die eigenständigen „Historical Outlines of English Syntax“. Diese Bücher über englische Betonung und Grammatik erregten Aufsehen in Fachkreisen und wurden als Grundlage für Aufnahmeprüfungen an englischen Universitäten verwendet. – 1891 wurde K. Lehrer in Troppau, 1894 in Wien an der Währinger Oberrealschule. Er nahm die Vorlesungen als Privatdozent wieder auf und wurde 1904 als ordentlicher Professor an die Universität Czernowitz berufen. 1898/99 hatte er nochmals 1 Jahr bezahlten Urlaub für wissenschaftliche Arbeit in England erhalten. Er verbrachte aber auch sämtliche Ferien bis zum 1. Weltkrieg in London, um im Britischen Museum seine Studien|zu betreiben; seine Frau half ihm dabei. Noch vor der Berufung nach Czernowitz veröffentlichte er unter anderem die 14. Auflage des großen Wörterbuchs von V. W. Thieme (Englisch-Deutsch, Deutsch-Englisch, 141902) in vollständiger Neubearbeitung. Während seiner Czernowitzer Jahre gab er die Berliner Zeitschrift für Anglistik „Bausteine“ (1905-14) heraus und schrieb 2 Bücher über englische und nordamerikanische Literaturgeschichte, die sich durch lebendige Darstellung auszeichnen sowie durch die Fähigkeit, die besprochenen Autoren dem Leser menschlich nahe zu bringen. Kurz bevor die Russen Czernowitz besetzten, flüchtete K. nach Wien, wo 1914 eine Lehrkanzel für Englisch an der Universität frei geworden war. Da K. den Rat, sich taufen zu lassen, nicht befolgte, erhielt er die Berufung nicht. Nach Kriegsende stellte er seine Sprachkenntnisse der Präsidentschaftskanzlei zur Verfügung. Er las Englisch an der Technischen Hochschule und gab englische Abendkurse an der Volkshochschule im Arbeiterviertel Ottakring. 1923 erhielt er den Hofratstitel. – In diesen Jahren arbeitete K. fast ausschließlich über Shakespeare. Schon 1900 hatte er ein Buch über Shakespeares Leben und Werk und 1922 ein Shakespeare-Wörterbuch veröffentlicht. 1913 studierte und kopierte er monatelang Manuskripte der Shakespeare-Zeit und erarbeitete auf dieser Basis seither seine Emendationen. 1925 erschien K.s Buch „Restoring Shakespeare“. Die Hoffnung, als sein Hauptwerk eine komplette verbesserte Shakespeare-Ausgabe vollenden zu können, erfüllte sich nicht. Postum erschienen seine „Erläuterungen und Textverbesserungen zu 14 Dramen Shakespeares“ (1931).

    Als Theodor Herzl hervorzutreten begann, wandte er sich an K., der seit 1896 an der zionistischen Bewegung aktiv teilnahm. Sein 1. Artikel in einer zionistischen Zeitschrift bewirkte einen Protest des Ministeriums gegen diese politische Betätigung eines Lehrers; K. schrieb nunmehr unter dem Pseudonym „Leo Raphaels“ für die zionistische „Welt“. Das einzige von ihm veröffentlichte Gedicht („Psalm“) wurde vertont, und man pflegte es auf zionistischen Veranstaltungen zu singen. – Auch im sozialen Sinne suchte K. zu helfen. Im II. Bezirk, damals das jüdische Armenviertel Wiens, gründete er nach englischem Vorbild eine Toynbee-Halle, wo gratis populärwissenschaftliche Vorträge gehalten wurden. In Czernowitz regte er die Gründung eines jüdischen Lehrlingsheims, einer Handwerkerbank und einer Bibliothek an und fand Geldspender für die Verwirklichung dieser Projekte.

  • Works

    Weitere W u. a. Engl. Epigonenpoesie, 1889;
    The Three Kings Sons, 1895;
    Sonnenburgs Grammatik d. engl. Sprache, 1895;
    Altengl. Spruchweisheit, 1897;
    Ein Jahr in England, 1900;
    Shakespeare, 1900;
    Lehrb. d. Engl. Sprache f. Mädchenlyzeen, 1903, ²1910;
    Zionist. Schrr. v. Th. Herzl, 1908;
    Die Engl. Lit. im Za. d. Kgn. Victoria, 1909, 2. veränderte Aufl. 1921 u. d. T. Die Engl. Lit. d. Neuesten Zeit v. Dickens bis Shaw (tschech. Übers. 1928 v. J. Laichter);
    Gesch. d. Nordamerikas. Lit., 1913, ²1927 (engl. 1915);
    The Essays of Councils Civil and Moral by Francis Bacon, 1919;
    Shakespeare-Bacon als Essayist, 1919;
    Theodor Herzls Lehrj., 1920;
    Neue Wege zu Shakespeare, 1922;
    Meine Schüler, Geschichten u. Skizzen aus m. Klasse, 1930 (P);
    Shakespeare's Sonette, 1930.

  • Literature

    Anna Kellner (Ehefrau), L. K., Sein Leben u. Werk, 1936 (P);
    Neue Freie Presse Wien v. 6., 11.u. 17.12.1928;
    Paula Arnold (T), in: Herzl Yearbook 2, 1959, S. 171-83;
    dies., in: Shivat Ziyyon 4, 1956, S. 114-60;
    dies., Zikhronot be-Ahavah, 1968;
    Enc. Jud. X, Sp. 900 f. (P).

  • Portraits

    Ölgem. v. J. Floch (im Bes. d. Fam., Netty Kellner, 30500 Benyamina, Israel).

  • Author

    Hannah Arnold
  • Citation

    Arnold, Hannah, "Kellner, Leon" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 477-478 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116126264.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA