Lebensdaten
wohl um 1400 – 1463
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Bildhauer ; Maler ; Glasmaler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 128347384 | OGND | VIAF: 96101892
Namensvarianten
  • Kaschauer, Jakob
  • Jacab, Kaschauer
  • Jacob, Kaschauer
  • mehr

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Zitierweise

Kaschauer, Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128347384.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Der Fam.name weist auf Herkunft aus Kaschau/Ungarn hin;
    vor 1433 N. N.

  • Biographie

    K., der Maler, wird in Wien erstmals 1429 als Zeuge vor dem Rat erwähnt. 1433 besitzt er ein Haus; bis 1456 sind mehrfach Hauskäufe und Veräußerungen beurkundet. 1436 erfolgen Zahlungen für ein Glasfenster in der Karmelitenkirche am Hof in Wien. 1443 lieferte er nach Emmersdorf 100 Tartschen, 1449 einen (verschollenen) Altar für die Michaelerkirche.

    Einzig von dem 1443 von Nicodemus della Scala geweihten Choraltar des Freisinger Domes haben sich die aus Nußbaumholz geschnitzten Schreinfiguren K.s erhalten: die Muttergottes mit dem knienden Bischof als Stifter, begleitet rechts vom heiligen Korbinian (München, Bayerisches Nationalmuseum), 1 links vom heiligen Sigismund (Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum). Die gemalten Schreinflügel sind verschollen. Die Problematik der künstlerischen Identität K.s liegt darin, daß er in den überlieferten Urkunden ausschließlich als Maler bezeichnet wird, während als gesichertes Werk nur die Freisinger Schreinskulpturen des von seiner Werkstatt gelieferten Altarretabels auf uns gekommen sind. Der primäre künstlerische Rang insbesondere der Figur der Muttergottes und des Stifters hat zu dem Konsens geführt, K. wie seinen Zeitgenossen Hans Multscher und den um eine Generation jüngeren Michael Pacher eine Tätigkeit als Maler und Bildhauer zuzugestehen. Jedenfalls führte er eine Altarbauwerkstätte. Freilich ist es bis jetzt nicht gelungen, Gemälde K.s nachzuweisen. Der Vorschlag, ihn mit dem anonymen „Meister des Albrechtsaltars“ zu identifizieren, ist von der jüngeren Forschung zu Recht abgelehnt worden. Die Freisinger Marienfigur gehört mit den annähernd gleichzeitigen Bildwerken der Landsberger Muttergottes Multschers und dem Schlüsselfelderschen Christophorus in Nürnberg zu den vornehmsten Leistungen der deutschen Bildhauerkunst der Stilphase um 1440. Ihre neue stilistische Realität, offenkundig im Konnex mit niederländischer Kunst, dem Stilhorizont des „Meisters von Flemalle“ entsprechend, äußert sich in blockhaftem Volumen, brodelnder, wie geknetet wirkender Gewandoberfläche und in der schwerblütig-herben Monumentalität.

    In das Jahrzehnt vor dem Freisinger Altar sind aufgrund einer mehr linear bestimmten Gewandführung anzusetzen die thronende Maria, hinterfangen von zwei tuchhaltenden Engeln, Fragment einer zweifigurigen Marienkrönungsgruppe im Berliner Bode-Museum und die freier modellierte Anna-Selbdritt-Gruppe in der Wallfahrtskirche Annaberg bei Sankt Pölten. Mit der Freisinger Maria stimmt kompositionell eine aus Hainburg (Niederösterreich) stammende Muttergottesfigur auf der Mondsichel (in Wiener Privatbesitz) weitgehend überein; freilich mußten Ergänzungen entsprechend dem Vorbild vorgenommen werden. Den späteren Stil K.s, der nicht ohne direkten Einfluß Multschers zu erklären ist, repräsentieren zwei Werke von hohem Rang: die lebensgroße, vor 1452 entstandene Steinfigur Herzog Friedrichs V. an der Wappenwand der Georgskapelle in Wiener Neustadt und die neu aufgetauchte, wohl etwas jüngere, monumentale Muttergottesfigur im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart. Charakteristisch für beide Skulpturen erscheint eine spezifisch westliche Note; die Formen sind straffer, steiler, mehr autonom. Unmittelbar vergleichbar sind für die Fürstenstatue Multschers Mechthildgrabmal um 1450 in Tübingen – und die nur in Kopie des 16. Jahrhunderts überlieferte Grabfigur ihres Gemahls –, für die Stuttgarter Maria die Schreinfiguren des Sterzinger Altars. Der Einflußbereich der mit dem Namen K.s verbundenen Bildwerke ist noch nicht präzise abgegrenzt; zu den Werkstattarbeiten im engeren Sinne gehören die Brunnenmadonna von Mariazell im Stift Sankt Lamprecht (Steiermark), die Figur eines thronenden Petrus als Papst im Museum Mittelalterlicher Österreichischer Kunst in Wien, ferner die Muttergottes aus Purgstall (Niederösterreich) in den Cloisters des Metropolitan Museums in New York.

  • Literatur

    F. Wolter, in: Jb. d. Ver. f. christl. Kunst in München I, 1912, S. 1-26;
    J. Baum, Dt. Bildwerke d. 10.-18. Jh., 1917, S. 126 f., Nr. 85;
    Ph. M. Halm u. G. Lill, Die Bildwerke in Holz u. Stein vom 12. Jh. bis 1450, 1924, Nr. 188-91;
    W. Pinder, Die dt. Plastik vom angehenden MA b. z. Ende d. Renaissance II, 1929, S. 250, 292 f., 304;
    T. Demmler, Die Bildwerke in Holz, Stein u. Ton, Großplastik, 1930, S. 119 f.;
    B. Fürst, Btrr. zu e. Gesch. d. österr. Plastik in d. 2. Hälfte d. 15. Jh., 1931, S. 50 ff.;
    F. Kieslinger, Ma. Skulpturen e. Wiener Slg., 1937, S. 15 f.;
    Kirchenkunst IX, 1937, S. 87;
    K. Garzarolli v. Thurnlackh, J. K.s u. s. Werkstatt Wappenwand d. Georgskapelle in Wiener Neustadt, in: Belvedere 13, 1938/43, S. 148 ff.;
    ders., Ma. Plastik in Steiermark, 1941, S. 59 ff., 107, 143 f.;
    Theodor Müller, Alte Bair. Bildhauer, 1950, S. 18 f., 38;
    ders. Sculpture in the Netherlands, Germany, France, and Spain 1400 to 1500, 1966, S. 76 f.;
    L. Baldass, Malerei u. Plastik um 1440 in Wien, in: Wiener Jb. für Kunstgesch. 15, 1953, S. 19;
    L. Muckenhuber, Zwei Holzplastiken in niederösterr. Privatbesitz, Eine Madonna aus d. Kreis K.s, in: Unsere Heimat, Mbl. d. Ver. f. Landeskde v. Niederösterreich u. Wien 25, 1954, S. 199 ff.;
    K. Ginhart, Die got. Plastik in Wien, in: Gesch. d. Bildenden Kunst in Wien, hrsg. v. R. K. Donin, II, 1955, S. 82 f.;
    W. Paatz, Prolegomena zu e. Gesch. d. dt. spätgot. Skulptur im 15. Jh., 1955, S. 82 ff.;
    Die Gotik in Niederösterreich, Ausstellungskat. Krems-Stein, 1959, Nr. 181;
    J. Zykan, Die Plastik, in: F. Dworschak u. H. Kühnel, Die Gotik in Niederösterreich, 1963, S. 133 ff.;
    Gotik in Österreich, Ausstellungskat. Krems 1967, Nr. 167-69 (H. K. Ramisch);
    Württ. Landesmus. Stuttgart, Neuerwerbungen 1967, in: Jb. d. Staatl. Kunstslgg. in Baden-Württemberg 5, 1968, S. 228;
    E. Baum, Kat. d. Mus. ma. österr. Kunst, 1971, S. 51 f. (L);
    W. Hofstätter, Eigenhändige Madonnendarstellungen d. J. K., in: Alte u. moderne Kunst 17, 1972, H. 124/25, S. 13-21 (L);
    Wien im MA, Ausstellungskat. Hist. Mus. d. Stadt Wien, 1975, S. 118;
    ThB (W, L).

  • Autor/in

    Alfred Schädler
  • Zitierweise

    Schädler, Alfred, "Kaschauer, Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 310-312 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128347384.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA