Lebensdaten
1777 – 1861
Geburtsort
Zürich
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Naturforscher
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 11727397X | OGND | VIAF: 17995547
Namensvarianten
  • Schinz, Heinrich Rudolf
  • Schinz, Rudolf
  • Schinz, Heinrich Rudolf
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Schinz, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11727397X.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Schinz: Heinrich Rudolf S. von Zürich, geboren am 30. März 1777, Sohn des Pfarrers Hans Rudolf S. von Uetikon bei Zürich (1745—90), der sich um die Hebung der einheimischen Landwirthschaft, sowie um die naturwissenschaftliche und volkswirthschaftliche Erforschung des jetzigen Kantons Tessin ("Beiträge zum nähern Kenntnisse des Schweizerlandes“, Zürich 1783 ff.) namhafte Verdienste erworben, ward in seiner Vaterstadt geboren und erzogen. Früh verwaist kam der Knabe, in welchem des Vaters Beispiel und Umgang den Beobachtung- und Sammlersinn des Naturforschers bereits geweckt hatten, zur Vollendung seiner Erziehung in das Haus des Antistes Heß, seines nahen Anverwandten. Seine beruflichen Studien führten ihn nach dem Besuche des züricherischen medicinischen Instituts nach Würzburg und Jena; an letzterem Orte erwarb sich der erst zwanzigjährige am 13. März 1798 die Würde eines Doctor der Medicin. Ueber Paris, wo er einen längeren Aufenthalt machte, kehrte er in die Heimath zurück, gründete sich einen Hausstand und begann seinen ärztlichen Beruf auszuüben, wandte indessen immer mehr den Naturwissenschaften, insbesondere der Zoologie, seinem Lieblingsstudium, Kraft und Muße zu. Nach der Weise seiner Zeit, welcher die Sammlung und Zusammenstellung des naturgeschichtlichen Materials das erste zu erstrebende Ziel war, „beschränkte er sich bei seinen Untersuchungen hauptsächlich auf die äußere Oberfläche der Geschöpfe“, entwickelte aber gerade nach dieser Seite hin eine unermüdliche und höchst anregende Thätigkeit. In der züricherischen physikalischen Gesellschaft bethätigte er sich, „man kann fast sagen, durch unzählige Vorträge und Arbeiten"; auch bemerkt er selbst in der Festrede zum Jubiläum dieser Gesellschaft 1846, er glaube sagen zu dürfen, daß er in den 47 Jahren, während deren er ihr angehört, kaum|vier Male den wöchentlichen Sitzungen nicht beigewohnt habe. Er bemühte sich schon zu Anfang des Jahrhunderts eine Schweizerische naturforschende Gesellschaft zu Stande zu bringen, und als dieselbe 1815 wirklich ins Leben trat, war er eines ihrer thätigsten und ausharrendsten Mitglieder und zwischen 1816 und 1852 nur an einer Jahresversammlung nicht anwesend. Er schuf im Laufe von 12 Jahren eine zoologische Sammlung, welche damals mit den bedeutendsten der Schweiz rivalisirte und die meisten an Reichhaltigkeit übertraf: sie wurde später an den Staat abgetreten, fand in der Hochschule (nachmals im Eidg. Polytechnikum) ihre Aufstellung, und ihre stätige Vervollständigung bildete für S., der die Conservatorstelle an derselben übernahm, bis in die letzten Lebensjahre Herzensangelegenheit. Mit hervorragenden Forschern des In- und Auslandes, so dem Prinzen Maximilian von Wied, Bonpland, Agassiz stand er in wissenschaftlichem und freundschaftlichem Verkehr. Von 1804—33 war S. Lehrer der Naturwissenschaften am medicinischen Institute; als dann 1833 Kantonsschule und Universität gegründet wurden, übernahm er eine außerordentliche Professur an letzterer, am Gymnasium und an der Industrieschule aber den Unterricht in der Naturgeschichte; 1833—37 bekleidete er zugleich das Rectorat der Industrieschule, zog sich dann aber auf seine Hochschulwirksamkeit zurück; nebenher ging stets fort eine rege litterarische Thätigkeit fachwissenschaftlichen Inhalts (s. u.). S. fand aber auch noch Muße, sich dem öffentlichen Leben seiner Heimath zu widmen; von 1823—33 war er Mitglied der höchsten richterlichen Behörde des Kantons, und der „Dr. Schinz, der jüngere“, in späteren Zeiten der „Oberrichter Schinz“, zeigte sich in der Periode des rüstigen Mannesalters oft als ein sehr frisch herausredender Vertreter der freisinnigen Ideen, wovon die Verhandlungen der helvetischen Gesellschaft von 1811 und 1830 Zeugniß ablegen. In der Rede, welche er in der letztgenannten Versammlung, zwei Monate vor der Julirevolution, über „Die gegenwärtige Lage unseres Vaterlandes in ihrer Licht- und Schattenseite“ hielt, sprach er das geflügelte Wort, welches dem politischen Standpunkt der Folgezeit den treffenden Ausdruck gab und daher bis in die Gegenwart gelegentlich citirt wird: „Alle Regierungen der Schweiz müssen es anerkennen, daß sie bloß aus dem Volke, durch das Volk und für das Volk da sind.“

    Bis in sein 73. Lebensjahr erfreute sich S. einer fast ununterbrochen andauernden Gesundheit. 1849 traf ihn ein heftiger Schlaganfall, von dem er sich jedoch wieder nahezu vollständig erholte. Aber bald folgten neue, wenn auch schwächere apoplektische Zufälle, die Gehkraft und die Zunge fingen an zu versagen, Gesicht und Gehör nahmen ab und am 8. März 1861 erlöste ihn der Tod von einem immer peinlicher werdenden Zustande, den er übrigens bis in die letzten Zeiten bei voller geistiger Klarheit mit unverwüstlicher Heiterkeit des Gemüthes ertrug.

    Schriften: J. J. Römer und H. R. Schinz, „Naturgeschichte der in der Schweiz einheimischen Säugethiere.“ Zürich 1809. — Fr. Meisner und H. R. Schinz, „Die Vögel der Schweiz.“ Zürich 1815. — G. Cuvier, Das Tierreich, eingeteilt nach dem Bau der Tiere als Grundlage ihrer Naturgeschichte und der vergleichenden Anatomie, von H. R. Schinz. 4 Bde. 8°. Stuttgart 1821—25. — Von Schinz allein: „Beschreibung und Abbildung der künstlichen Nester und Eier der Vögel, welche in der Schweiz, in Deutschland und in den angrenzenden Ländern brüten.“ Zürich 1819 (unvollendet geblieben); „Abbildungen aus der Naturgeschichte für den Schul- und Privatunterricht" 1824, 2. Aufl. 1840; „Naturgeschichte und Abbildungen der Menschen, Säugetiere, Vögel, Amphibien und Fische“ von 1824 an; „Naturgeschichte und Abbildungen der Säugethiere“, bearbeitet von H. R. Schinz und lith. von K. J. Brodtmann. 2. Aufl. Zürich 1827; „Naturgeschichte und Abbildungen der Menschen der verschiedenen Racen und Stämme.“ 3. Aufl. Zürich 1845; „Europäische Fauna oder Verzeichniß der Wirbelthiere|Europas.“ 2 Bde. Stuttgart 1840; „Systematisches Verzeichniß aller bis jetzt bekannten Säugethiere oder Synopsis mammalium nach dem Cuvier’schen System.“ Solothurn 1844—45; „Monographieen der Säugethiere“ (unvollendet geblieben) 13 Hefte. 1843—52. Daneben eine Reihe kleinerer Veröffentlichungen: 25 Neujahrsstücke (zwischen 1801 und 1844) der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich; ein „Handbuch der Naturgeschichte für Schulen“ Zürich 1834, Umarbeitung des 1829 herausgegebenen „Lehrbuchs der Naturgeschichte für Schulen"; „Der Kanton Zürich in naturwissenschaftlicher und landwirthschaftlicher Beziehung.“ Zürich 1842.

    • Literatur

      Neujahrsblatt der Züricher Naturforschenden Gesellschaft (von Dr. Locher-Balber) 1863. — Hunziker, Geschichte der schweiz. Volksschule III, 103—4 (in letzterem irrige Angabe des Todesjahres).

  • Autor/in

    Hunziker.
  • Zitierweise

    Hunziker, Otto, "Schinz, Rudolf" in: Allgemeine Deutsche Biographie 31 (1890), S. 303-305 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11727397X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA