Albrecht von Halberstadt
- Lebensdaten
- um 1180 – nach 1251
- Geburtsort
- Halberstadt
- Sterbeort
- Jechaburg bei Sondershausen
- Beruf/Funktion
- niedersächsischer Kleriker ; Dichter ; Scholastiker ; Chorherr ; Schriftsteller ; Klerus
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118501623 | OGND | VIAF: 239598348
- Namensvarianten
-
- Albrecht
- Halberstadt, Albrecht von
- Albrecht von Halberstadt
- Albrecht
- Halberstadt, Albrecht von
- Albert, of Halberstadt
- Albrecht, of Halberstadt
- Albertus, Halberstadensis
- Albertus, Scholasticus
- Albertus, Scolasticus
- Albert, d'Halberstadt
- Halberstatt, Albrecht von
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Albrecht von Halberstadt
niedersächsischer Kleriker, * circa 1180 Halberstadt, † nach 1251 Jechaburg bei Sondershausen.
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Biographie
A. ist 1217, 1231 und 1251 als scholasticus der Propstei Jechaburg¶ beurkundet und hatte als solcher Schule, Archiv und Musik zu betreuen. Jechaburg unterstand unmittelbar dem Erzbischof von Mainz, jedoch regierte 1195-1210 ein Propst, der gleichzeitig prepositus von Halberstadt war. Er wird, da 1206 noch ein anderer scholasticus war, A. etwa 1207 aus Halberstadt hierher berufen haben. A. begann seine Reimübersetzung der Metamorphosen des Ovid nach eigener Aussage 1210. Da aber Jechaburg erst 1213 zu Thüringen kam, wird er erst jetzt die Gönnerschaft des Landgrafen Hermann († 1217), dem er das Werk widmet,|gewonnen haben. Das somit 1210-17 verfaßte Werk ist die erste ohne französisches Zwischenglied gemachte Übersetzung aus der klassischen Antike, wobei der Niedersachse sich bemühte, in der mitteldeutschen Literatursprache zu dichten. Von dem Originaltext sind leider nur 432 Verse erhalten, alles andere haben wir nur in Jörg Wickrams 1545 veröffentlichter Überarbeitung, also in der grobianischen elsässischer Sprache des 16. Jahrhunderts. A. hält sich z. T. ziemlich eng an seine lateinische Vorlage, nimmt aber auf sein Publikum Rücksicht und läßt deshalb fremdartige Sitten, Trachten, Gegenstände und Namen weg oder ersetzt sie durch heimische. So hat er die antiken Mythengestalten, Satyren, Faune, Najaden, Nymphen und Giganten durch waltmennel, getwerge, elbinnen, veien, waltfrouwen, wazzerfrouwen und riesen ersetzt, wie er denn überhaupt den deutschen Wald zur Geltung bringt. Die geistreiche, gleißende Form des Römers wird durch interpretierendes, stoffrohes Fabulieren ersetzt, aber als erste und unmittelbare Übersetzung aus dem Lateinischen und als Gesamtleistung nötigt das Werk mit seinen 21 722 Versen Achtung ab. Aber es bleibt ein Werk der Schulpoesie, aufschlußreich für die mittelalterliche Klassikerlektüre. Die Wirkung auf ritterliche Kreise und der literarische Erfolg blieb ihm versagt, nicht zuletzt weil ihm ein zentraler Held, eine durchgehende Handlung und der eigentlich ritterliche Geist mangelten.
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Werke
K. Bartsch, A. v. H. u. Ovid im MA, 1861 (Rekonstruktion d. Textes nach Wickram); J. Wickram, Werke, hrsg. v. J. Bolte, VII/VIII, 1905/6.
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Literatur
ADB X (unter Halberstadt);
Goedeke I, 1884, S. 87, II, 1886, S. 462;
O. Runge, Die Metamorphosenverdeutschung A.s v. H., 1908;
G. Baesecke, Herbort v. Fritzlar, A. v. H. u. Heinrich v. Veldeke, in: ZDA 50, 1908, S. 366 bis 382;
K. Ludwig, Unterss. z. Chronol. A.s v. H., 1915;
K. Helm, H. v. Morungen u A. v. H., in: Btrr. z. Gesch. d. dt. Sprache 50, 1926, S. 143 bis 145;
Ehrismann II, 2, 1, 1937, S. 106-12;
D. Kralik, Der Prolog z. Ovidverdeutschung A.s v. H., in: Festschr. f. M. H. Jellinek, 1928, S. 22-50;
L. Denecke, Ritterdichter u. Heidengötter, 1930, S. 137 bis 142;
E. Schröder, A. v. H., in: ZDA 71, 1934, S. 226;
J. Schwietering, Die dt. Dichtung d. MA, 1941, S. 144 f.;
H. Schneider, Heldendichtung, Geistlichendichtung, Ritterdichtung, 1943, S. 270 f.;
F. Norman, in: Vf.-Lex. d. MA, II, 1936, Sp. 152-56. -
Autor/in
Hellmut Rosenfeld -
Zitierweise
Rosenfeld, Hellmut, "Albrecht von Halberstadt" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 177 f. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118501623.html#ndbcontent